Manchmal scheint es, als gäbe es nur eine Taste auf der Fernbedienung – die des ZDF. Die Quoten, die der öffentlich-rechtliche Sender seit Jahren, insbesondere am Nachmittag, verzeichnet, sind wahrlich beeindruckend. Und es sind längst nicht nur "Bares für Rares" und die kostengünstigen "Rosenheim-Cops" mit Marktanteilen von weit mehr als 20 Prozent beim Gesamtpublikum, über die man sich in Mainz freuen kann. Mit seinen Magazinen, Nachrichten, der immer stärker werdenden "Küchenschlacht" und den "SOKO"-Serien erarbeitet sich das ZDF täglich ein derart starkes Quoten-Polster, dass der Sender meist selbst dann Marktführer ist, wenn's abends mal nicht ganz so stark läuft.

Dabei läuft tatsächlich nicht alles rund: Die neuen Serien "Der Überfall" und "Wendehammer" floppten, "Mein Freund, das Ekel" mit Dieter Hallervorden – als Film noch ein überragender Hit – und "Doktor Ballouz" schlugen sich allenfalls mittelmäßig. Mit dem Mehrteiler "Der Palast" und "Jenseits der Spree" mit Jürgen Vogel hat das ZDF allerdings auch Neues erfolgreich auf die Schiene gebracht, wenngleich die ARD angesichts ihrer Serien-Offensive im Fiktionalen zuletzt etwas angriffslustiger und auch innovativer daherkam als der Konkurrenz aus Mainz. Das ZDF befindet sich dagegen vorwiegend im Krimi-Modus und lädt oft an drei Tagen oder mehr Tagen pro Woche ein Millionenpublikum zur Mördersuche ein. Und dann ist da auch noch der "Bergdoktor", der weiterhin über sechs Millionen Fans unterhält.

Dass das ZDF in der zurückliegenden Saison seine Position als Marktführer beim Gesamtpublikum noch ausbauen konnte und mit Monatsmarktanteilen von bis zu 15,0 Prozent sogar stärker wuchs als Das Erste, hängt aber auch mit neuen Show-Erfolgen zusammen. Der erfolgreichste Neustart in diesem Segment war die "Giovanni Zarrella Show", mit der – verglichen mit "Willkommen bei Carmen Nebel" – zugleich eine Verjüngungskur einherging. Und mit dem Comeback von Thomas Gottschalk "Wetten, dass..?" hat das Zweite ohnehin noch einmal für einen echten Lagerfeuer-Abend gesorgt, an dem sich mehr als 14 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer wärmten, darunter auch viele unter 50 – dort lag der Marktanteil bei mehr als 50 Prozent.

Info & Satire beim jungen Publikum gefragt

Doch der Erfolg des ZDF fußt eben nicht nur auf Unterhaltungsformaten – auch im Informationsbereich kann der Sender viele Erfolge verbuchen. Neben der "heute"-Sendung um 19:00 Uhr ist es vor allem das "heute-journal", das allabendlich um 21:45 Uhr noch einmal neues Publikum anzieht. Das ist ein echtes Plus im Vergleich zu anderen Sendern. Ohnehin schafft das ZDF auch dann noch für Einschaltimpulse, wo andere schon gar kein neues Programm mehr senden. "Markus Lanz" etwa blickt auf das erfolgreichste Jahr seiner Geschichte und erzielte 2021 gar fast elf Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen. Jüngste Erfolge von "Maischberger" zeigen jedoch, dass das ZDF im Talk-Segment keineswegs unangreifbar ist, doch das ist allenfalls eine Randnotiz.

Überhaupt fällt auf, dass das ZDF längst nicht mehr nur die Älteren erreicht: So ist "ZDFzeit" am Dienstagabend deutlich jünger geworden, mittwochs verzeichnet "ZDFzoom" steigende Quoten und selbst althergebrachte Magazine wie "Frontal", "Berlin direkt" oder das "Auslandsjournal" liegen inzwischen bei durchschnittlichen Marktanteilen um acht Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen. Auf ähnlicher Flughöhe befindet sich sonntags auch "Terra X", das regelmäßig rund vier Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer erreicht. Es sind also nicht zuletzt Info-Programme, mit denen es das ZDF schafft, jüngere Menschen an sich zu binden.

Und dann sind da auch noch die "heute-show" und das "ZDF Magazin Royale": Beide Formate bilden Woche für Woche am späten Freitagabend ein schlagkräftiges Satire-Doppel, das auch beim jungen Publikum fulminante Quoten erzielt – und zusätzlich auch im Netz starke Abrufzahlen generiert. Spannend ist da eigentlich nur die Frage, wie die neue Programmdirektorin Nadine Bilke zwischen all diesen Hits eigene Akzente setzen will. Ihr Vorgänger, der neue Intendant Norbert Himmler, hat augenscheinlich so vieles richtig gemacht, dass man gespannt sein darf, wie Bilke das Programm aus dieser Position der Stärke heraus prägen wird.

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