Als Thomas Rabe Stephan Schäfer als Co-CEO von RTL Deutschland abberufen und sich selbst eingesetzt hat, ließ er schon keinen Zweifel daran, dass angesichts des wirtschaftlichen und politischen Umfelds auch für RTL härtere Zeiten anbrechen. "Das ist eine so außergewöhnliche Situation, da ist aktives Handeln nötig", sagte Rabe der "FAZ". "Aktives Steuern bedeutet, dass man neben den Erlösen auch die Kosten im Blick hat, denn es geht um die Fähigkeit zu investieren." In einem Interview, das im RTL-Intranet veröffentlicht wurde, unterstrich Rabe nun, dass man bereits mit rückläufigen Werbebuchungen und steigenden Papierpreisen zu kämpfen habe - und die kommenden Monate würden "noch einmal schwerer".

Die naheliegende Frage nach einem Stellenabbau beantwortet Rabe zwar nicht direkt, sagt aber: "Jedes Unternehmen muss aktives Kostenmanagement betreiben, insbesondere in der aktuellen Situation. Da sind wir bei RTL Deutschland keine Ausnahme." Zuletzt habe man aber unter anderem durch den Ausbau des Streaming-Dienstes RTL+ in Summe mehrere Hundert neue Stellen geschaffen. Da die RTL Group in diesem Jahr aber durch das Streaming-Geschäft Anlaufverluste von 250 Millionen Euro schultern muss, wovon der Großteil auf RTL+ entfalle, müssten Ressourcen neu verteilt  und Strukturen hinterfragt werde, so Rabe.

In diesem Zusammenhang könnte man sich von einigen Magazin-Titeln trennen, die durch die Zusammenführung mit Gruner + Jahr ja nun ebenfalls bei RTL angesiedelt sind. Da das Magazin-Geschäft aktuell "besonders unter Druck" stehe, werde man "das Titelportfolio überprüfen und nur solche Titel mit RTL zusammenführen, die wirklich synergetisch sind." Die Investitionen in Inhalte für die Sender und den Streamingdienst wolle man zwar hochhalten, aber "zielgerichteter einsetzen". Konkrete Details bleibt Rabe auch hier schuldig, es könnte aber bedeuten, dass man sich etwa beim Streamingdienst RTL+ womöglich etwas weniger experimentierfreudig zeigt, als das in den letzten Jahren der Fall war.

All das ist Teil des "Zukunftsprogramms ONE", das "für Aufbruch, Fokus und Effizienz" stehe und mit dem Rabe RTL zukunftsfest aufstellen will. Dieses Programm sieht Rabe als eines von drei Kernthemen, die man bis Jahresende angehen wolle. An erster Stelle nennt er das Zusammengehen mit Gruner + Jahr zur Hebung der Synergien - eigentlich etwas, das schon länger auf der Agenda steht, was dem Vernehmen nach Rabe vor seinem Eingreifen aber nicht schnell genug ging.

Als dritten Punkt führt er den Aufbau eines "Projektmanagement-Office" an - und auch daraus lässt sich ablesen, dass RTL Deutschland es aus Rabes Sicht in der jüngeren Vergangenheit an Geschwindigkeit in der Umsetzung mancher Vorhaben vermissen ließ. Nun soll dafür gesorgt werden, klare Prioriäten bei den zahlreichen strategisch wichtigen Projekten zu setzen, diese effizient zu steuern "und vor allem umzusetzen", so Rabe. Als Beispiele für solche Projekte nennt er ein neues datengetriebenes Programmplanungssystem, den Ausbau von RTL+ und von Addressable TV.