Dass das ZDF schon seit Jahren in Sachen Gesamtmarktanteil mit großem Vorsprung ungefährdeter Marktführer ist, hat viele Gründe - einer davon ist, dass man auf ein regelmäßig äußerst starkes Nachmittags- und Vorabendprogramm als Fundament aufbauen kann. Am Vorabend trifft das vor allem auf die "SOKO"-Schiene um 18 Uhr zu. Nachdem das ZDF den Klassiker "SOKO München", der ursprünglich "SOKO 5113" hieß, aussortiert hat, waren dort in dieser Saison noch sieben Produktionen im Einsatz.

Nun wäre es sicher etwas zu ketzerisch zu behaupten, dass es dem ZDF-Publikum fast egal ist, welche "SOKO" man ihm vorsetzt - dass eine "SOKO" schon sehr viel falsch machen müsste, um gar kein Erfolg zu sein, steht aber auch außer Frage. In jedem Fall bewegen sich die Quoten aller sieben "SOKOs" in einer ziemlich engen Bandbreite auf sehr hohem Niveau: Die Marktanteile bewegen sich zwischen 18,7 und 21,2 Prozent, die durchschnittliche Reichweite zwischen 3,73 und 4,23 Millionen.

Am erfolgreichsten schnitt dabei in den letzten Monaten die mittwochs ausgestrahlte "SOKO Wismar" ab, auch die "SOKO Stuttgart" liegt donnerstags noch über der 4-Millionen-Marke, die Kölner Kollegen mittwochs nur knapp darunter. Montags teilen sich die noch recht neuen "SOKOs" aus Hamburg und Potsdam den Sendeplatz. Dass die Potsdamer im Reichweiten-Ranking ein Stück weit hinter den Hamburgern über die Ziel-Linie kommen, erklärt sich dabei vor allem damit, dass die "SOKO Potsdam" im Herbst lief, als die TV-Nutzung allgemein etwas geringer war als Anfang des Jahres. Obendrein ist die "SOKO Potsdam" etwas jünger als die anderen. Die "SOKO Kitzbühel", die sich gerade endgültig verabschiedet hat, wird übrigens künftig durch eine neue "SOKO" aus Linz ersetzt - und es wäre schon etwas überraschend, könnte sich diese nicht weitgehend unauffällig ins Ranking einfügen.

Das Ranking der SOKOs im ZDF

    Gesamtpublikum 14-49-Jährige
SOKO Wismar Mi 4,23 Mio 21,2 % 0,23 Mio 6,0 %
SOKO Stuttgart Do 4,01 Mio 20,4 % 0,22 Mio 5,7 %
SOKO Köln Di 3,98 Mio 19,9 % 0,19 Mio 5,0 %
SOKO Hamburg Mo 3,94 Mio 18,7 % 0,23 Mio 5,6 %
SOKO Kitzbühel Fr 3,83 Mio 18,9 % 0,20 Mio 5,3 %
SOKO Wien Fr 3,82 Mio 20,3 % 0,20 Mio 5,5 %
SOKO Potsdam Mo 3,73 Mio 19,1 % 0,22 Mio 5,9 %

Nur Erstausstrahlungen im Zeitraum 1.9. bis 27.4.; Eigene Berechnung auf der Datenbasis der Zahlen von AGF/GfK; VideoSCOPE 1.4, Marktstandard: TV

Nach den "heute"-Nachrichten sieht das ZDF-Programm schon wesentlich weniger homogen aus als auf der "SOKO"-Schiene - wodurch sich auch die Quoten der einzelnen Serien auf dem 19:25 Uhr-Sendeplatz deutlich unterscheiden. Die erfolgreichste Vorabend-Serie war auch in der zurückliegenden Saison wieder "Die Rosenheim-Cops". Die insgesamt 27 Folgen sahen sich im Schnitt 4,38 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer an, was 15,6 Prozent Marktanteil entsprach.

Schon "Notruf Hafenkante" erreichte im Schnitt donnerstags aber trotz der späteren Sendezeit näher am Hauptabend im Schnitt eine geringere Reichweite als alle "SOKO"-Serien. Mit im Schnitt 3,61 Millionen Zuschauern und 13,8 Prozent Marktanteil dürfte man beim ZDF trotzdem vollauf zufrieden sein. Mit Abstand am schwächsten schnitt die für ZDF-Vorabendverhältnisse noch recht neue Serie "Blutige Anfänger" ab, die mittwochs im Schnitt rund 3,1 Millionen Personen unterhielt. Mit einem Marktanteil von 11,5 Prozent lag sie schon merklich unter dem - zugegeben sehr hohen - ZDF-Senderschnitt.

Auch bei den 14- bis 49-Jährigen war "Blutige Anfänger" trotz des jungen Casts mit nur 4,0 Prozent Marktanteil am erfolglosesten - allgemein tut sich das ZDF mit seinen Vorabendserien aber schwer, ein jüngeres Publikum anzusprechen. Am besten schnitten in Sachen Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen neben "SOKO Wismar" noch "Bettys Diagnose" ab - und damit die einzige Serie, die zur Abwechslung mal kein Krimi war.

Die ZDF-Vorabendserien auf dem 19:25 Uhr-Sendeplatz

    Gesamtpublikum 14-49-Jährige
Rosenheim-Cops Di 4,38 Mio 15,6 % 0,35 Mio 5,5 %
Notruf Hafenkante Do 3,61 Mio 13,8 % 0,29 Mio 5,1 %
Bettys Diagnose Fr 3,32 Mio 12,6 % 0,34 Mio 6,0 %
Blutige Anfänger Mi 3,11 Mio 11,5 % 0,24 Mio 4,0 %

Nur Erstausstrahlungen im Zeitraum 1.9. bis 27.4.; Eigene Berechnung auf der Datenbasis der Zahlen von AGF/GfK; VideoSCOPE 1.4, Marktstandard: TV

Ähnliches lässt sich auch am ARD-Vorabend beobachten. Auch dort setzt man an drei Abenden ja auf Krimis und nur an einem auf eine andere Farbe: "In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte" ist mit im Schnitt 7,7 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen die beim jungen Publikum mit Abstand erfolgreichste Vorabend-Serie der Öffentlich-Rechtlichen - wobei hier vor allem auch eine starke zeitversetzte Nutzung auffällt, viele sehen sie also gar nicht auf dem Vorabend-Sendeplatz.

Unter den diversen Krimis, die die ARD für den Vorabend produziert, sticht in Sachen jüngeres Publikum ansonsten nur noch "Hubert ohne Staller" heraus, das 6,2 Prozent Marktanteil bei den 14- bis 49-Jährigen, während alle anderen unter fünf, teils sogar unter der 4-Prozent-Marke liegen. Was die Gesamt-Reichweite anbelangt gehört "Hubert ohne Staller" inzwischen aber sogar zu den Schwächeren im ARD-Portfolio mit im Schnitt nur etwas mehr als 2,4 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern und 10,3 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum.

Die ARD-Serien um 18:50 Uhr

    Gesamtpublikum 14-49-Jährige
Morden im Norden* Mo 3,23 Mio 13,3 % 0,20 Mio 4,3 %
Großstadtrevier Mo 2,73 Mio 10,9 % 0,24 Mio 4,6 %
WaPo Duisburg Di 2,68 Mio 10,6 % 0,19 Mio 3,7 %
WaPo Bodensee Di 2,56 Mio 10,5 % 0,20 Mio 3,9 %
In aller Freundschaft - Die jungen Ärzte Do 2,46 Mio 10,8 % 0,35 Mio 7,7 %
Hubert ohne Staller Mi 2,41 Mio 10,3 % 0,29 Mio 6,2 %
WaPo Berlin Di 2,39 Mio 10,6 % 0,20 Mio 4,6 %
Rentnercops Mi 2,33 Mio 9,6 % 0,19 Mio 3,7 %

Nur Erstausstrahlungen im Zeitraum 12.8. bis 27.4.; Eigene Berechnung auf der Datenbasis der Zahlen von AGF/GfK; VideoSCOPE 1.4, Marktstandard: TV; *Die Staffel von "Morden im Norden" endet erst nächste Woche

Am erfolgreichsten ist Das Erste mit seinen Vorabend-Serien montags - was sich teils auch durch die Konkurrenz-Situation erklärten lässt: Der Montag ist der einzige Abend, an dem das ZDF keine Krimi-Konkurrenz ins Rennen schickt, sondern mit "WISO" eine andere Zielgruppe anspricht. Doch auch unter Berücksichtigung dessen ist es schon bemerkenswert, wie gut "Morden im Norden" dort inzwischen unterwegs ist: Nicht nur die Gesamt-Reichweite lag mit 3,23 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern weit über der anderer ARD-Serien, auch der Marktanteil fiel mit 13,3 Prozent erheblich höher aus - auch höher als der des "Großstadtreviers", das im Herbst auf dem Montags-Sendeplatz zu sehen war und dort im Schnitt nur 10,9 Prozent Marktanteil erzielte und eine halbe Million weniger Menschen erreichte.

Für den Dienstags-Sendeplatz produziert die ARD inzwischen schon drei unterschiedliche "WaPo"-Serien. Die unterschiedlichen Reichweiten erklären sich hier wohl wieder hautpsächlich aus den unterschiedlichen Einsatz-Zeiten im Jahresverlauf - die Marktanteile unterscheiden sich mit 10,5 bis 10,6 Prozent beim Gesamtpublikum nämlich praktisch gar nicht. Sie liegen somit alle auf einem soliden Niveau - die Zeiten, in denen die Vorabend-Serien noch Sorgenkinder der ARD waren, sind damit definitiv vorbei. Die einzige verbliebene Serie mit zuletzt noch einem einstelligen Marktanteil waren die "Rentnercops" im Herbst, auch dort war man aber nicht weit von der 10-Prozent-Marke entfernt. Eine erfolgreichere Serie für den Mittwoch hat man mit "Watzmann ermittelt" aber ohnehin noch im Portfolio: Die Serie lief zuletzt im Frühjahr 2021 und ist daher nicht im Ranking der letzten Saison enthalten. Damals erzielte sie im Schnitt 11,4 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum.