Sie haben hoch gepokert und sollten bedauerlicherweise richtig liegen: Die BBC startete am Donnerstag unmittelbar nach der mittäglichen Mitteilung der Royal Family über die Besorgnis der Ärzte angesichts des Gesundheitszustandes von Queen Elizabeth II. eine Live-Strecke mit Starmoderator Huw Edwards auf BBC One - und berichtete fortan über Stunden hinweg, dass es erstmal kaum etwas zu berichten gab. Immer wieder nahm man Bezug auf die knappe Mitteilung am Mittag, konnte Bilder vom Flughafen in Aberdeen und dem Einfahrtstor zum Anwesen von Schloss Balmoral zeigen. Doch darüber hinaus? "Wir können nur spekulieren" hörte man mehrfach. 

Genau deshalb sorgte die Endlos-Sondersendung von BBC One am Nachmittag für Irritationen, auch in den sozialen Netzwerken. Längst wurde mit Archivmaterial über das Leben und Wirken von Queen Elizabeth II. sinniert. Einmal fällt dabei die Formulierung: "Wenn wir Bilanz ziehen" - bei der BBC wurde der Schlussstrich also schon gezogen. Auch wenn die eingeblendete Bauchbinde über Stunden unverändert sachlich nüchtern mit "HM Queen Elizabeth's health" den Anlass der Sondersendung erklärte, so wirkte das Programm wie ein vorgezogener Nachruf. Das verstörte einige Zuschauerinnen und Zuschauer.

Und aus journalistischer Sicht wurde mit jeder Stunde mehr, in der nichts Gehaltvolles dazu kam, die Frage dringlicher: Woher nimmt die BBC die Gewissheit, die Queen mit über Stunden eingestreutem Nachruf-Material medial schon zu beerdigen? Oder wusste man früh Bescheid? Schon seit dem frühen Nachmittag trug das On-Air-Personal bereits schwarze Kleidung, wie es das vor einigen Jahren kolportierte Protokoll der Operation "London Bridge is down" vorsieht, in dem, im Falle des Todes der Königin, der weitere Ablauf geregelt sein soll. Jetzt ist natürlich klar, dass die BBC rückblickend richtig lag mit den Stunden des betreuten Bangens - was auch ein Service ist. Die emotionale Bedeutung des Königshauses für viele Briten darf man nicht unterschätzen.

BBC Screenshot © BBC

Am frühen Abend, kurz nach halb sieben britischer Zeit, kam dann das abrupte Ende der in Dauerschleife vorgetragenen Spekulationen und Archivbeiträge, bei BBC One einleitete durch eine schwarz-weiße Texttafel "News Report". Auf allen anderen Fernsehsendern der BBC wurde interessanterweise nicht etwa BBC One aufgeschaltet - sondern zum Umschalten aufgefordert. "The BBC is interrupting its normal programmes to bring you an important announcement", sagte dann eine Stimme aus dem Off bei BBC One, bevor die traurige Bestätigung mit den Worten "This is BBC News from London" eröffnet wurde - einer Wortwahl, die schon zu früheren Radio-Zeiten genutzt wurde, um signifikante Botschaften anzukündigen.

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DWDL.de dokumentiert die Mitschnitte jener Momente, an denen die beiden TV-Programme BBC One sowie ITV1 ihre Zuschauerinnen und Zuschauer über die traurige Nachricht vom Tod Queen Elizabeth II. informierten. Die Bekanntgabe der Nachricht folgte bei den beiden großen Sendern dem nüchternen Protokoll: Die knappe Meldung der königlichen Familie - ohne weiteren Kommentar - gefolgt von der Nationalhymne "God Save the Queen". 

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Aufgefallen ist eine letztlich gut gelöste Teleprompter-Panne bei ITV1: Die Moderatorin scheint ausgerechnet in diesem Moment keinen Text finden zu können, weder vor sich auf dem Tisch noch auf dem Teleprompter. Es wirkt, als würde sie daraufhin nachsprechen, was sie aufs Ohr vorgesagt bekommt. Zwei weitere Videos: Einmal die Audiospur von BBC Radio 1 und dann noch der ebenfalls öffentlich-rechtliche Channel 4 mit einer ganz anderen Tonalität - geprägt von einer Einordnung:

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Und in Deutschland? Ohne die stundenlange Vorberichterstattung der Briten wirkten mehrere deutsche Sender überrumpelt: Zuschauerinnen und Zuschauer des Ersten wurden bei "In aller Freundschaft: Die jungen Ärzte" erst mit einem Laufband informiert, um dann abrupt mitten in einen gerade bei Tagesschau24 laufenden Nachruf-Beitrag geworfen zu werden, als man einfach das Signal des Nachrichtenkanals aufschaltete. In den folgenden Minuten schickte man sich dann an, den Rekord eingeblendeter Laufbänder von VIVA Plus zu brechen (falls sich an den optischen Unfall noch jemand erinnern kann), wobei sich die Aussagen der mehreren Laufbänder auch noch teilweise widersprachen. 

ARD Laufbänder © Screenshot

Einfacher und gefühlvoller, weil ohnehin live auf Sendung, gelang es den Nachrichtensendern ntv und Welt sowie Phoenix. Beim ZDF wurde die Vorabendserie "Notruf Hafenkante" dramatisch unterbrochen für ein "ZDF Spezial", das die Spannung zunächst noch etwas hinauszögerte, zu ersten bewegten Bildern erst einmal die Nachrichtenlage der letzten Stunden wiedergab und dann ergänzte: Die Queen ist tot. Weitaus gelungeneres Fernsehhandwerk als das erste unkoordinierte Angebot der ARD in der Breaking News-Situation. Immerhin aber erfuhren auch Zuschauerinnen und Zuschauer des Ersten mehr als das Publikum bei RTL: Eine Einblendung kündigte eine Sondersendung erst für 20:15 Uhr an. Und bei Sat.1 verwies man auf ein "Sat.1 Spezial" um 20:15 Uhr nach den geplanten Nachrichten um 20 Uhr.

Und international? Zum Abschluss hier noch die Breaking-News-Berichterstattung von CNN:

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