Der Eklat ist ausgeblieben: Die Aktionärinnen und Aktionäre von ProSiebenSat.1 haben den Aufsichtsrat entlastet - wenn auch mit knapper Mehrheit. Auf der Hauptversammlung stimmten 47,99 Prozent gegen eine Entlastung des Gremiums, für die Entlastung votierten 52,01 Prozent.

Der italienische Medienkonzern Media for Europe, der die meisten Stimmrechte hält, konnte sich damit nicht durchsetzen. Im Vorfeld hatte das Berlusconi-Unternehmen erklärt, dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Als Grund führte Media for Europe unter anderem fehlende Transparenz und eine aus Sicht von MFE ungewöhnliche Praxis bei der Nachbesetzung des Gremiums an (DWDL.de berichtete).

Gleichwohl galt die Wahl von Andreas Wiele in den Aufsichtsrat als sicher, nachdem MFE im Vorfeld der Hauptversammlung ankündigte, dessen Wahl als Nachfolger des scheidenden Vorsitzenden Werner Brandt unterstützen zu wollen. Brandt hatte sich nach acht Jahren und zwei Wahlperioden entschieden, nicht erneut als Aufsichtsrat zu kandidieren. Gewählt wurde Wiele sodann am Donnerstag mit 99,3 Prozent der Stimmen. Im Anschluss an die Versammlung wählte der Aufsichtsrat Wiele dann erwartungsgemäß zum neuen Vorsitzenden des Gremiums. 

Der ehemalige RTL-Group-CEO Bert Habets wurde zuvor mit 97,73 Prozent auf der Hauptversammlung ebenfalls neu in den Aufsichtsrat gewählt, daneben wurde Rolf Nonnenbacher mit ähnlich großer Mehrheit bestätigt.

Mit 99,45 Prozent war darüber hinaus auch die Entlastung des Vorstands von ProSiebenSat.1 ungefährdet. Ein entsprechendes Votum hatte MFE bereits angekündigt. Gleichwohl nutzte Vorstandschef Rainer Beaujean die Hauptversammlung für Kritik an den italienischen Hauptaktionären, die seit Monaten auf eine engere Zusammenarbeit drängen. "Wir schaffen es alleine", sagte Beaujean und spielte damit nicht nur auf Konsolidierungs-Fantasien von Media for Europe an, sondern auch von RTL.

"Wenn jemand mit einer Idee kommt und kann uns vorführen, dass wir zusammen stärker wären, dann hören wir uns das an", so Beaujean. Man wisse zwar sehr gut, "dass länderübergreifende Plattformen funktionieren können, aber eben selten im Mediengeschäft". Konsolidierung sei daher zwar ein scheinbar einfacher Weg nach vorne, "aber nicht der richtige, da es keine relevanten länderübergreifenden Synergien gibt".

Rückendeckung hat Rainer Beaujean vom neuen Aufsichtsratschef. "Ich bin von der klaren Strategie von ProSiebenSat.1 überzeugt und freue mich darauf, die Gruppe bei ihrem weiteren Wachstum zu begleiten sowie alle Aktionärinnen und Aktionäre des Unternehmens zu vertreten", sagte Andreas Wiele. "Ich möchte mich bei ihnen sowie dem Aufsichtsrat herzlich für das entgegengebrachte Vertrauen bedanken.“

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