Eines dürfte zweifelsfrei feststehen: Die neue Jörg-Pilawa-Show "Zurück in die Schule" wird zahlreiche Schülerinnen und Schüler neidisch machen. Denn die Promis haben Prüferinnen und Prüfer, die sich wohl jeder, der die Schulbank drückt, wahrlich wünschen würde. "Denk nochmal nach", hieß es da etwa großzügig, als Marcel Reif bei der mündlichen Deutschprüfung nicht so ganz richtig lag. Einen Punkt bekam der bekannte Sportkommentator später in der Verkehrsprüfung auch dafür, lediglich in seiner Antwortumschreibung "das Richtige gemeint zu haben". So wohlwollend, so schade ist die doch laxe Bewertung, verdeutlicht sie schließlich anschaulich, dass es "Zurück in die Schule" nicht um ein Kräftemessen geht. Die neue Pilawa-Show ist kein Quiz, sondern eine sympathische Unterhaltungsshow. 



Wer sie nur als solche sieht, muss dann nur noch mit der ein oder anderen Länge klarkommen, um in den durchaus vorhandenen guten Momenten viel Spaß zu haben. Für Sat.1 ist der Start des Formats, das eine Adaption einer italienischen Show ist, sicher folgerichtig. Schon "Luke – Die Schule & ich" war mit Ausnahme der bis dato letzten Folgen, die allerdings wegen Corona auch ein verändertes Konzept aufwiesen, mit in aller Regel zweistelligen Marktanteilen ein Erfolg. Auch im damaligen Freitagsformat ging es um Schulwissen und um gelungene Einspieler, aufgezeichnet in Schulkassen quer durch die Republik.

In diesen Momenten punktet auch die nun neu gestartete Cheerio-Produktion: "Ich bin 72", stellt sich Marcel Reif etwa mehreren Schülerinnen und Schülern vor, die ihn wenig später unterrichten und denen daraufhin zunächst ein kurzes "Oha" herausplatzt. Sichtlich sieht man den Kids die Freude an, endlich mal auf der anderen Seite des Klassenzimmers Platz zu nehmen. "Endlich Lehrerin, endlich kann ich mal entscheiden", meint etwa Grundschülerin Alena, die von Reif zwar als "streng", aber auch als "sehr verständnisvoll" beschrieben wird. In den Lehrstunden werden die Promis auf unterhaltsame Art und Weise auf die folgende Prüfung vorbereitet und so quält sich Reif mit Genitiv und Dativ und Joey Heindle mit Organen im menschlichen Körper.

Schon erprobt

Was vor einigen Monaten bei "Kannste Kanzleramt?" schon wunderbar funktionierte, ist auch in der neuen Pilawa-Show alles andere als ein Rohrkrepierer. Es sind die Kinder, die die Sendung eigentlich tragen – und die Promis, die für weiteres Salz in der Suppe sorgen. Reif etwa, der erzählt, wie schwer es für ihn war, als Achtjähriger, der frisch in der Bundesrepublik angekommen, kein Deutsch sprach, wieder in die erste Klasse zu müssen – und damit entsprechende Reaktionen bei der Mini-Lehrerin hervorruft.

Interessant ist auch, dass Jörg Pilawa in diesem Format großteils keine Fragen stellt. Er hält die unterschiedlichen Bestandteile stattdessen zusammen, leitet von einem zum anderen über. Die mündlichen Prüfungen werden im Studio von einem fünfköpfigen Lehrerkollegium abgenommen, Pilawa unterstützt hier nur. Im Kern besteht "Zurück in die Schule" aus fünf einzelnen Teilen, die wenig miteinander zu tun haben. Der Reihe nach sieht das Fernsehpublikum vier Prominente, in der Auftaktfolge neben Reif und Heindle noch Gülcan Kamps und Patrick Lindner, bei ihrem Schulbesuch und den jeweiligen mündlichen Prüfungen. Das bietet der Show immer wieder Ein- und Ausschaltmöglichkeiten. Erst zum Schluss der sicherlich etwas zu lang geratenen Folge sind dann wieder alle Promis bei einer schriftlichen Prüfung im Einsatz.



"Zurück in die Schule" ist nicht die von Marcel Reif in seiner Deutschprüfung vorgetragene Steigerungsform der deutschen Quiz/Unterhaltungsshow. Gut, besser, am Besten gilt nur für die Promis und deren einfühlsame Behandlung bei der Bewertung. Charme hat der Neustart aber zweifelsfrei: Nicht nur, weil das Studiodesign mit vielen Holzelementen und lila als prägender Farbe gelungen ist, Pilawa auch hier routiniert zeigt, wieso er vom Publikum gerne ins Wohnzimmer gelassen wird, sondern auch, weil TV-Sendungen mit munter drauf los plappernden Kindern schlicht herzerwärmend positiv sind. Wenig überraschend ist am Ende der Show die Durchfallquote gleich null. Würde das nur für alle Sat.1-Neustarts gelten…

"Zurück in die Schule", mittwochs um 20:15 Uhr, Sat.1