Quelle der Daten für diesen Artikel: all eyes on screens

Erstmals sichtbar für alle: Die Quotenkurven der acht großen deutschen Vollprogramme in der Primetime, basierend auf der Messung von rund einer Million Vodafone-Haushalten. Mehr Hintergrund zu den neuen Daten gibt es hier. Die wichtigste Erkenntnis aus den Kurven ist nicht, wer vorne liegt. Die Zahlen sind aussagekräftig für die gemessenen Vodafone-Haushalte, aber nicht gewichtet, auch wenn sich die Ergebnisse nach Erfahrungen von AdScanner und Vodafone am ehesten jenen der Zielgruppe 14 bis 59 annähern.

Wertvoller und in sich aussagekräftig sind die Erkenntnisse zu Umschaltzeitpunkten, deren Profiteuren und der Entwicklung von Reichweiten innerhalb einer Sendung. Das erlaubt Deutungen, die bislang ohne zugängliche Minuten- bzw. Sekundenverläufe nicht möglich waren. Etwa ob eine Sendung von Beginn an wenige Zuschauende hatte oder aber während der Ausstrahlung massiv verlor. Die folgenden Quotenkurven spiegeln die Anzahl der eingeschalteten Giga TV-Boxen in den gemessenen Vodafone-Haushalten wider.

220529 Verlauf © AdScanner

Der Bremer "Tatort: Lieberswut" war eher von der spezielleren Sorte - und hat offenbar viele, die schon aus Gewohnheit sonntags den "Tatort" einschalten, schnell wieder vertrieben, wie ein Blick auf den Primetime-Verlauf nach AdScanner-Daten zeigt. Zu Beginn zeigt sich der übliche deutliche Rückgang nach der "Tagesschau", doch dann beginnt schon wenige Minuten nach dem Beginn eine starke Abwanderungs-Bewegung. So steil wie zwischen 20:20 Uhr und 20:30 Uhr ging's danach dann zwar nicht mehr bergab, doch der Abwärtstrend hält trotzdem weiter bis etwa 21 Uhr an. Immerhin: Wer bis dahin durchgehalten hatte, blieb auch dran. Dass es kurz vor Schluss dann nochmal einen Anstieg gab, dürfte mit all jenen zusammenhängen, die für den nachfolgenden Film eingeschaltet haben - oder vermuteten, dass gleich Anne Will talken würde, die sich allerdings in der Pfingstpause befand.

Profitiert von der Tatort"-Schwäche hat beispielsweise das ZDF, das dem Horror im Ersten ein "Zimmer mit Meerblick" entgegensetzte und damit langsam Zuschauerinnen und Zuschauer einsammeln konnte - wenngleich auch bei Weitem nicht so stark wie das Erste sie verloren hat. Auch hier zeigt sich zum Ende ein starker Ausschlag nach oben, der sich mit den Leuten erklären lässt, die schon fürs nachfolgende "heute-journal" eingeschaltet hatten. Eher überraschend war der Quotenhöhepunkt von ProSieben, der erst nach 22:30 Uhr erreicht wurde, als der Film "Guardians of the Galaxy" schon mehr als zweieinviertel Stunden lief. Hier schalteten wohl nochmal etliche von RTL um, wo der Film inzwischen zu Ende war und "Stern TV" gerade in eine Werbepause ging. In diesen Minuten war ProSieben der Sender, der auf den gemessenen Giga-TV-Geräten sogar am häufigsten eingeschaltet war.

220529 Zap © AdScanner

ZapIn und ZapOut ist die tägliche Betrachtung des Nutzungsverhalten mit der Frage: Wohin verlieren die größten acht größten deutschen Vollprogramme ihre Zuschauenden im Verlaufe eines Tages eigentlich und von welchen Sendern wiederum zappt das Publikum zu ihnen? Unsere ZapMap liefert Erkenntnisse zu Wettbewerbssituationen: Zwischen welchen Sendern herrscht der intensivste Publikumsaustausch?