"Dann geh' wenigstens einmal", platzt es aus Betty Gekeler heraus. Man muss schon sehr genau suchen, um die Probleme des Promi-Paares zu finden. In diesem Fall geht es um eine kostspielige, aber ungenutzte Mitgliedschaft von Bettys Ehemann Oliver in einem Golfclub. Beide sind den Menschen bekannt, die gerne unterhaltende Doku/Realityformate im Privatfernsehen schauen. Betty ist Influencerin, er ist Schönheitschirurg und verdient seinen Lebensunterhalt unter anderem mit Botox-Behandlungen. Und damit lebt er sehr gut, wie großflächig in der neuen Kabel Eins-Sendung "Über Geld spricht man doch!" zu sehen ist. Mal mit dem Tabu brechen, dass – aus Sorge vor Neidern – nicht über den eigenen Kontostand gesprochen wird, wollen die beiden. Und rechnen dem Filmteam von Tresor TV vor, welche Kontobewegungen denn so stattfinden.

 

50.000 Euro hätten die beiden zu Monatsbeginn auf das private Konto überwiesen, rund 10.000 Euro würden alleine an Fixkosten weggehen. Darunter sind auch satte 1.200 für eine Golfclub-Mitgliedschaft von Oliver. Nicht öfter als zwei Mal sei er dort gewesen, erzählt Betty und Oliver antwortet: "Ich habe ja keine Zeit." Aber was sind schon 1.200 monatlich für ein Paar, das im Verlauf des Monats Online-Shops durch den Einkauf von Klamotten im Wert von gut dem doppelten unterstützt?

18.000 Euro für den Wohnzimmer-Tisch

Die Gekelers dürften für das neue Kabel-Eins-Format, das mit den krassen Gegensätzen und der immer mal wieder thematisierten auseinanderklaffenden Schere zwischen Arm und Reich spielt, ein wahrer Gewinn sein. Immer wieder wird genau vorgerechnet, was etwas kostet, welchen Wert beispielsweise das gemeinsame Haus hat (4,5 Millionen). Der Pool im Außenbereich habe 100.000 Euro gekostet, 18.000 Euro ein Wohnzimmer-Tisch, der aus Ibiza eingeflogen wurde. Dabei würde der durchschnittliche Deutsche doch gerade einmal 420 Euro im Jahr für Mobiliar ausgeben, rechnet die Off-Stimme vor.

"Über Geld spricht man doch" spielt immer wieder mit Zahlen. Vielen Zahlen. Wann ist man Top-Verdiener, wann Normal-Verdiener? Mehr aufs Geld schauen muss Familie Siebert. Auch sie haben, wie noch neun weitere Familien aus unterschiedlichen Schichten, an der Produktion teilgenommen. Die Familie hat nun zehn Tage vor dem Monatsende nur noch knapp 150 Euro auf dem Konto – und das trotz sparsamer Einkäufe beim Discounter. Dass "Über Geld spricht man doch" exakt zu einer Zeit startet, in der die Inflation in Deutschland steigt und steigt und Verbraucherinnen und Verbraucher in Echtzeit erleben können, wie ihr Geld de facto weniger Wert wird, ist ein Zufall, der dem Format in die Karten spielt. Einen besseren Moment könnte man sich für die Sendung vermutlich nicht vorstellen.

Das ändert, all der grund-sympathischen Protagonistinnen und Protagonisten zum Trotz, aber nichts daran, dass auch diese Sendung in ihren Grundzügen auf ausgelatschten Pfaden wandelt. Sie bedient sich natürlich echter Kontostände ganz normaler Familien, aber schon frühere Primetime-Sendungen wie "Plötzlich arm, plötzlich reich" arbeiteten damit, dass unterschiedliche monetäre Ausgangssituationen aufeinandertrafen. So bleibt die Sendung "more of the same", sie wird teilweise sogar ein Stück weit anstrengend, wenn arg viele Zahlen, Kosten und Einnahmen quer durchs Bild huschen.

 

Hinzukommt, dass auch in diesem Format Menschen nicht fehlen dürfen, die über kein üppiges Einkommen verfügen, gemessen daran aber Unsummen in Tabak und E-Zigaretten-Zubehör stecken. Für die Herstellenden sicherlich willkommen, wird so doch der Empörungsfaktor garantiert. Vermutlich sind es all diese Faktoren, die verhindern, dass der Funke beim Publikum so richtig überspringt. Womöglich wäre es eine sinnvolle Alternativ-Idee gewesen, aus dem grundlegenden Thema eher einen mehrstündigen Eventabend zu machen – und die Dokureihe eben nicht auf insgesamt vier Wochen in Staffel eins zu strecken.

"Über Geld spricht man doch!" läuft vier Wochen lang donnerstags um 20:15, Kabel Eins.