Der NDR-Landesrundfunkrat Schleswig-Holstein wird am kommenden Montag kurzfristig zu einer Sondersitzung zusammenkommen, um sich mit den jüngsten Vorwürfen über die Politikberichterstattung des Senders zu beraten. Nach Berichten von "Business Insider" und "Stern" steht der Vorwurf der "Hofberichterstattung" im Raum (DWDL.de berichtete).

Mehrere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Senders hatten ihren Unmut über die Politikberichterstattung im Landesfunkhaus Schleswig-Holstein geäußert. Dabei wurde der Verdacht laut, es gebe eine Art "politischen Filter" durch die Vorgesetzten. Für Aufregung sorgte etwa ein Interview, das ein NDR-Journalist vor zwei Jahren mit dem entlassenen CDU-Innenminister Hans-Joachim Grote führen wollte.

Norbert Lorentzen © NDR / Gino Laib Norbert Lorentzen
Der NDR wies die Vorwürfe unterdessen zurück. "Es gab widersprüchliche Aussagen zu einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Ministerpräsidenten Daniel Günther. Um die Wahrheit herauszubekommen, hatte einer unserer Mitarbeiter vorgeschlagen, ein Interview mit dem zurückgetretenen Minister zu führen. Nach Einschätzung der Redaktion war es für ein solches Interview noch zu früh. Wir wollten zunächst die Recherche fortsetzen", erklärte Norbert Lorentzen, Chefredakteur von NDR Schleswig-Holstein.

Lorentzen weiter: "Diese Entscheidung fand der Mitarbeiter falsch und hat deshalb den Redaktionsausschuss angerufen, um den Konflikt aufzuarbeiten. Das ist sein gutes Recht. Auch wenn nicht in allen Punkten ein Konsens erzielt werden konnte, hat der Redaktionsausschuss festgestellt: Der Verdacht, dass eine politische Motivation hinter der Absage des Interviews stehen könnte, macht sich der Redaktionsausschuss nicht zu eigen. Auch wir weisen den Vorwurf politischer Einflussnahme auf unsere Programme entschieden zurück."

Laura Pooth, die Vorsitzende des zuständigen Aufsichtsgremiums des NDR Landesrundfunkrates Schleswig-Holstein, erklärte, der Landesrundfunkrat werde sich sehr kurzfristig mit den Vorwürfen befassen. "Die Verantwortlichen des NDR in Schleswig-Holstein haben uns dazu alle notwendigen Informationen und Auskünfte zugesagt. Sobald es Ergebnisse gibt, werden wir diese kommunizieren", so Pooth.