Die jüngsten Zahlen seines Arbeitgebers bescheinigen Benedikt Frey, wie wichtig seine Aufgabe geworden ist. In Haushalten mit Samsung-Fernsehern hat sich nach Unternehmensangaben nämlich eine bemerkenswerte Verschiebung vollzogen: Während die durchschnittliche Verweildauer auf Abo-Streaming-Diensten (SVoD = Subscription Video on Demand) im ersten Halbjahr um fünf Prozent zurückging, legte sie bei kostenlosen Streaming-Kanälen (FAST = Free Ad-supported Streaming Television) um 19 Prozent zu. Allein mit billig zusammengekauften Channels voller Uralt-Filme wäre solch ein Wachstum wohl kaum denkbar. "Natürlich achten die Konsumenten auch beim Entertainment verstärkt aufs Geld, ohne sich jedoch mit minderer Qualität zufriedenzugeben", sagt Frey, der als Country Lead DACH das Angebot von Samsung TV Plus verantwortet. Rund zehn Millionen Haushalte haben hierzulande Zugriff darauf, knapp dreieinhalb Millionen nutzen es laut Frey regelmäßig.

Im Bemühen um attraktivere FAST-Kanäle legt Frey ab sofort mit US-Comedy-Serien nach, die im Streaming bislang überwiegend hinter der Bezahlschranke zu finden waren. Auf "Comedy Mix", dem soeben gestarteten neuesten Samsung-TV-Plus-Sender, laufen Titel wie "The Office", "30 Rock", "Unbreakable Kimmy Schmidt" oder "The Mindy Project", die Frey per Lizenzkauf von NBC Universal erworben hat. Gerade das US-Remake von Ricky Gervais' kultiger Workplace-Mockumentary "The Office", das von 2005 bis 2013 bei NBC lief, gilt als eines der wertvollsten Streaming-Programme überhaupt. Für Netflix in den USA war es lange Zeit der meistgesehene Titel, ehe die Rechte Ende 2020 ausliefen und die Serie dann für den bis dato stärksten Neukundengewinn bei der NBC-eigenen Plattform Peacock sorgte. In Deutschland ist "The Office" derzeit parallel im SVoD bei Netflix und Sky/Wow verfügbar, "Kimmy Schmidt" bei Netflix, "30 Rock" und "Mindy Project" wiederum bei Sky/Wow. Angereichert wird das Programm von "Comedy Mix" mit den unverwüstlichen Prank-Videos des kanadischen Anbieters Just for Laughs. 

Unter den 115 Kanälen von Samsung TV Plus, die derzeit in Deutschland empfangbar sind, ist "Comedy Mix" der fünfte, der von Samsung selbst betrieben und kuratiert wird. Als erster Owned & Operated Channel, den Freys dreiköpfiges Team in München betreut, startete im Juli 2021 "Wilder Planet" mit Natur- und Wildlife- Dokus, die von der niederländischen ZDF-Studios-Tochter Off the Fence stammen. Im Oktober 2021 folgte "Mystery Krimi" mit Serien aus dem Vertrieb von Paramount und Palatin Media, das mittlerweile ein Rebranding zu "Crime Mix" erlebte und statt Paramount- nun Fremantle-Titel enthält. Seit April dieses Jahres ist "Cine Mix" auf Sendung, das mit Filmen vom Vertrieb Plaion Pictures (ehemals Koch Films) bestückt wird, und seit Mitte Oktober schließlich "Terra X" in Partnerschaft mit ZDF Studios (DWDL.de berichtete).

Benedikt Frey © Samsung Benedikt Frey
"Am Ausbau des eigenkuratierten Portfolios ist unsere Premium-Strategie klar erkennbar", sagt Frey im Gespräch mit DWDL.de. "Mit jedem neuen Release wollen wir ein Stück vielfältiger und attraktiver werden." Das Geschäftsmodell variiert dabei je nach Kanal zwischen klassischem Lizenzeinkauf wie bei "Comedy Mix" und einer Werbeerlösbeteiligung wie mit ZDF Studios bei "Terra X". Den Löwenanteil des Angebots machen freilich nach wie vor Third-Party-Channels von "BBC Food" bis "Pluto TV Sitcoms" und Re-Broadcasts von TV-Sendern wie CNN oder Bloomberg TV aus, die Samsung jeweils als fertigen Stream angeliefert bekommt und via Dynamic Ad Insertion mit den von Samsung Ads vermarkteten Werbespots versieht.

Auch auf diesem Feld verzeichnet Samsung TV Plus Zuwachs mit prominenten Namen, wenn auch nicht exklusiv. Seit kurzem ist der Produktionskonzern Banijay mit drei FAST-Kanälen auf der Plattform – wie auch auf LG Channels und Rakuten TV – vertreten: "Spannung & Emotionen", "Comedy & Shows" und "Stars in Gefahr", jeweils ergänzt um den Namensbestandteil "powered by Banijay", das damit einen Schritt in Richtung B2C-Marke geht. Auf "Spannung & Emotionen" sind internationale Banijay-Serien wie "Peaky Blinders", "Broadchurch", "The Bridge", "Gracepoint" oder "Secret Diary of a Call Girl" zu sehen. Auf den beiden deutschen Channels laufen alte Brainpool-Shows in Dauerschleife: "Ladykracher", "PussyTerror TV", "Wolfgang und Anneliese" oder "Axel" auf "Comedy & Shows"; "Schlag den Star", "Wok-WM", "Turmspringen" oder "Promiboxen" auf "Stars in Gefahr". Banijay-CEO Marco Bassetti hatte auf der jüngsten MIPCOM einen massiven Ausbau seiner FAST-Aktivitäten angekündigt. In Nordamerika und Großbritannien betreibt der Konzern bereits 14 solcher Kanäle.

Bei immer mehr Distributoren und Produzenten erwache das Interesse an FAST, stellt Frey fest. Das sei ja auch weitaus besser als auf ungenutzten Lizenzen zu sitzen. "In den zwei Jahren, die ich jetzt bei Samsung TV Plus bin, hat sich enorm viel getan. 2020 habe ich mir mitunter noch den Mund fusselig geredet. Heute liegen die Vorteile von FAST klar auf dem Tisch. So gut wie alle im Markt sind jetzt offen dafür und kommen gern auf uns zu." Bedarf an zusätzlichen Channels sieht der Samsung-Manager insbesondere noch bei deutschsprachigen Nachrichten-, Sport-, Doku- und Wissenschaftsformaten. Da das Gesamtangebot nicht über 120 bis 130 Sender hinauswachsen soll, ist im ersten Halbjahr 2023 mit einer aktiveren Portfoliopolitik zu rechnen. Für jeden Neuzugang wird Frey sich dann mutmaßlich von älteren Kanälen trennen, die dem Premium-Anspruch nicht mehr gerecht werden. Wer heute durchs komplette TV-Plus-Line-up zappt, wird davon noch so einige finden.

Mehr zum Thema