Der jahrelange Absturz der "Bild"-Auflage hat sich im dritten Quartal weiter verlangsamt und liegt nun nur noch bei einem Minus der Verkauften Auflage von einem Prozent auf knapp 1,1 Millionen verkaufte Exemplare. Einen gehörigen Anteil daran hat allerdings die Zahl der E-Paper, die in der IVW-Auflage auftauchen. Im 3. Quartal 2022 blief sich deren Anzahl nun schon auf 140.421, fast 60.000 mehr als noch ein Jahr zuvor - die reine Print-Auflage ist inzwischen also merklich unter die Millionen-Marke gerutscht.

Weil diese E-Paper aber zu einem deutlich geringeren Preis abgegeben werden als die Print-Ausgaben, tauchen sie in der IVW-Ausweisung unter "Sonstige Verkäufe" auf, was dazu führt, dass der Unterschied zwischen Verkaufter und "Harter Auflage" (zu der nur Abo- und Einzelverkäufe zählen) nun auch bei "Bild" immer größer wird. Während die verkaufte Auflage also fast stabil blieb, sank die "harte Auflage"  um 8,9 Prozent auf 916.952.

Der E-Paper-Effekt ist es auch, der dem "Spiegel" und der "Zeit" seit langem gegen den Trend steigende Auflagenzahlen beschert, auch wenn auch dort gedruckt weniger verkauft wird. So weist der "Spiegel" auch in diesem Quartal wieder ein Auflagenplus von fünf Prozent auf rund 730.000  aus, die "Zeit" sogar um 5,7 Prozent auf rund 621.000. Beim "Spiegel" gehen 37 Prozent der verkauften Auflage aber inzwischen auf die Digital-Abos zurück, bei der "Zeit" sind es sogar 45 Prozent. Die Print-Auflage der "Zeit" liegt derzeit bei rund 340.000, die des "Spiegel" bei knapp 460.000. Dem "Stern" fehlt ein so starkes Digital-Geschäft, daher sinkt die Auflage dort auch weiter um 7,7 Prozent.

In der letzten Zeit ist ein ziemlicher Wirrwarr entstanden, welche Titel welche Digital-Abos wie in der IVW ausweisen. Etwas mehr Klarheit, wie groß die zahlende Kundschaft eines Titels ist, soll daher künftig die "IVW-Gesamtzahl" geben, die ab kommender Woche zusätzlich ausgewiesen wird und die auch die Verkaufszahlen der Paid-Content-Angebote und der "Extended E-Paper" umfasst. Mehr dazu dann am kommenden Montag.

Kauftitel mit der höchsten verkauften Auflage

  Verkaufte
3/2022
Verkaufte
3/2021
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV 14 1.526.326 1.660.210 -133.884 -8,1 %
Bild 1.104.771 1.116.139 -11.368 -1,0 %
TV Digital 897.080 981.938 -84.858 -8,6 %
Nur TV Plus 772.343 829.786 -57.443 -6,9 %
Hörzu 769.192 807.642 -38.450 -4,8 %
TV Direkt 731.141 784.994 -53.853 -6,9 %
Der Spiegel 730.742 695.910 +34.832 +5,0 %
Landlust 730.305 763.042 -32.737 -4,3 %
Bild Am Sonntag Gesamt 622.814 675.192 -52.378 -7,8 %
Die Zeit 621.365 588.020 +33.345 +5,7 %
TV Movie 589.172 671.308 -82.136 -12,2 %
TV Pur 540.221 566.158 -25.937 -4,6 %
Auf Einen Blick 529.127 575.159 -46.032 -8,0 %
TV Spielfilm 524.883 577.673 -52.790 -9,1 %
Freizeit Revue 472.476 508.042 -35.566 -7,0 %

Die beiden genannten E-Paper-Fälle "Spiegel" und "Zeit" sind jedenfalls die einzigen beiden Top15-Titel, die ihre Auflage steigern konnten. Einen deutlichen Zuwachs meldet etwas weiter hinten im Feld aber beispielsweise auch der "Playboy", der offenbar zum 50. Jubiläum punkten konnte und eine um 15,3 Prozent gestiegene Auflage ausweist. Ein Teil sind aber auch hier rabattierte E-Paper-Verkäufe, die sich von 2.754 auf 12.879 massiv erhöhten. Betrachtet man nur die harte Auflage, dann fällt das Auflagen-Plus mit 5,6 Prozent nicht ganz so groß aus, ist aber natürlich trotzdem beachtlich.

Deutliche Zugewinne verbuchte auch "Mein Schönes Land", das seine Auflage um 11,7 Prozent steigern konnte. Damit fällt der Titel auch in diesem Segment aus dem Rahmen: Die marktführende "Landlust" muss ebenso wie die "Land-Idee" einen Auflagen-Rückgang von 4,3 bzw. 4,9 Prozent hinnehmen. "Mein schöner Garten" verlor sogar im zweistelligen Prozentbereich.

Die größten Gewinner

  Verkaufte
3/2022
Verkaufte
3/2021
+/-
absolut
+/-
in Prozent
Der Spiegel 730.742 695.910 +34.832 +5,0 %
Die Zeit 621.365 588.020 +33.345 +5,7 %
Mein Schönes Land 212.226 190.057 +22.169 +11,7 %
Lustiges Taschenbuch 152.344 131.060 +21.284 +16,2 %
Lego Star Wars 66.122 49.030 +17.092 +34,9 %
Bravo-Girl 54.512 39.375 +15.137 +38,4 %
Playboy Deutschland 110.708 96.007 +14.701 +15,3 %
Psychologie Heute 60.865 47.101 +13.764 +29,2 %
Schöne Welt 114.356 102.539 +11.817 +11,5 %
Petra 79.665 67.874 +11.791 +17,4 %
Neue Pause 86.208 74.896 +11.312 +15,1 %
Freizeit Illu 81.280 70.182 +11.098 +15,8 %
Welt Von Heute 79.555 69.038 +10.517 +15,2 %
Macht Spaß, Das 59.284 49.141 +10.143 +20,6 %
TV 4wochen 140.789 131.181 +9.608 +7,3 %

Den mit Abstand größten Auflagenverlust weist "Glamour" auf, wobei der Titel inzwischen nur noch sechs Mal jährlich erscheint und dadurch generell starken Schwankungen unterworfen ist. Ansonsten wird die Verlierer-Liste von Programm-Zeitschriften dominiert - was allerdings auch daran liegt, dass es das Segment mit den noch immer höchsten Auflagenzahlen ist. Die "TV 14" verlor binnen eines Jahres trotzdem gewaltige 133.884 Käuferinnen und Käufer, mit über 1,5 Millionen verkauften Heften blieb es gleichwohl der meistverkaufte Einzeltitel.

Ein prozentual sogar zweistelliges Minus verzeichnete "TV Movie", deren Auflage um 12,2 Prozent absackte, "TV Spielfilm" lag 9,1 Prozent im Minus, "TV Digital" 8,6 Prozent, "Auf einen Blick" 8,0 Prozent. Es gab nur zwei Programmies mit einem Auflagenplus: "TV 4 Wochen" und "TV!top" - also zwei Billig-Titel.

Die größten Verlierer

  Verkaufte
3/2022
Verkaufte
3/2021
+/-
absolut
+/-
in Prozent
Glamour 415.717 580.526 -164.809 -28,4 %
TV 14 1.526.326 1.660.210 -133.884 -8,1 %
TV Digital 897.080 981.938 -84.858 -8,6 %
TV Movie 589.172 671.308 -82.136 -12,2 %
Der Vermögensberater 376.794 435.361 -58.567 -13,5 %
Nur TV Plus 772.343 829.786 -57.443 -6,9 %
TV Direkt 731.141 784.994 -53.853 -6,9 %
TV Spielfilm 524.883 577.673 -52.790 -9,1 %
Bild Am Sonntag Gesamt 622.814 675.192 -52.378 -7,8 %
Brigitte 239.613 290.347 -50.734 -17,5 %
Bild Der Frau 445.519 494.921 -49.402 -10,0 %
Auf Einen Blick 529.127 575.159 -46.032 -8,0 %
Neue Blatt, Das 257.808 297.757 -39.949 -13,4 %
Hörzu 769.192 807.642 -38.450 -4,8 %
Neue Post 370.543 408.546 -38.003 -9,3 %

Noch ein Blick auf die Zeitungen: Bei den Wochentiteln konnte neben der "Zeit" auch "Der Freitag" zulegen und meldet eine um 4,8 Prozent gestiegene Auflage. Die "BamS" verlor in den harten Auflagen-Kategorien hingegen prozentual zweistellig, die "FAS" sackte um 6,7 Prozent ab. Bei der "Welt am Sonntag" ist ein Vergleich durch den Samstags-Verkauf nicht ohne weiteres möglich, ebenso wie bei der "Welt", der nun die Samstags-Ausgabe fehlt. Eine steigende Auflage unter den Tageszeitungen kann nur das "Handelsblatt" vermelden, das um 3,3 Prozent auf 132.740 Exemplare zulegen konnte (harte Auflage +2,9 Prozent). Am stärksten abwärts ging's für die "taz" (-6,8 Prozent).

Im Folgenden: Die Auflagen von hunderten Einzeltiteln - und was davon übrig bleibt, wenn man nur die harten Auflagenkategorien betrachtet.