Wie ernst die Zeiten geworden sind, lässt sich vielleicht auch daran ablesen, dass ein ehemaliger "Bachelor" neuerdings ratlosen Familien dabei hilft, eine passende Bleibe zu finden. Jan Kralitschka heißt der Mann, der die roten Rosen gegen einen Doktortitel eingetauscht hat und nun also in der neuen RTL-Sendung "Wohnung verzweifelt gesucht" für die gute Sache im Einsatz ist.

Anders als bei den Paul Jahnkes dieser Welt verzichtet der Sender in Kralitschkas Fall konsequent auf die Bezeichnung "Ex-Bachelor" – mutmaßlich, um die Seriosität, die der 45-Jährige von der ersten Minute an ausstrahlt, nicht aufs Spiel zu setzen. Frühere Gastspiele bei "Richterin Barbara Salesch", die Teilnahme an einer längst in Vergessenheit geratenen Schwimm-Show namens "Pool Champions" oder auch sein Fight beim "Promi Boxen" gegen einen anderen Ex-"Bachelor", passen da wohl nicht ins Bild.

Andererseits wäre es auch nicht ganz fair, Jan Kralitschka auf seine Auftritte in diversen Rosen- und Realityshows zu reduzieren, immerhin hat der Mann Jura studiert und arbeitet auch im richtigen Leben als Rechtsanwalt. In dem RTL-Format, das schon im vorigen Jahr von Banijay produziert wurde, angesichts steigender Preise aber aktueller kaum sein könnte, nimmt er sich nun also zweier Familien an, deren Schicksale unterschiedlicher kaum sein könnten. Und das funktioniert erstaunlich gut.

Es ist gewissermaßen ein Einsatz in vier Wänden der besonderen Art: Hier die Mutter einer kranken Tochter, die notgedrungen mit ihrem Ex-Mann unter einem Dach lebt, weil sich auch nach 80 Bewerbungen keine eigene Wohnung bekommt, dort die noch dreiköpfige Familie mit hochschwangerer Ehefrau, die auf 40 Quadratmetern in einem Keller haust und womöglich auch deshalb kein neues Zuhause findet, weil sie wegen ihres afrikanischen Namens von vielen Wohnungseigentümern erst gar nicht zu Besichtigungen eingeladen wird.

Kassensturz ohne Flipchart

"Das geht nicht", sagt Jan Kralitschka, als er im schnieken Anzug durch die beengte Wohnung von Familie Kimani läuft und sich mit ungläubigen Blicken ein Bild von der Lage macht. Doch bevor überhaupt an einen möglichen Umzug zu denken ist, besteht seine Aufgabe besteht zunächst darin, im Stile von Peter Zwegat eine Art Kassensturz zu machen - ohne Flipchart, dafür mit vielen Geldscheinen. Als am Ende bei der alleinerziehenden Mutter ein Budget von mehr als 800 Euro für die Warmmiete herauskommt, zeigt sich diese überrascht: "Ich bin so glücklich, dass etwas übrig bleibt." Kurios nur, dass es den RTL-Mietrechtsexperten mit all seinen Tipps zur Wohnungssuche, nebst Fotoshooting für die Bewerbungmappe, gar nicht gebraucht hätte, weil sich am Ende der Folge überraschend herausstellt, dass der Ex-Mann auszieht und die Frau mit ihrer Tochter in der bisherigen Wohnung bleiben kann.

Immerhin, im Falle von Familie Kimani sorgt Jan Kralitschka für ein Umdenken: Nicht in Hamburg, wo der Quadratmeterpreis bei Neuvermietungen fast 14 Euro beträgt, sondern in einem Flecken im Landkreis Stade wird die Familie fündig. Manchmal, sagt Kralitschka, sei es eben "ratsam, den Radius zu erweitern", auch wenn Mama Ruth zurecht anmerkt, dass hier, außerhalb der großen Metropole, "nicht so viel Multikulti" herrscht. Doch letztlich spricht wohl das Preis-Leistungs-Verhältnis für den Umzug ins Umland – und die Tatsache, dass es nach drei Jahren im Keller überhaupt vier Wände gibt, die den bald vier Kimanis ausreichend Platz bieten.

Ein Happy End also, über das auch der ehemalige "Bachelor" glücklich ist. Wer jedoch erwartet hat, dass sich Jan Kralitschka in dem Format höchstpersönlich als Makler betätigt und mit den Familien leer stehende Wohnungen abklappert, wird enttäuscht. Vielmehr nimmt er die Rolle des Ratgebers ein, der zwischendurch noch der Diskriminierung den Kampf ansagt und herauszufinden versucht, ob möglicherweise Rassismus der Grund für die so lange Zeit erfolglose Wohnungssuche von Familie Kimani ist.

Am Ende, als alles irgendwie gutgegangen ist, kommt er schließlich mit Brot, Salz und "kleinen Platzdeckchen und so" ins neue Heim vorbei und sagt, dass "auch ein bisschen Glück" dazugehört, eine Wohnung zu finden. Das ist nach zwei interessanten Doku-Stunden dann doch eine recht ernüchternde Erkenntnis.