ProSiebenSat.1 ist wie erwartet sehr gut in das neue Jahr gestartet, das zeigen am Montagabend veröffentlichte, vorläufige Geschäftszahlen. Demnach stieg der Konzernumsatz im ersten Quartal um 6 Prozent auf 867 Millionen Euro. Das adjusted EBITDA, also der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, lag bei 72 Millionen Euro (+35 Prozent). Außerdem verbesserte sich der bereinigte Konzernüberschuss von -15 auf +8 Millionen Euro. 

Bereits bei der Vorlage der Geschäftszahlen für 2023 vor einigen Wochen erklärte ProSiebenSat.1, dass man gut in das neue Jahr gestartet sei (DWDL.de berichtete). Insofern sind die nun vorgelegten Zahlen nur folgerichtig. Umsatz- und Ergebnisanstieg führt man einerseits auf die Erholung der TV-Werbeerlöse zurück, aber auch auf das Wachstum bei den digitalen und smarten Werbeerlösen - diese seien vor allem getrieben durch Joyn, heißt es. Mit einem Anstieg der AVoD-Umsätze von 50 Prozent sei es das beste Quartal in der Geschichte von Joyn gewesen. 

Probleme macht dagegen weiter das Dating & Video-Geschäft, das unter dem Vorjahr blieb. Gleichzeitig wuchs der Bereich mit den anderen Commerce-Beteiligungen, hier entwickelten sich vor allem Verivox und Flaconi gut. Das insgesamt verbesserte Ergebnis ist allerdings auch auf die stark verringerten Kosten zurückzuführen, so mussten zuletzt viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Konzern verlassen. 

Signal der Stärke vor Hauptversammlung

Eigentlich hatte ProSiebenSat.1 die Vorlage der Quartalszahlen erst für den 14. Mai angekündigt. Dass man nun schon vier Wochen vorher kommuniziert, dürfte einen triftigen Grund haben. Am 30. April steht nämlich die Hauptversammlung des börsennotierten Unternehmens an - und derzeit sieht es so aus, als würde es dort einen Machtkampf zwischen Aufsichtsrat und Vorstand auf der einen und Großaktionär Media for Europe (MFE) auf der anderen Seite geben. 

Die Italiener wollen ProSiebenSat.1 bekanntlich dazu zwingen, die Aufspaltung des Konzerns voranzutreiben (DWDL.de berichtete). So will MFE, das fast 30 Prozent am Konzern hält, dass ProSiebenSat.1 seine nicht zum Kerngeschäft gehörenden Beteiligungen auslagert - und das eher heute als morgen. Aufsichtsrat und Vorstand haben sich klar gegen diesen Plan positioniert und hoffen bei der Hauptversammlung, ebenso wie MFE, auf eine entsprechende Unterstützung der übrigen Aktionärinnen und Aktionäre. 

Mit der nun erfolgten Veröffentlichung der Geschäftszahlen für das erste Quartal will man in Unterföhring auch signalisieren, die Situation im Griff zu haben. Etwas, das man bei MFE wohl anders sieht. Den Ausblick für das laufende Jahr hat man nun jedenfalls nicht noch einmal verändert. So erwartet man weiterhin einen leicht gesteigerten Umsatz sowie ein in etwa gleich bleibendes adjusted EBITDA. 

MFE hat schon mit Banken verhandelt

Martin Mildner, Finanzvorstand der ProSiebenSat.1 Media SE, sagt zu den Zahlen: "Wir sind wie erwartet sehr gut in das Jahr gestartet. Das zeigt, dass die konsequente Umsetzung unserer Strategie greift. So konnten wir das erste Quartal 2024 nicht nur mit einem Umsatzwachstum, sondern auch durch ein konsequentes Kostenmanagement mit einem deutlichen Ergebniswachstum abschließen. Der Werbemarkt hat sich zum Jahresbeginn leicht erholt und wir haben sowohl unsere TV- als auch unsere digitalen & smarten Werbeerlöse in der DACH-Region gesteigert, dabei haben wir auch von einem früheren Osterfest im Vergleich zum Vorjahr profitiert. Gleichzeitig setzte unser Commerce & Ventures-Portfolio rund um Verivox und flaconi das dynamische und profitable Wachstum fort. Im weiteren Verlauf des Jahres werden wir unsere Strategie intensiv weiter vorantreiben und unser Cash- und Kostenmanagement konsequent fortsetzen."

Und MFE? Dort setzt man alles daran, auf der Hauptversammlung Ende April die eigenen Anträge erfolgreich durchzubringen. Sollten der Großaktionär das schaffen, wäre es eine Bombe, die in Unterföhring einschlagen würde - mit unabsehbaren Folgen für Führung und Aufsicht des Konzerns. Insofern ist der 30. April durchaus ein Schicksalstag für ProSiebenSat.1 - mit möglicherweise weitreichenden Auswirkungen auf die kommenden Jahre. 

Immer wieder spekuliert wird ja auch, dass MFE das Kerngeschäft von ProSiebenSat.1 gerne übernehmen würde. Und glaubt man einem Reuters-Bericht vom Montag, hat man ein solches Szenario in Mailand längst sehr konkret durchgerechnet. So hat MFE bereits mit drei Banken (Bank of America, Deutsche Bank, UniCredit) über die mögliche Finanzierung einer Übernahme des deutschen Fernsehkonzerns verhandelt. Demnach sollen die Banken bereit sein, Kredite von teils 3,7 Milliarden Euro zu gewähren, damit MFE einen entsprechenden Deal durchführen könnte. So viel ist ProSiebenSat.1 an der Börse aktuell zwar gar nicht wert, aber bei einer Übernahme müssten wohl auch bestehende Schulden refinanziert werden. Weder MFE, die angesprochenen Banken, noch ProSiebenSat.1 haben sich gegenüber Reuters dazu geäußert.