"Im Rahmen unserer Erwartungen waren die TV-Werbemärkte im ersten Quartal sehr herausfordernd." Mit diesen Worten fasst Thomas Rabe, CEO der RTL Group, die äußerst ernüchternden Geschäftszahlen des ersten Quartals 2023 zusammen. Konkret sank der Gesamtumsatz der RTL Group um 9,0 Prozent auf 1,422 Milliarden Euro - was einerseits auf deutlich geringere TV-Werbeeinnahmen zurückzuführen ist, aber auch auf die Veräußerungen von RTL Belgium und RTL Croatia. Der Gesamtumsatz sank organisch um 7,7 Prozent.

Der Werbeumsatz betrug 700 Millionen Euro nach 829 Millionen im Vorjahreszeitraum. Dabei machte der TV-Werbeumsatz freilich weiterhin den Löwen-Anteil aus, doch mit 545 Millionen Euro lag dieser über 100 Millionen Euro unter dem Wert des ersten Quartals 2022. Vor allem auf dem deutschen Markt zeigt sich eine Zurückhaltung der Werbekunden: Eigene Schätzungen der RTL Group gehen davon aus, dass der Netto-TV-Werbemarkt in Deutschland 17 bis 18 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresquartals liegt, während das Minus in Frankreich nur auf acht bis neun Prozent geschätzt wird. In den Niederlanden ist gar bloß von einem leichten Rückgang um 1,4 Prozent die Rede.

Besser wird es wohl erst mal nicht: Man sehe "noch keine Erholung", heißt es von Seiten der RTL Group. Thomas Rabe geht von einem Aufschwung der TV-Werbemärkte erst in der zweiten Jahreshälfte aus. Das bedeutet aber auch, dass das Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr wichtiger werden dürfte denn je, weil das zweite Halbjahr auch die traditionell schwachen Sommermonate umfasst.

Deutlich mehr zahlende Streaming-Kunden

Ein weiteres Sorgenkind war unterdessen das globale Inhaltegeschäft Fremantle, dessen Umsatz im ersten Quartal um 5,6 Prozent auf 435 Millionen Euro sank. Zurückzuführen sei das auf "Phasen-Effekte bei der Auslieferung von Produktionen". Immerhin: Der Streaming-Umsatz von RTL+ und Videoland stieg um 15,6 Prozent, was vor allem der stark wachsenden Anzahl an Abonnentinnen und Abonnenten in Deutschland zurückzuführen ist. Tatsächlich konnte die Zahl der zahlenden Abonnentinnen und Abonnenten von RTL+ um 38,4 Prozent auf 4,389 Millionen gesteigert werden - vor allem dank der strategischen Partnerschaft mit der Telekom.

Mit einem Umsatz von 74 Millionen Euro kann der Streaming-Bereich den Rückgang bei den TV-Werbeumsätzen aber noch längst nicht ausgleichen. CEO Thomas Rabe zeigte sich dennoch optimistisch und sprach von einem "starken Wachstum unserer Streaming-Geschäfte". Gleichzeitig habe die RTL Group im ersten Quartal 2023 "sowohl strategisch als auch operativ gute Fortschritte erzielt", sagte Rabe am Donnerstag in einem Statement. "Wir haben in unseren beiden größten Märkten Deutschland und Frankreich Zuschauer-Marktanteile gewonnen und damit unser Kerngeschäft weiter gestärkt."

Rabe bestätigte den Ausblick für das Gesamtjahr 2023, doch das Unternehmen bleibt vor dem Hintergrund der aktuellen Krisen weiterhin zurückhaltend. Das geopolitische und makroökonomische Umfeld bleibe volatil und die Auswirkungen auf die Geschäfte der RTL Group seien "weiterhin schwer vorhersehbar", hieß es. Für das Geschäftsjahr erwartet die RTL Group gleichwohl einen Umsatzanstieg auf 7,3 bis 7,4 Milliarden Euro und ein Adjusted EBITA in Höhe von 1,0 bis 1,05 Milliarden Euro. Die Streaming-Anlaufverluste werden bei knapp unter 200 Millionen Euro erwartet.