Zwanzig Tage lang haben wir die Bildschirmheldinnen und -helden des Jahres gekürt, doch bei einem DWDL-Jahresrückblick darf die Kritik nicht fehlen: Mit dem charmantesten Negativ-Preis der Branche ehrt die Redaktion des Medienmagazins DWDL.de bereits seit 2008 die Peinlichkeiten des vergangenen Medienjahres. Eine Auszeichnung, die Personen, Marken und Unternehmen gebührt, deren Leistungen in den vergangenen zwölf Monaten "ziemlich ui-jui-jui" waren.

Ihren Ursprung hat diese Auszeichnung in einer Aussage des ehemaligen ARD-Programmdirektors Günter Struve. Dieser hatte einst einen gewagten Auftritt der Künstlerin Lady Bitch Ray in der Show "Schmidt & Pocher" als "ziemlich ui-jui-jui" kritisiert. In dieser Tradition verleiht das Medienmagazin DWDL.de nun schon zum 15. Mal den Goldenen Günter in bierernsten Kategorien. Ermittelt wurden die Preisträger wie jedes Jahr durch Vorschläge von Leserinnen und Lesern des Medienmagazins DWDL.de, aus denen die Redaktion die "schönsten" Fehltritte aussucht und mit einem Goldenen Günter ehrt.

Die ultimative Peinlichkeit des Jahres wählen jetzt allerdings Sie, die Leserinnen und Leser des Medienmagazins DWDL.de: Bis einschließlich 26. Dezember 23.59 Uhr haben Sie am Ende dieses Artikels die Chance zur Abstimmung und wählen unter unseren elf Goldenen Günter-Preisträgern den Super-Günter, die ultimative Peinlichkeit des Medienjahres. Sie haben es in der Hand!

2022! Menschen, Bilder, Emotionen © RTL / Hempel/Gregorowius

Der Goldene Günter in der Kategorie "Doppelmoderation des Jahres“ geht an

Thomas Gottschalk und Karl-Theodor zu Guttenberg bei "Menschen, Bilder, Emotionen"

Es muss Menschen bei RTL und der Produktionsfirma i&u gegeben haben, die es nicht nur für eine gute Idee hielten, Thomas Gottschalk und den früheren Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg als Nachfolger von Günther Jauch gemeinsam den Jahresrückblick “Menschen, Bilder, Emotionen” moderieren zu lassen, sondern sie auch noch im Stile eines Stand-up-Duos in die Sendung einzuführen. Wie sich das ungleiche Duo gegenseitig als “Siberrücken der deutschen Fernsehlandschaft” und “politischen Lackaffen” vorstellte, hatte Slapstick-Charakter und war vor dem Fernseher nur schwer auszuhalten.

Und dann war da auch noch dieser nicht minder unangenehme Moment mit Sarah Connor. Die Sängerin hatte sich gerade dafür entschuldigt, wegen einer Erkältung nicht wie geplant auftreten zu können, da überraschte Thomas Gottschalk mit einem bemerkenswerten Spruch - und berichtete davon, was er dem Team nach Connors Absage erzählte. Er habe gesagt: “Es war ein Scheiß-Jahr, aber es gibt auch gute Nachrichten: Sarah Connor hat abgesagt.” Während des Telefonats blieb Connor zwar noch gelassen, machte ihrem Ärger wenig später jedoch verständlicherweise auf Instagram Luft. “Was war das denn eben?“, fragte sie. Vielen wird es mit Blick auf die gesamte Show ähnlich gegangen sein.

Barbara Schöneberger © Screenshot Das Erste

Der Goldene Günter in der Kategorie "Stummfilm des Jahres“ geht an

den verunglückten Neustart von "Verstehen Sie Spaß?"

Ihre Premiere bei “Verstehen Sie Spaß?” dürfte sich Barbara Schöneberger gewiss anders vorgestellt haben: Die neue Moderatorin des Show-Klassikers feierte im April mit einer Performance zur Musik von “This is the greatest Show” ihren Einstand, doch zu hören war sie nicht. Minutenlang blieb im Ersten während der Live-Übertragung aus Berlin der Ton weg. Was den Eindruck erweckte, als sei Schöneberger gerade selbst Opfer eines Streichs geworden, war freilich eine ärgerliche Panne. Erst recht, weil in dem Auftritt viel Herzblut steckte.

Auch abseits der Ton-Panne wirkte die Premiere über weite Strecken hinweg nicht rund - auch wenn Schöneberger selbst einen souveränen Einstand hinlegte und die anfängliche Störung mit Humor nahm. Während die eingeladenen Social-Media-Zwillinge Lisa und Lena wie ein Fremdkörper daherkamen, erweckten die Anekdoten der früheren Moderatorin Paola Felix den Eindruck, man sei versehentlich in eine Ausgabe aus den 80ern geraten. Dass zeitweise nicht mal ausreichend Sessel für alle Gäste auf der Bühne standen, verstärkte den Eindruck einer verunglückten Sendung noch. Der neuen Moderatorin wurde all das jedenfalls nicht gerecht.

Lionsgate+ © Lionsgate

Der Goldene Günter in der Kategorie "Rückzug des Jahres" geht an

Das schnelle Aus für Lionsgate+

Von einem “zunehmend überfüllten Weltmarkt” sprach Jeffrey Hirsch noch Ende September, als überraschend bekannt wurde, dass Starzplay außerhalb seines amerikanischen und kanadischen Heimatmarktes in Lionsgate+ umbenannt werden soll. Ob der President und CEO von Starz da schon ahnte, dass nur wenige Wochen später das Aus des Streamingdienstes in zahlreichen Territorien, darunter in Deutschland, verkündet werden sollte?

Den Grund für das plötzliche Aus lieferte Lionsgate gleich mit: Eigenen Angaben zufolge wurde im dritten Quartal ein Restrukturierungsaufwand in Höhe von mehr als 200 Millionen US-Dollar in Kauf genommen, der in erste Linie auf die Abschreibung von Inhalten in den betroffenen Gebieten zurückzuführen ist. Ein Ende mit Schrecken also, weil die Verantwortlichen unter anderem in Deutschland wohl keine Möglichkeit mehr sahen, mit ihrem Streamingdienst nennenswerte Erfolge verzeichnen zu können. Wie kurzfristig die Entscheidung gefallen sein muss, zeigt aber nicht nur die kurz vor dem Aus vorgenommene Umbenennung, sondern auch die Ankündigung einer deutschen Serie, deren Zukunft bis heute unklar ist. Dass Starz-Managerin Superna Kalle Deutschland noch im Frühjahr als “sehr wichtigen Markt” bezeichnete, passt ins Bild einer wirren Strategie, ist aber auch Ausdruck eines Marktes, der mehr denn je von kurzfristigen Entscheidungen geprägt ist.

Bild Live © Bild / Niels Starnick

Der Goldene Günter in der Kategorie "Selbstüberschätzung des Jahres" geht an 

Das Scheitern von Bild TV

Von “exklusiven Nachrichten, die live zu Schlagzeilen werden” träumte Julian Reichelt vor dem Sendestart von Bild TV im vergangenen Jahr. Und tatsächlich gelang es Bild in Krisenzeiten Akzente zu setzen, allen voran durch Paul Ronzheimers beachtliche Berichterstattung aus Afghanistan und der Ukraine. Man mag sich kaum vorstellen, wie die Wahrnehmung des Senders gewesen wäre, hätte es einen wie Ronzheimer nicht gegeben. Gereicht hat es trotzdem nicht. Chefredakteur Julian Reichelt ist längst geschasst und auch vom "livehaftigen" Programm, das er sich einst erhoffte, wird 2023 nicht mehr viel übrig bleiben, weil der Springer-Konzern wegen anhaltend schwacher Quoten den aufwendigen Live-Strecken zu weiten Teilen den Stecker zieht.

Womöglich lag der Fehler in der Annahme, die gesamte Bandbreite, für die Bild steht, ins Fernsehen übertragen zu wollen. Kriegsberichterstattung, Sport, Ronzheimers “Handy-Alarm” und ein peinliches “VIP-Radar” lassen sich vielleicht gut auf einem News-Portal oder in der gedruckten Zeitung vereinen – für einen kleinen TV-Sender aber, der dem Publikum ein klares Versprechen geben muss, ist eine solche Bandbreite eher schädlich. Diese Mechanismen des Fernsehgeschäfts unterschätzt zu haben, ist ein schwerwiegender Management-Fehler, der in einem ohnehin harten TV-Werbejahr gleich doppelt teuer wurde. Immerhin: Ein deutsches Fox News, das manche befürchteten, blieb Deutschland vorerst erspart.

Netflix © DWDL

Der Goldene Günter in der Kategorie "Absage des Jahres" geht an

Netflix für den Abbruch des Serienprojekts "Pauline"

Im Frühjahr 2022 war die Rede vom Netflix-Schock. Weil der Streamingdienst mit Quartalszahlen enttäuschte und das möglicherweise doch nicht grenzenlose Wachstum auch dem oftmals berauschten Finanzmärkten klar wurde, begann einerseits bei Aktionären aber auch Netflix selbst eine Phase des Aktionismus, die erst später im Jahr durch wieder solidere Quartalszahlen aufgefangen wurde. Folge des Aktionismus bei Netflix war u.a.  eine Justierung der Content-Strategie. Die deutsche Serienchefin Katja Hofem flog nach Los Angeles und kam zurück mit der Absage eines Fantasy-Serienprojekts und das nur wenige Wochen vor dem geplanten Drehstart des Projekts „Pauline“

Später, bei den Medientagen München, wird sie verteidigen: Das sei ein üblicher Vorgang, den es auch bei ARD und ZDF häufiger gebe. Doch eine Umfrage unter einigen Produzentinnen und Produzenten bestätigt: Die Absage eines Serienprojekts so kurz vor Drehbeginn ist alles andere als üblich, daher ziemlich uijuijui. Dass die Produktionsfirma wenig später ganz überraschend grünes Licht für eine eigentlich nie geplante vierte Staffel von „How to sell drugs online (fast) bekam und im Dezember mit dem ganzen Team nach Los Angeles flog um u.a. Netflix zu besuchen, ist sicher Zufall und keine Entschuldigung.

Mathias Döpfner © Axel Springer

Der Goldene Günter in der Kategorie "Ironie des Jahres" geht an…

Mathias "Besser nicht ernst nehmen" Döpfner

Als hätte das Medienhaus Axel Springer in den vergangenen zwei Jahren nicht schon genug Aufregung hinter sich, für die man mitunter auch Vergleiche in den USA abschließt, um sich einen langwierigen und unvorteilhaften Prozess zu ersparen, erweist sich der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens das zweite Jahr infolge als untragbar. Allerdings nur für den Fall, dass man ihn ernst nimmt.

Denn Äußerungen von Mathias Döpfner sind in letzter Zeit sehr oft ironisch gemeint - zumindest Monate später, wenn sie öffentlich werden und eines der größten deutschen Medienhäuser in Verlegenheit bringen. Was 2021 begann, setzte sich in diesem Jahr fort mit einer eMail, in der Döpfner sich vor der letzten US-Wahl fragte, ob man dafür beten sollte, dass Donald Trump wiedergewählt wird.

Ein Kollateralschaden von Elon Musks Übernahme-Theater bei Twitter war dann die Veröffentlichung eines Chat-Verlaufs, in dem Döpfner Musk anbot, Twitter für ihn zu managen und „daraus eine echte Plattform für freie Rede“ zu machen. Man erinnert sich gruselnd daran, dass Döpfner sich schon ein Jahr zuvor in einem neuen DDR-Staat wähnte. Natürlich auch nur ironisch.

Heidi Klum © ProSieben / Richard Hübner

Der Goldene Günter in der Kategorie "Interview des Jahres" geht an…

Heidi Klums Angst vor kritischen Fragen

Es gab allen Grund zu feiern für Heidi Klum, RedSeven Entertainment und ProSieben: „Germany’s Next Topmodel“ erwies sich im Gegensatz zu anderen langlaufenden Castingformaten in diesem Jahr als enormer Erfolg. Die 17. Staffel der Realityshow holte den höchsten Durchschnitts-Marktanteil seit der vierten Staffel - und das mit so viel Diversity wie nie zuvor, wie die Gastgeberin nicht müde wurde zu betonen. Eine erfreuliche Weiterentwicklung angesichts von Kritik in früheren Jahren als der Schönheitsbegriff noch deutlich enger gefasst wurde.

Mit so viel Rückenwind war Heidi Klum bereit mit DWDL über den Erfolg der Staffel zu sprechen. Aufgrund von Zeitverschiebung, Kurzfristigkeit und Drehterminen stimmten wir ausnahmsweise einer schriftlichen Beantwortung der Fragen zu. Doch zur vereinbarten Frist kamen keine Antworten. Die Fragen - etwa die, ob sie angesichts des aktuellen Erfolgs nicht bereue, erst so spät auf Diversity gesetzt zu haben - seien ihr zu negativ, hieß es.

Ein Überzeugungsversuch lief ins Leere. Angesichts des kurzfristig fehlenden Themas und unserem Unverständnis darüber, sich die Interview-Fragen aussuchen zu können, veröffentlichte DWDL darauf hin die harmlosen Fragen, die Heidi Klum zu kritisch waren. Statt eines Gesprächs über den Erfolg der Staffel machte dann das fragwürdige Journalismus-Verständnis von Heidi Klum Schlagzeilen.

RTL+ © RTL

Der Goldene Günter in der Kategorie "Produktenttäuschung des Jahres" geht an…

"One App, All Media"

„Ich glaube nicht, dass wir am Ende ein Produkt im Sinne von einer App haben werden. Ich glaube, das überfordert den Nutzer. Das ist dann die Super-App, die alles kann, aber niemand will.“ Sagt Bertelsmann-CEO, RTL Group-CEO und RTL Deutschland-Chef Thomas Rabe im November 2022. Eine App, die niemand will - dabei war „One App, All Media“ anderthalb Jahre lang das große, revolutionäre Ziel von RTL Deutschland.

Im Sommer 2021 berichtete DWDL erstmals über die neue Strategie, die RTL Deutschland im November 2021 bei einem Pressetermin in Berlin offiziell präsentierte: Unter dem Motto „One App, All Media“ versprach die Bertelsmann-Tochter eine Weltneuheit, mit der man sich als Pionier positionieren wollte. Die RTL+ App als digitale Heimat für Medien aller Gattungen - die neben Video-Streaming auch Musik, Hörbücher, Podcast und die Zeitschriften von Gruner+Jahr integriert.

Die Revolution fiel bislang aus. Eine zweite App für Audio-Angebote wurde gestartet und ePaper könnte irgendwann folgen. Das war zumindest der Stand bis Thomas Rabe im November in Hamburg bislang unwidersprochen erklärte: „Das ist dann die Super-App, die alles kann, aber niemand will.“ Welche Strategie jetzt gilt, wollte man bei RTL auf Anfrage bislang nicht erklären.

Schrom Nowak © ORF / imago / Eibner Europa

Der Goldene Günter in der Kategorie "Textnachrichten des Jahres" geht an...

Matthias Schrom und Rainer Nowak

In Österreich, so scheint es, versiegt der Strom an peinlichen SMS-Nachrichten von Politikern nie. Neu in diesem Jahr hinzugekommen sind auch haarsträubende Chats von Journalisten mit Politikern. ORF-News-Chefredakteur Matthias Schrom (damals für ORF 2 verantwortlich) schrieb, wie jetzt bekannt wurde, vor einigen Jahren mit dem damaligen FPÖ-Chef Heinz Christian Strache darüber, was alles falsch läuft bei ORF 1 (“maroder Kanal”) und gab dem rechtspopulistischen Politiker Tipps zur Intervention. Schrom erklärt heute, er habe den Gesprächsfaden zu Strache nicht abreißen lassen wollen und sich deshalb dessen Tonalität angepasst  - so kann man es natürlich auch sehen. Nach Bekanntwerden der Chats trat der Journalist mit sofortiger Wirkung zurück.

Und auch Rainer Nowak, Chefredakteur der Tageszeitung “Presse", der gleichzeitig als Geschäftsführer und Herausgeber agierte, stolperte in diesem Jahr über Chats - in seinem Fall mit Thomas Schmid, ehemals Generalsekretär im Finanzministerium. Schmids beschlagnahmtes Handy brachte in der Vergangenheit auch schon Ex-Kanzler Sebastian Kurz unter Druck. Mit Schmid sprach Nowak darüber, dass er ihm in Sachen ORF-Führungsposition helfen müsse. Außerdem hinterging Nowak seine eigene Redaktion, indem er Schmid Tipps gab, wie er auf “Presse”-Anfragen reagieren solle. Sowohl Schrom als auch Nowak nahmen ihren Hut und inzwischen wartet die ganze Branche darauf, wessen Chats als nächstes öffentlich werden (es könnten die von Wolfgang Fellner werden).

Doch in Österreich sind haarsträubende Verflechtungen zwischen Journalisten und Politikern weder neu noch selten. Und Schrom wird inzwischen schon wieder als neuer ORF-Sportchef gehandelt. Irgendwie bleibt in Österreich eben doch oft alles beim Alten.

Rosins Heldenküche © Kabel Eins / Willi Weber

Der Goldene Günter in der Kategorie "Laientheater des Jahres" geht an

Rosins Heldenküche

Frank Rosin versprach in dem neuen Format, zehn Personen, die auf dem regulären Arbeitsmarkt als unvermittelbar galten, im Rahmen eines mehrwöchigen Küchen-Bootcamps die Chance auf einen Ausbildungsplatz zu verschaffen. Doch während einige diese Chance tatsächlich nutzten, stellte sich heraus, dass mindestens drei davon wohl eher kein ernsthaftes Interesse an einem solchen Ausbildungsplatz hatten - weil es sich um Laiendarsteller handelte, die das auch ganz offen auf ihren jeweiligen Instagram-Accounts kundtaten.

Ob Kabel Eins und die zuständige Produktionsfirma RedSeven Entertainment nun im Casting-Prozess nicht in der Lage waren, nach den Namen der Protagonisten zu googeln, ob es ihnen schlicht egal war, dass man es hier mit Laiendarstellern zu tun hatte, die auch schon bei Formaten wie "Auf Streife", "Verdachtsfälle", "Gerichtsreport Deutschland", "Ruhrpottwache", "Klinik am Südring" oder auch "Köln 50667" aufgetreten waren, oder ob man gar gezielt nach Kandidaten suchte, die vor der Kamera sicher abliefern würden, ist unklar - keine der Möglichkeiten lässt die Macher aber in einem guten Licht erscheinen. Dass Sender und Produktionsfirma trotzdem keinerlei Problem erkennen konnten und die Sendung unverdrossen als "zu hundert Prozent authentisch" darstellen, ist aber vielleicht schon Teil des Problems.

Patricia Schlesinger © RBB/Oliver Ziebe

Der Goldene Günter in der Kategorie "Selbstbedienung des Jahres" geht an

die ehemalige Führung des RBB um Patricia Schlesinger, Hagen Brandstäter und Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf

Als sich Patricia Schlesinger im September in der "Zeit" erstmals nach Rücktritt, Abberufung und fristloser Entlassung öffentlich einließ, wies sie - nachdem sie sich in bemerkenswert selbstbewusst bis selbstverliebt wirkender Pose ablichten ließ - annähernd sämtliche Schuld von sich. Dabei hatte sie zusammen mit ihren Gefolgsleuten in der RBB-Führung und den untätigen Kontrollorgangen die ARD und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk gerade in die größte Krise seiner Geschichte gestürzt - deren mittel- und langfristige Nachwirkungen noch völlig offen sind.

Die Liste der Vorwürfe, Fehler und Verfehlungen ist dabei mittlerweile kaum noch überschaubar. Sie reichen vom berühmt gewordenen Massagesessel und dem italienischem Parkett über vom RBB bezahlte Abendessen in Schlesingers Privatwohnung und dienstliche abgerechnete Reisen mit privatem Anschein bis hin zu dubiosen Beraterverträgen rund um das digitale Medienhaus, dessen völlig aus dem Ruder laufende Kosten ohnehin nur in einem Unternehmen denkbar waren, das sich von solidem Wirtschaften augenscheinlich weit entfernt hatte. Viele der Vorwürfe haben dabei längst strafrechtliche Relevanz und müssen von Gerichten geklärt werden.

Dass es obendrein noch ein ARD-weit einmaliges Bonus-System gab, mit dem die RBB-Führungskräfte ihr ohnehin stattliches Salär nochmal deutlich aufstocken konnten, während gleichzeitig im Programm und bei der restlichen Belegschaft eine Sparmaßnahme nach der anderen verkündet wurde, verstärkt aber nur den verheerenden Eindruck einer Selbstbedienungsmentalität auf Beitragszahler-Kosten, die so nur denkbar war, weil es auch gänzlich an effektiver Kontrolle fehlte und der mit Schlesinger offenbar freundschaftlich verbundene Verwaltungsratschef Wolf-Dieter Wolf fast im Alleingang alle fragwürdigen Vorgänge durchwinken konnte. Beim RBB liegt das Versagen damit nicht nur beim Einzelnen, sondern auch im System, von dem allzu viele offenbar nur allzu gerne persönlich profitieren wollten.

Und jetzt sind Sie dran! Stimmen Sie ab!

Die ultimative Peinlichkeit des Jahres wählen jetzt Sie, die Leserinnen und Leser des Medienmagazins DWDL.de: Bis einschließlich 26. Dezember 23.59 Uhr haben Sie die Chance zur Abstimmung und wählen unter unseren elf Goldenen Günter-Preisträgern den Super-Günter, die ultimative Peinlichkeit des Medienjahres. Wer gewonnen hat, lösen wir dann am Dienstag, den 27. Dezember auf.

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