Im Zuge der RBB-Krise war nicht nur die Führung des RBB um die ehemalige Intendantin Patricia Schlesinger in die Kritik geraten, auch die beiden Aufsichtsgremien Rundfunkrat und Verwaltungsrat gerieten in die Kritik. Während der Verwaltungsratsvorsitzende Wolf-Dieter Wolf gemeinsam mit Schlesinger im Mittelpunkt der Affäre steht und in diesem Zusammenhang sein Amt erst ruhen ließ und dann zurücktrat, gab es gegen Friederike von Kirchbach als Vorsitzende des Rundfunkrates keine persönliche Kritik. Sie räumte ihren Posten im August trotzdem und begründete das mit Vorwürfen auch gegen ihr Gremium und damit, einen Beitrag zum Neuanfang leisten zu wollen.

In der Folge übernahm ihr Stellvertreter Dieter Pienkny das Amt interimsweise und leitete den Rundfunkrat dementsprechend auch während der Suche und Wahl der Interims-Intendantin Katrin Vernau. Doch dass Pienkny keine Dauerlösung sein würde, war schon deshalb klar, weil er sich in der nächsten Wahlperiode des Rundfunkrates, die im Februar 2023 beginnt, nicht erneut dem Gremium angehören wird.

Nun hat der RBB-Rundfunkrat jedenfalls einen regulären Nachfolger für Kirchbach gewählt. Und eine große Mehrheit sprach sich dabei für Ralf Roggenbuck aus. Roggenbuck ist im Hauptberuf Staatsanwalt und wurde vom Deutschen Beamtenbund in das ehrenamtlich tätige Gremium entstandt. Im Vorfeld der Wahl hatte er angekündigt, die Kontrollfunktion des Gremiums, die in der Vergangenheit offensichtlich nicht ausreichend war, stärken zu wollen. Als seine Stellvertreterin fungiert Anja-Christin Faber, die die Frauenvereinigungen aus Berlin und Brandenburg in dem Gremium vertritt.

Rogenbuck erklärte nach der Wahl: "Es freut mich sehr, dass mir die Mitglieder des Rundfunkrates zutrauen, dieses schwierige Amt die verbleibenden fünf Monate auszuüben. Zuerst einmal gilt natürlich mein Dank meiner Vorgängerin Frau von Kirchbach, die die letzten Jahre den Rundfunkrat mit großem Engagement geleitet hat. Ich übernehme das Amt des Rundfunkratsvorsitzenden zu einem Zeitpunkt, an dem sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk in einer schweren Krise befindet. Dem Rundfunkrat obliegt jetzt die Aufgabe, der neuen Interimsintendantin Frau Dr. Vernau zur Seite zu stehen und sie bei der Lösung der anstehenden, vielfältigen Probleme zu beraten und zu unterstützen. Neben der notwendigen Verschlankung der Leitungsebene gilt es das Vertrauen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurück zu gewinnen und den rbb zukunftsfähig aufzustellen. Zu der Zukunftsfähigkeit gehört dabei auch, das Projekt Digitales Medienhaus auf den Prüfstand zu stellen. Zuvorderst gilt es aber die beiden Kontrollgremien zu stärken und neu aufzustellen. Der Rundfunkrat wird hierzu Vorschläge zur anstehenden Änderung des rbb-Staatsvertrags beraten und seine abschließende Stellungnahme an die beiden Länderparlamente weiterleiten."