Es ist wahrlich kein Geheimnis, dass Das Erste seit Monaten auf der Suche ist nach Formaten, die auf längere Sicht die fiktionalen Nachmittags-Programme ersetzen sollen und noch dazu den Vorteil bieten, günstiger in der Herstellung zu sein. So schafft es nun rund drei Wochen lang ein an vielen Stellen unrund-kurios anmutendes Format in das Programm, das von Eckart von Hirschhausen gleichermaßen profitieren wie getragen werden soll. In seinem "Team Hirschhausen", das nun anstelle der neuesten Hotelanteils-Verschiebungsgeschichten im "Sturm der Liebe"-Fürstenhof zu sehen ist, gehe es um die "großen, kleinen Fragen" des Lebens, betont der Moderator direkt zu Beginn, vermutlich nicht ahnend, dass sich direkt danach gleich die ersten solchen auftun werden.



Verortet ist die Sendung in einer Art unaufgeräumten Atelier-Set, das eine eher kühl-chaotische Atmosphäre vermittelt (wieso stehen im Hintergrund Tische mit Kaktus und Hut drauf sowie eine Gitarre und weiterer Krims-Krams?), von Hirschhausen aber als sein Wohnzimmer bezeichnet wird. Es ist Schauplatz einer Sendung, die gleich aus vielerlei Hinsicht verzichtbar wäre, wie man sich vielleicht schon in dem Moment denken kann, in dem Hirschhausen eine Studio-Zuschauerin in ein Detox-Fußbad steckt und darüber scherzt, welche Farbe das Wasser in Bälde annehmen wird. 

Team Hirschhausen © ARD/Max Kohr Hirschhausens TV-"Wohnzimmer" gleicht einem mit viel Krims-Krams ausgestatteten Atelier.

In den Minuten darauf folgen ein Frontaltunterricht zum Thema Naturkosmetik, ein paar Zuschauerfragen zu medizinischen Themen sowie ein sehr ausführlicher und aufwändig gemachter Block inklusive MAZ rund um Mehrgenerationenhäuser, für dessen Dreh man Oli.P hat gewinnen können. Dass spätestens nach 35 Minuten Sendungslaufzeit wohl selbst das Studiopublikum Motivationsschwierigkeiten hatte, ließ sich schön feststellen, als dieses im Gleichklang die Rubrik "Das können Sie sich sparen" abbinden sollte…

Alles käme auch gut woanders unter

Und während Hirschhausen so an seinem großen und immerhin kaum vollgestellten Holztisch sitzt, stellt sich die Frage, ob dieser Neustart wirklich ein Format ist, das die ARD auf ihrem Flaggschiff Das Erste in die kommenden Jahre führen sollte. Inhaltlich braucht es davon nichts, auch wenn spätestens seit der Corona-Pandemie die Bevölkerung noch empfänglicher für Medizinthemen geworden sein mag, denn sämtliche Themen finden in diversen anderen ARD-Formaten genügend Platz.

Team Hirschhausen © ARD / Max Kohr Alles gesagt.

Um's Thema Mehrgenerationenhäuser kann sich "Live nach Neun", das "raus ins Leben" gehen will, hervorragend kümmern, das "ARD-Buffet" hat sich als Ratgeber-Format (zuletzt unter anderem sehenswert rund um das Thema Demenz) etabliert, aktuellen Boulevard liefert "Brisant" und dann wären da noch diverse Ratgeber- und Service-Magazine, die nachmittags in den Dritten vor sich hin senden und dort eine feste Verabredung mit nicht wenigen Zuschauenden außerhalb der kommerziell wichtigen Zielgruppe haben.

 

"Team Hirschhausen" ist daher ein Paradebeispiel dafür, dass allein ein sympathischer Moderator eben noch kein rundes Format macht. Und dass spannende Segmente, etwa auch der Talk mit dem am Tourette-Syndrom leidenden Politiker Bijan Kaffenberger, im bunten Wirr-Warr am Ende untergehen. Und so werden weder Hirschhausen selbst noch das ein oder andere gelungene Thema etwas daran ändern, dass es eine Sendung wie seine neue angesichts der Fülle ähnlicher öffentlich-rechtlicher Formate schlicht nicht gebraucht hätte, oder um es mit einer eigenen Rubrik der Sendung zu sagen: Das können Sie sich sparen.

Wie steht es eigentlich noch mal um die Anteilsverteilung beim Hotel Fürstenhof?

"Team Hirschhausen", insgesamt 14 Folgen, werktags im Ersten um 15:10 Uhr.