"Gibt es Dinge, die hätten besser laufen können?" "Braucht es auf Ihrem Posten Veränderung?" "Auf wen empfinden Sie Wut?" Es sind nur drei Fragen eines exzellent geführten Interviews von Sportjournalistin Esther Sedlaczek, über die Bühne gegangen einige Minuten nach dem letztlich doch äußerst enttäuschenden Vorrunden-Aus mit dem inzwischen ehemaligen DFB-Funktionär Oliver Bierhoff. Es sind aber drei Fragen, die die Klasse der Berlinerin untermauern. Für die ARD, das kristallisierte sich in diesem Jahr besonders deutlich heraus, ist Sedlaczek der wahrscheinlich größte On-Air-Personalcoup der vergangenen Jahre. Ihre Moderation bei der Winter-WM war immer auf den Punkt. Mit Experte Bastian Schweinsteiger ergab sie ein deutlich besseres Duo als das rund eineinhalb Jahre zuvor noch bei Schweinsteiger und Jessy Wellmer der Fall war.



Esther Sedlaczek, beruflich groß geworden zunächst im Regional-TV und dann bei Sky. Etwas mehr als zehn Jahre ist es her, dass sie einem öffentlichen Castingaufruf des Pay-TV-Unternehmens folgte, dieses rockte und sich dann beginnend als Interviewerin in der zweiten Bundesliga hocharbeitete. Ihre erste Fußballshow? Ein donnerstäglich aus einer Kneipe gesendetes Vorschau-Format namens "Mein Stadion", präsentiert zusammen mit Urgestein Ulli Potofski. Danach? Zweitliga-Topspiel am Montagabend, Bundesliga-Konferenz und schließlich der Sprung zur "Sportschau", wo sie insbesondere bei dieser WM glänzte und es somit sehr verdient zu ihrem Karrierehöhepunkt schafft. Am Nachmittag moderiert sie das WM-Finale zwischen Argentinien und Frankreich im Ersten.

Was Sedlaczek nämlich auszeichnet: Gesprächsführung. Erkennbar im Zusammenspiel mit Ex-Kicker Schweinsteiger, dem es beeindruckend gelang sein "Schweini"-Image spätestens in den vergangenen Wochen abzulegen, aber auch in Gesprächssituationen mit Spielern oder Verantwortlichen. Und die ARD scheint von ihrem Neuzugang kaum genug kriegen zu können. Im Sommer präsentierte sie die langen Strecken der European Championships, also Leichtathletik, aus München, sie startete zudem bei "Blickpunkt Sport", der Traditionssendung des Bayerischen Rundfunks.

Und sie trat in die Fußstapfen von Jörg Pilawa, zweifelsfrei einer der bekanntesten deutschen Quizmaster – und das auch noch mit Erfolg. Ihr "Quizduell"-Einstand bescherte dem Ratespiel schließlich die beste Quote seit 2019. Insbesondere in den zurückliegenden Wochen zogen dann die Marktanteile der Sendung wieder deutlich an. Im November etwa kam das Format auf mehr als zwölf Prozent, ebenfalls Werte, die es in einer Monatsbilanz seit 2019 nicht erreicht hatte.

Dass Sedlaczek nebenbei noch ihre beiden 2019 und 2021 geborenen Kinder großzieht, soll nicht unerwähnt bleiben. Und auch nicht der Fußballverein Hertha BSC, mit dem der Erzählung zufolge alles begann. Im Olympiastadion soll sie als junges Mädchen die Liebe für den Fußball entdeckt haben. Damit ist den Herthanern nun aber wirklich ein großer Coup gelungen.