Am 7. September vergangenen Jahres wurde Katrin Vernau, bis dahin Verwaltungsdirektorin des WDR, zur Interims-Intendantin des Rundfunk Berlin-Brandenburg gewählt. Dessen frühere Führung war in den Wochen zuvor geradezu implodiert: Ex-Intendantin Patricia Schlesinger hatte man vom Hof gejagt, dem darauffolgenden geschäftsführende Intendant Hagen Brandstäter hatten die übrigen ARD-Kolleginnen und -Kollegen öffentlich das Vertrauen entzogen, woraufhin dieser über Wochen krankgeschrieben wurde und auch die restliche Führungsriege war durch den Skandal rund um Schlesinger kompromittiert.

Um den kriselnden Sender nicht führungslos vor sich hinschlingern zu lassen, entschied man sich also für eine Notlösung: Eine Interims-Wahl, weil das monatelange reguläre Verfahren zu lange gedauert hätte. Von vornherein stand aber fest: Möglich ist das nur, wenn die Amtszeit auch streng auf ein Jahr begrenzt bleibt. Dementsprechend muss der - ebenfalls neu zusammengesetzte - RBB-Rundfunkrat nun entscheiden, wem man spätestens ab September die Geschicke des RBB für die nächsten fünf Jahre in die Hände legen will.

Die Entscheidung darüber soll nun mit der Wahl der neuen Intendantin oder des neuen Intendanten am 16. Juni fallen. Zuletzt hatte der RBB-Rundfunkrat die Stelle ausgeschrieben, in der Rundfunkratssitzung in dieser Woche wurde nun unter Ausschluss der Öffentlichkeit berichtet, welche Bewerbungen eingegangen sind. Offizielle Angaben zur Anzahl der Bewerbungen oder gar den zugehörigen Namen gibt es nicht, die "B.Z." berichtet von 50 Bewerbungen, von denen aber nur zehn ernstzunehmen seien. In den kommenden Tagen wird nun eine Findungskommission das Feld der Bewerberinnen und Bewerber sichten und dem Gremium dann Vorschläge unterbreiten.

Keine solche Bewerbung abgeben wollte die derzeit amtierende Intendantin Katrin Vernau - die gleichwohl erklärte, sehr wohl für eine reguläre Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Sie begründete das damit, dass sie ja keine neue Bewerberin sei, sondern ihre Pläne und Arbeitsergebnisse in mehr als 100 Stunden Gremiensitzungen vorgestellt, diskutiert undweiterentwickelt habe. "Gerade in diesem Sender braucht es jetzt keinen Wahlkampf", fügte sie hinzu. Ob der Rundfunkrat mit dem eingeschlagenen Sparkurs, der unter anderem eine Konzentration im TV-Programm auf die Kernzone Vorabend und den Rückzug etwa vom "Mittagsmagazin" beinhaltet, für richtig und zukunftsfähig hält, dürfte nun ausschlaggebend sein, ob Vernau ihren Posten behalten wird. Wird sie nicht gewählt, dann kann sie zum WDR zurückkehren. Dort wurde sie als Verwaltungsdirektorin lediglich beurlaubt.

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