Der letzte Bulle © Sat.1/Martin Rottenkolber
Ein Remake einer deutschen Serie auf dem US-Markt wäre so etwas wie ein Ritterschlag für eine deutsche Produktion, gegeben hat es das noch nie. Am nähesten dran waren in den letzten Jahren zwei ehemalige Sat.1-Serien, die beide im Frühjahr 2010 einst gleichzeitig an den Start gingen: Die Geschichten über die 1-Euro-Anwältin Danni Lowinski. Und die Geschichte über den "Letzten Bullen" Mick Brisgau, der nach über zwei Jahrzehnten aus dem Koma erwacht und in den Polizeidienst zurückkehrt.

Für eine US-Umsetzung des "Letzten Bullen" interessierte sich 2013 Sylvester Stallone, der als Executive Producer an einer Adaption für den US-Kabelsender TNT arbeitete. Statt Mick Brisgau hätte dort nach 20 Jahren Mich Branigan aus dem Koma erwachen sollen - und der Schauplatz wäre Los Angeles statt Essen gewesen. Dazu gekommen ist es letztlich aber doch nicht. 2018 hat Red Arrow Studios International, das die Produktion von ITV Studios Germany (Jan Kromschröder, Gerda Müller, Philipp Steffens) international vermarktet, dann nochmal neue Interessenten aufgetrieben - und zwar erneut ziemlich Namhafte: Partner waren Universal Television und Adi Hasak, der zuvor die NBC-Serie "Shades of Blue" mit Jennifer Lopez verantwortete. Doch auch hier kam das Projekt letztlich nicht über das Planungsstadium hinaus. Der Sprung in die USA blieb dem "Letzten Bullen" also verwehrt - doch als einer der nicht allzu zahlreichen deutschen Export-Erfolge im fiktionalen Bereich darf er trotzdem gelten.

Und das liegt nicht nur daran, dass die deutsche Originalserie rund um die Welt in zahlreichen Ländern gezeigt wurde - von den Niederlanden, Tschechien, Polen, Frankreich, Spanien, Bulgarien, Ungarn, Italien und den baltischen Staaten bis hin zu ferneren Ländern wie Mauritius, China, Vietnam und Kanada, sondern auch an insgesamt sechs internationalen Adaptionen der Serie. Hierzulande am Bekanntesten ist dabei sicherlich die französische Adaption unter dem Titel "Falco", an der mit Stefan Scheich und Robert Dannenberg die Autoren des deutschen Originals mitarbeiteten und die ab 2018 auch in Deutschland bei ZDFneo zu sehen war.

Falco © ZDF/Jean François Baumard Der französische Falco und sein Team
Benannt ist die Serie nach der dortigen Hauptfigur Alexander Falco, der bei einem Einsatz 1991 so schwer verletzt wird, dass er ins Koma fällt und dann 22 Jahre später wieder aufwacht. Wie bei Mick Brisgau liebt seine Ehefrau inzwischen einen anderen Mann, die gesamte Kindheit und Jugend seiner Tochter hat er verpasst - alos bleibt ihm vor allem seine Arbeit, wo er einen jungen und sehr korrekten Kollegen zur Seite bekommt, der von Falcos Methoden wenig begeistert ist. Doch während das deutsche Original überwiegend in einem heiteren Ton gehalten ist, kommt "Falco" eine ganze Spur düsterer und schwerer daher. In Frankreich brachte es "Falco" ab 2013 auf insgesamt vier Staffeln bei TF1.

2014 griff dann auch das estnischen Fernsehen zu und schickte "Viimane võmm" auf Sendung - die finnische Übersetzung des deutschen Titels. In recht hohem Tempo wurden dort fünf Staffeln mit insgesamt 65 Episoden produziert und bis Frühjahr 2016 ausgestrahlt - doch auch damit war die Geschichte von Mikk Koktas - so der dortige Name der Hauptfigur - noch nicht auserzählt. Stattdessen prodzierte man danach noch zwei Staffeln des Ablegers "Siberi võmm" (Sibirischer Polizist), bei der es eine zusätzliche Hauptfigur aus Sibirien gibt, die in seine Heimat zurückkehrt und dort auch mit ein paar Integrationsproblemen in seine neue Umgebung zu kämpfen hat.

Der letzte Bulle Russland © 5 TV So sieht "Der letzte Bulle" in Russland aus
Nicht ganz so langlebig war die russische Version "Последний мент", die 2015 startete, es aber auch immerhin auf zwei Staffeln brachte. Gosha Kutsenko, der den russischen Mick Brisgau namens Alexei Divov spielte, sagte damals, die Grundidee, dass eine Person nach zwanzig Jahren aus dem Koma erwacht, sei in Russland noch viel relevanter, weil dort noch stärkere Veränderungen stattgefunden hätten. Man entschied sich aber, den Polizist erst nach dem Systemwechsel in den 90ern ins Koma fallen zu lassen.

Was dabei herauskommen kann, wenn man die Grundidee eines Cops, der nach zwei Jahrzehnten aus dem Koma erwacht auf eine ganz andere TV-Kultur treffen lässt, kann man bei "ラストコップ" bewundern - der japanischen Version des "Letzten Bullen", von der für den dortigen Hulu-Ableger zwei Staffeln und ein Film produziert wurden. Mit dem letztlich doch noch immer recht beschaulichen Polizisten-Alltag von Mick Brisgau im Ruhrpott hat das wenig zu tun. Stattdessen gibt's große Explosionen, noch größere Knarren und viele völlig irre Gadgets vom Spiderman-Netz bis zum Lichterlasso.

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Doch zurück zu den etwas näher am Original bleibenden Umsetzungen: In Tschechien ist die "Letzter Bulle"-Adaption unter dem Namen "Polda" ("Polizist") sogar noch ganz aktuell. 2016 erstmals beim Sender TV Prima gestartet, wurden inzwischen fünf Staffeln produziert, von denen die aktuellste erst in diesem Mai zu Ende ging. Dort heißt der "letzte Bulle" übrigens Michal Bříza. Die bislang letzte Umsetzung kommt aus Mexiko, hier wieder unter dem französischen Titel "Falco". Neben Telemundo hatte hier auch Amazon seine Finger mit im Spiel - doch mehr als eine 13 Episoden umfassende Staffel wurde vom lateinamerikanischen "Letzten Bullen" nicht produziert.