Für 2023 gibt es spannende Neuigkeiten beim Seriencamp. Wer von Euch will die Katze aus dem Sack lassen?

Malko Solf: Wir haben in München mit einem schlanken Team und begrenzten Mitteln das Seriencamp aufgebaut und die Veranstaltung wurde von Fans aber auch der Branche schnell angenommen. Die Conference und das Festivalprogramm haben sich über die vergangenen acht Jahre immer weiter entwickelt, aber nicht in dem Tempo bzw. Umfang, wie wir uns das gewünscht hatten. Um die Veranstaltung jetzt weiter auszubauen und den nächsten Schritt zu machen, ziehen wir 2023 mit dem Seriencamp von München nach Köln.

Die größte Veränderung seit dem Start des Seriencamps 2015...

Malko Solf: Die gewollt größte Veränderung. Durch Corona gab es für unsere Conference und das Festival, wie für viele andere Events, natürlich unfreiwillig große Veränderungen. Wir waren mal digital, mal hybrid. Die zwei Jahre gaben aber auch Gelegenheit, den Markt zu beobachten und über die eigene Entwicklung nachzudenken und das Comeback zu planen. 

Mit welchem Ergebnis?

Malko Solf: Wir wollen größer werden, fachlich internationaler. Das braucht mehr Mittel und Unterstützung. Mit dem Konzept sind wir dann zu unseren Förderern gegangen, aber es war in München nicht ganz einfach, alle zu überzeugen. Darüber haben wir uns ja Anfang des Jahres unterhalten und dann ist über Deine Vermittlung der Kontakt mit Petra Müller von der Film- und Medienstiftung NRW entstanden. Dort teilt man unsere Begeisterung für den Ausbau einer international  ausgerichteten Fachveranstaltung mit eingebundenem Festival für Serienfans. Es gab auch anderweitig Interesse, aber die Energie bei dem Thema war in NRW sehr überzeugend. 

Das klingt jetzt etwas blumig. Wie kam es dann letztlich zum Umzug des Seriencamps?

Malko Solf: Die ersten Gespräche mit Petra Müller waren schon sehr konstruktiv. Als wir dann Interesse an Köln signalisiert hatten, kam relativ schnell auch Nathanael Liminski und die Staatskanzlei NRW ins Spiel. Mit dieser Unterstützung wurde der Umzug dann konkret, weil es nicht nur eine Finanzierung sondern gemeinsame Euphorie für die inhaltlichen Pläne des Seriencamps 2023 in Köln gibt. 

Simone Schellmann: Besonders freut uns, dass uns alle langjährigen Partner aus unserer Zeit in München wie Prime Video oder Sky Deutschland weiter unterstützen und den Schritt nach Köln mitgehen. Aber wir sind natürlich offen für weitere Partner aus NRW. Da führen wir schon gute Gespräche und freuen uns auf alle, die gemeinsam mit uns Serien feiern wollen.

Gibt es schon ein Datum für das Seriencamp 2023?

Simone Schellmann: Das kann ich als die, die fürs Seriencamp jetzt auch selbst an den Rhein zieht, gerne beantworten. Das Seriencamp 2023, bestehend aus Conference und Festival, findet vom 13. bis 17. Juni in Köln statt und beide Bestandteile - für die Branche und Fans - rücken jetzt noch näher zusammen, weil wir künftig tagsüber die Conference veranstalten aber jeden Abend dann Festival-Programm, u.a. mit Serien-Premieren. Es findet also parallel statt nacheinander statt.

Warum der Wechsel in den Sommer?

Gerhard Maier: Wir waren schon immer ein bisschen neidisch auf die Festivals, bei denen das Networking bei besseren Temperaturen auch mal draußen stattfinden konnte. Insbesondere weil genau das bei der Seriencamp Conference immer mehr Bedeutung bekommen hat, u.a. mit unserem Story Exchange, auf den wir besonders positives Feedback von Sendern, Produktionsfirmen und Kreativen bekommen haben. Das kann künftig noch besser werden, weil wir es noch stärker in den Fokus rücken. Das war bislang durch die Ressourcen limitiert und in Köln können wir dieses Format ausbauen. Aber bei der Entscheidung für den Sommer waren natürlich auch die Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre ein Faktor. Wir waren mit dem Herbsttermin da sehr geplagt und in Zeiten einer noch immer nicht überstandenen Pandemie, ist der Sommer das geringere Risiko.

Weil Du die Seriencamp Conference, also den Fachteil, gerade angesprochen hast. Gibt es Änderungen?

Gerhard Maier: Wir werden unsere Insights, also die Paneldiskussionen und Vorträge, bei denen wir immer Information mit Inspiration mischen wollen, beibehalten und um neue Formate und verrücktere Ideen ausbauen, die bei uns schon ein paar Jahre in den Schubladen liegen und jetzt machbar sind. Da wird es Programmpunkte geben, die es so bei keiner anderen Serienkonferenz gibt.

Jetzt gibt es in Europa inzwischen zahlreiche Serienfestivals und -konferenzen. In welcher Liga sieht sich das Seriencamp? Wie seht Ihr Euch in dem Wettbewerb um Aufmerksamkeit bei Branche und Fans?

Malko Solf: Wenn wir die Fußball-Analogie bemühen, dann wollen wir uns verlässlich auf den Euro League-Plätzen tummeln, vielleicht auch mal Champions League-Luft schnuppern. Aber wir definieren nicht als Ziel, die Nr.1 in Europa zu sein. Das wäre eine harte Schlacht. Dann verliert man auch aus dem Auge, dass es in erster Linie Spaß machen soll und wir sind unseren Serienfans sehr verbunden. Weil wir es selbst auch sind. Und wenn wir die Analogie beenden, dann ist das was wir vorhaben in der Event-Branche ein sogenannter Boutique-Event, der sehr stark auf das Netzwerk der Kreativen zurückgreifen kann, weil wir uns dort in den vergangenen Jahren eine große Akzeptanz erarbeitet haben. Dem bleiben wir treu und wollen weiter einen ungezwungenen Rahmen schaffen, wie es auch sehr gut zur neuen Heimat in Köln passt. 

Simone Schellmann: Genau das macht das Seriencamp ja auch zum Camp. Das entsprechende Feedback haben wir in den vergangenen Jahren immer wieder bekommen. Eine kreative Atmosphäre, die das Entstehen von Serien-Ideen genauso feiert wie die Premiere einer fertigen Serie. 

Und letztere interessiert natürlich Serienfans besonders, weil das Seriencamp auch ein Festival für alle ist. Das bleibt so?

Gerhard Maier: Natürlich! Wir haben das Seriencamp 2015 als Publikumsfestival gegründet. Als Fans interessierte uns die Gelegenheit zum Austausch mit den Kreativen hinter spannenden Projekten - und weil wir die dann schon mal da hatten fürs Festival, ist daraus zunächst der Professional Day und später die Seriencamp Conference entstanden. Inzwischen helfen sich diese beiden Programmteiel gegenseitig. Aber der Kern war und ist, dass wir alle Serienfans sind und diese Serienlust vom individuellen iPad oder Fernseher zu einem Gemeinschaftserlebnis machen wollen.

Malko Solf: Den Serienfans in NRW und drum herum sprechen wir an dieser Stelle schon mal die Einladung aus, sich bei uns die spannendsten neuen und unentdeckten Serien anzuschauen. Auch ganz unabhängig vom Interesse für die Branche oder Hintergründe. Das Seriencamp Festival ist für alle, die Serien lieben.

Dann zum Abschluss eine inhaltliche Frage: Leben wir noch in einem goldenen Zeitalter der Serie?

Gerhard Maier: Eine gewisse Konsolidierung des Marktes war zu erwarten und tut der Popularität der Serie keinen Abbruch, weil es zuletzt ja sowohl bei Fans wie auch Profis aus der Branche eine gewisse Überforderung gab, mit dem enormen Angebot überhaupt noch Schritt zu halten. Wir haben ein Überangebot von Serien erlebt unter dem die Qualität auch mal gelitten hat. Auf den Hype folgt gerade eine Fokussierung auf dem Serienmarkt, was Budgets und Bandbreite angeht. Und trotzdem gibt es noch weitaus genug, um sich auf das Seriencamp 2023 zu freuen.

Simone, Gerhard, Malko, herzlichen Dank für das Gespräch.