Dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk im Allgemeinen und die ARD im Besonderen tiefgreifende Reformen nötig hat, wenn der Rückhalt in der Bevölkerung für die Zahlung des Rundfunkbeitrags nicht gänzlich schwinden soll, ist inzwischen nicht nur in der Medienpolitik, sondern wohl auch in der Führung der einzelnen Sender angekommen. Doch dass schneller Konsens hinsichtlich der nötigen Maßnahmen herrscht, ist trotzdem ziemlich unwahrscheinlich - zu stark gehen die Interessen Einzelner auseinander.

Ein immer wieder diskutierter Vorschlag ist, die kleinsten ARD-Anstalten, die finanziell von den Größeren durch den ARD-internen Finanzausgleich gestützt werden müssen, mit ihren größeren Nachbarn zu verschmelzen. Im Mittelpunkt der Diskussion steht dabei immer wieder der Saarländische Rundfunk, für den SWR-Intendant Kai Gniffke, der im kommenden Jahr auch ARD-Vorsitzender ist, schon Anfang 2021 im DWDL.de-Interview eine weitgehende Kooperation vorgeschlagen hat - quasi knapp unterhalb der Fusion beider Anstalten.

Der SR und die saarländische Politik hatten das damals umgehend zurückgewiesen. Und auch in der nun wieder stärker aufgeflammten Debatte schlägt die saarländische Ministerpräsidenten Anke Rehlinger vorsichtshalber bereits wieder einen Pflock ein und stellt gegenüber der Deutschen Presse-Agentur klar, dass aus ihrer Sicht ein Infragestellen von SR und Radio Bremen alleine "nicht die Lösung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk" sein könne. Vielmehr sei eine Reform "in der gesamten Breite der Anstalten" nötig.

Der SR sei aus Rehlingers Sicht ein "Erfolgsmodell", der nicht nur sehr beliebt und "näher dran an den Menschen" sei, sondern viele Formate auch kostengünstiger als andere produziere. Ohne den SR würde aus ihrer Sicht ein "Identifikationsmerkmal" für die saarländische Bevölkerung wegfallen. Warum wesentlich größere Bundesländer sich trotzdem in Mehr-Länder-Anstalten zusammenfinden konnten und warum das ausgerechnet an der Saar generell nicht möglich sein soll, erklärt Rehlinger freilich nicht.

Die Frage, ob eine komplette Verwaltung im Saarland nötig ist, um Sendungen "nah dran an den Menschen" zu produzieren und ob es den Saarländerinnen und Saarländern womöglich doch egal ist, ob beispielsweise die zuständige juristische Direktion nun in Saarbrücken oder Mainz sitzt, scheint jedenfalls noch nicht gänzlich ausdiskutiert. Eine stärkere Kooperation sieht schließlich auch Rehlinger als einen Weg und sagt: "Man muss auch in die Verwaltungskosten reinschauen, was es dort an Potenzialen für Effizienz gibt." Vielleicht lohnt es sich also, doch nochmal über Kai Gniffkes damals von saarländischer Seite allzu schnell und vollumfänglich vom Tisch gewischte Vorschläge zu diskutieren.

Dass die ARD sich reformieren muss, steht jedenfalls auch für Rehlinger fest. "Einfach nur die Augen zuzumachen und zu hoffen, dass dieser Sturm vorübergeht, das wird, glaube ich, nicht funktionieren", sagt sie. Die Kernfrage sei: "Hat das System genug Kraft, sich aus sich heraus zu verändern? Und zwar als System und nicht nur, indem es an den Rändern abschneidet?"