Kein halbes Jahr im Amt, hat der neue MDR-Intendant Ralf Ludwig seinem Haus ein umfassendes Sparprogramm auferlegt. Auf einer Mitarbeiterversammlung sind am Freitag die Leitplanken für die Strategie- und Finanzplanung vorgestellt worden. Demnach wird der MDR in der kommenden Beitragsperiode mindestens 160 Millionen Euro einsparen, um das Ziel eines ausgeglichenen Haushalts erfüllen zu können. Erklärtes Ziel ist es, den MDR "unter Berücksichtigung der geänderten finanziellen Lage weiterhin publizistisch erfolgreich" zu halten, wie aus einer Präsentation hervorgeht, die der Belegschaft jetzt präsentiert wurde. 

"Es ist richtig, dass der MDR auf der Grundlage der Empfehlung der KEF im 24. Bericht in der kommenden Beitragsperiode mindestens 160 Millionen Euro wird einsparen müssen", sagte ein MDR-Sprecher auf DWDL.de-Nachfrage. "Dazu befinden wir uns in internen Prozessen, die wir zunächst mit Mitarbeitenden und unseren Gremien - Verwaltungs- und Rundfunkrat - besprechen. Wir bitten um Verständnis, dass wir uns gegenwärtig nicht weiter dazu äußern."

Die Pläne, die am Freitag auf der Mitarbeiterversammlung vorgestellt wurden und die DWDL.de vorliegen, sind dafür umso konkreter - und erfolgen nicht nach dem Rasenmäherprinzip, wie es heißt. Stattdessen gebe die Strategie die Einsparschwerpunkte vor. So hat der MDR fünf Handlungsfelder ausgemacht, mit denen das Sparziel erreicht werden soll. Eines der Felder betrifft eine Reduzierung des Personals, die jedoch durch den zu erwartenden Generationenumbruch in den nächsten Jahren "sozialverträglich" gestaltet werden soll. Bis 2028 werde es etwa 300 altersbedingt ausscheidende feste und freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geben, zudem soll von Juli dieses Jahres bis Ende 2028 - mit Ausnahmen - ein Nachbesetzungsstopp verhängt werden.

"Anpassung des ARD-Engagements"

Rund 47 Millionen Euro will der MDR auf diesem Wege sparen - genauso viel wie im Bereich Programm und Produktion, wo man das Credo "MDR für alle" zwar weiter verfolgen, aber auf die "deutlich veränderten Rahmenbedingungen" anpassen will. Konkret sollen unterhaltende Programmfarben reduziert werden, "auch auf ARD-Ebene", wie es explizit heißt. Dieser Schritt könnte sich vor allem auf die erfolgreichen Shows mit Florian Silbereisen auswirken, deren Zukunft ohnehin unklar ist. Tatsächlich sollen durch eine Anpassung des ARD-Engagements weitere 20 Millionen Euro eingespart werden. 

Im MDR Fernsehen will man sich künftig auf die Kernsendezeit zwischen 14:00 Uhr und 22:30 Uhr, am Wochenende auch etwas später, konzentrieren - was zu einigen Anpassungen im Programmschema führen wird. So wird der Polittalk "Fakt ist!" vom späten Montagabend auf den Sendeplatz am Mittwoch um 20:45 Uhr verschoben, wo er im Anschluss an das Magazin "Exakt" sowie die Reportagen "exactly" und "Exakt - Die Story" laufen wird. Diese teilen sich fortan einen Sendeplatz, wodurch sich die Zahl der jeweiligen Ausgaben spürbar reduziert. Sparen will der MDR außerdem, indem künftig das NDR-Gesundheitsmagazin "Visite" übernommen wird. Das Kulturmagazin "artour" rückt im Zuge dessen auf den Sendeplatz um 21:15 Uhr vor. Eingestellt wird zudem die Quizshow "Quickie", die seit vielen Jahren samstags im Vorabendprogramm zu sehen war, sowie die Reportage-Reihe "Biwak". 

"Weniger, aber dafür stärkere Angebote"

Zugleich kündigte der MDR Einsparungen im Audiobereich an. So will man insbesondere am Abend gemeinsame Angebote der ARD nutzen und mitgestalten. Für 2025 wird darüber hinaus eine gemeinsame Abendgestaltung der Landeswellen angestrebt, die zu einem bundesweiten ARD-Angebot entwickelt werden soll. Im Digitalen gilt das Credo: "Weniger, aber dafür stärkere Angebote." Konkret soll die Zahl der Podcasts reduziert werden.

Einsparungen in Höhe von 20 Millionen Euro erhofft sich der MDR außerdem durch eine Reduzierung der Verbreitungswege. So sollen mit Blick auf die vergleichsweise geringe Nutzung besonders kostenintensive DVB-T2-HD-Standorte abgeschaltet werden. Über 2027 hinaus sollen zudem die entsprechenden Verträge nicht mehr verlängert werden. Zugleich geht's auch der UKW-Verbreitung an den Kragen: Immerhin 37 UKW-Frequenzen mit kleiner Leistung sollen in mehreren Schritten ab 2025 abbestellt werden, der junge Radiosender MDR Sputnik soll ab 2026 sogar überhaupt nicht mehr via UKW verbreitet werden. Weitere 18 Millionen Euro will der MDR daneben im Bereich von Immobilien, Service und Verwaltung durch Reduzierung von Leistungen und mehr Effizienz einsparen.

In einem nächsten Schritt sollen die genannten Handlungsfelder nun den Gremien des MDR präsentiert werden. Klar ist allerdings schon jetzt, dass auch dem Publikum so manche Einsparungen auffallen werden.