Das Kölner Residenz-Kino war schon ganz in Pink getaucht, um dem ewarteten Stargast alle Ehre zu machen. Doch weder der pinke Teppich noch das pink umhüllte Popcorn konnten darüber hinwegtäuschen, dass die Hauptperson des Abends fehlte: Wegen des derzeitigen Flugchaos hatte Daniela Katzenberger ihre Anreise aus Mallorca kurzerhand abgesagt. So musste Hannes Heyelmann, der neue Deutschland-Chef des frisch fusionierten Warner Bros. Discovery, allein auf die Bühne, um den Start eines "ganz besonderen Streaming-Dienstes" mit "sehr vielen deutschen Eigenproduktionen" anzukündigen.

Dass die Doku-Soap "Katzenberger @Work – Gülle statt Glamour" zum Auftakt für den lokalen Touch von Discovery+ zuständig ist, darf man durchaus als glückliche Wahl betrachten. Nach stolzen 13 Jahren im Reality-TV ist die Pfälzer Blondine noch immer eine feste Bank und trägt mit ihrer entwaffnenden Selbstironie fast jedes Format – in diesem Fall die nicht ganz taufrische, aber amüsant inszenierte Kulturschockerzählung von der Großstadttussi als Gastarbeiterin auf dem Bauernhof, die schon Paris Hilton und Nicole Richie in den Nullerjahren mit "The Simple Life" bedienten.

Die von Katzenbergers Management Picture Puzzle Medien produzierten sechs Episoden zeigen die Protagonistin beim Kühe melken, Trecker fahren, Kartoffeln ernten und Hühner rupfen auf einem Familienhof im Bergischen Land bei Köln, wobei sich auch ihre Gastgeber, das Bauernpaar Peter und Alex Bachhausen, als sympathisch-authentische Glücksgriffe erweisen. Neben warmherziger Unterhaltung ohne jegliche Überdramatisierung gewinnt der Zuschauer durch Katzenbergers unbedarfte Perspektive sogar noch ein bis zwei Einblicke in die Realitäten der Landwirtschaft.

Discovery+ App © Discovery+
Für Warner Bros. Discovery bleibt die Marketing-Herausforderung, das disperse Programmangebot zwischen bunter Reality, ernsthaften Dokumentationen und Live-Sport auf einen Nenner zu bringen. Heyelmann spricht davon, dass "für Vater, Mutter und Kind" jeweils etwas dabei sei, zum Start 700 verschiedene Filme und Serien mit rund 12.000 Episoden. Der vergleichsweise günstige Abo-Preis zwischen 3,99 und 5,99 Euro monatlich (DWDL.de berichtete) könnte helfen. Darin enthalten ist auch das Portfolio des bislang für 6,99 Euro vermarkteten Eurosport Player, der mit Auslaufen der bestehenden Abos eingestellt wird. Zwischen Juli und September sind so etwa die Tour de France, die US Open oder die Snooker World Tour auf Discovery+ zu sehen.

Mit einer Adaption des BBC-Formats "Eating with My Ex" kommt bereits am 14. Juli die zweite deutsche Eigenproduktion auf die Plattform. In zunächst acht Folgen treffen sich jeweils zwei Ex-Partner zum Drei-Gänge-Dinner, um ihre gescheiterte Beziehung aufzuarbeiten und ihre Liebe möglicherweise wieder aufleben zu lassen. Zu den Mitwirkenden zählt Ex-"Bachelor" Andrej Mangold. Im Laufe des zweiten Halbjahrs folgen das Sozialexperiment "Sex Tape V.I.P. Germany", in dem zwölf Promi-Paare neue Impulse für ihr Intimleben bekommen sollen, und die Dating-Show "Ready – Steady – Love! – In 50 Dates zum Glück", die drei Promi-Singles innerhalb von 50 Tagen verkuppeln soll. Aus dem internationalen Discovery-Bestand stammen Doku-Serien wie "Estonia – Tragödie im Baltischen Meer", "Ken & Barbie Killers", "Gestatten, Selma Blair" oder – kurz vor der winterlichen Fußball-WM – "FIFA: Zwischen Machtgier und Korruption".

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