Im vierten Quartal rutschte die "harte Auflage" der "Bild" - also das, was durch Einzelverkauf und Abos abgesetzt wurde - erstmals seit den 50ern unter die Millionenmarke, im ersten Quartal 2022 entfernte man sich nun noch etwas weiter von dieser Marke. Zwar liegt die verkaufte Aufalge mit 1,09 Millionen noch drüber, die harte Auflage nun aber nur noch bei rund 942.000 pro Tag - was aber natürlich immer noch eine beachtliche Zahl ist, an die keine andere Tageszeitung in Europa ran kommt. Dass die harte Auflage im Vergleich zum Vorjahr um 10,7 Prozent absackte, ist trotzdem ein harter Schlag, den Springer unter anderem mit den Corona-Einschränkungen erklärt, die ein Medium, das häufig auch auf dem Weg zur Arbeit gekauft wird, natürlich treffen.

Bei Springer blickt man daher noch viel lieber auf andere Titel wie etwa die "Bild am Sonntag", die sich inzwischen sehr stabil hält. Die verkaufte Auflage stieg sogar leicht um 1,2 Prozent auf 636.000 an, in den harten Auflagen-Kategorien betrug das Minus minimale 0,1 Prozent. Erklären lässt sich das mit einem Effekt, der auch anderen Titeln wie dem "Spiegel" und der "Zeit" schon seit etlichen Quartalen gute IVW-Zahlen beschert: Es ist die wachsende Zahl der E-Paper-Abos, die sich hier niederschlägt. Die stieg laut IVW-Statistik nämlich binnen Jahresfrist von knapp über 50.000 auf knapp über 100.000 an, was den gleichzeitigen Rückgang im Print-Einzelverkauf um ebenfalls etwa 50.000 wieder wettmacht.

Bei den eben schon erwähnten Titeln "Spiegel" und "Zeit" werden Print-Rückgänge weiterhin deutlich überkompensiert: Die "Zeit" fährt mit 610.576 verkauften Exemplaren den nächsten Rekordwet ein, das Plus beträgt 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der "Spiegel" kann sogar wieder ein Auflagenplus von über neun Prozent auf 723.109 Exemplare ausweisen. Der "Focus" liegt hingegen leicht im Minus, der "Stern" deutlicher: Die verkaufte Auflage sank hier um rund fünf Prozent, die harte Auflage sogar um fast zehn Prozent.

Kauftitel mit der höchsten verkauften Auflage

  Verkaufte
1/2022
Verkaufte
1/2021
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV 14 1.666.870 1.793.524 -126.654 -7,1 %
Bild 1.092.426 1.150.181 -57.755 -5,0 %
TV Digital 967.751 1.058.007 -90.256 -8,5 %
Hörzu 807.303 845.644 -38.341 -4,5 %
TV Direkt 798.640 854.183 -55.543 -6,5 %
Nur TV Plus 788.521 835.996 -47.475 -5,7 %
Landlust 785.375 925.873 -140.498 -15,2 %
Der Spiegel 723.109 661.463 +61.646 +9,3 %
TV Movie 638.790 737.515 -98.725 -13,4 %
Bild Am Sonntag Gesamt 635.535 627.855 +7.680 +1,2 %
Die Zeit 610.576 578.253 +32.323 +5,6 %
TV Pur 588.736 596.156 -7.420 -1,2 %
Auf Einen Blick 564.050 607.500 -43.450 -7,2 %
TV Spielfilm 563.613 615.036 -51.423 -8,4 %
Freizeit Revue 487.052 520.599 -33.547 -6,4 %

Doch zurück zu Springer: Für die "Welt am Sonntag" wird sogar ein Plus von 17,7 Prozent, in den harten Kategorien gar 20,3 Prozent ausgewiesen. Auch bei der "WamS" entfällt ein sehr erheblicher Teil von inzwischen etwa einem Drittel auf E-Paper, das deutliche Plus geht aber vor allem auch darauf zurück, dass die "WamS" ja inzwischen ja bereits samstags sowie mit einer aktualisierten Ausgabe sonntags erscheint und damit natürlich mehr Zeit hat, Leserinnen und Leser zu finden. Bei der Tageszeitung "Die Welt" entfällt hingegen die Samstags-Ausgabe, auch hier ist ein Vergleich also zu den bisherigen Werten also nur eingeschränkt möglich. Das offizielle Plus von 20 Prozent bei der verkauften Auflage entpuppt sich in den harten Auflagenkategorien obendrein noch als Minus von 1,4 Prozent.

Auch bei anderen großen Gewinnern lassen sich die Zugewinne teils mit Änderungen im Erscheinungsrhythmus erklären, etwa bei "Adel Privat", das nun eine Woche länger als bislang am Kiosk auf Käuferinnen wartet. Lässt man sich die IVW-Zahlen ausgeben, dann werden dort auch riesige Gewinne für "Glamour" angegeben - hier stößt angesichts der seltenen Erscheinungsweise aber schlicht das Quartalssystem der IVW an seine Grenzen, weil Remittenden hier häufig erst im Folgequartal erfasst werden. Wie wenig man das offizielle Auflagen-Plus von 45 Prozent ernst nehmen kann, zeigt sich an der Auflagen-Schwankung der letzten fünf Quartale: 435.000 - 38.000 - 580.000 - 2.000 - 632.000. Wir weisen die "Glamour"-Zahlen daher hier nicht in unseren Listen aus.

Die größten Gewinner

  Verkaufte
1/2022
Verkaufte
1/2021
+/-
absolut
+/-
in Prozent
Der Spiegel 723.109 661.463 +61.646 +9,3 %
Welt Am Sonntag 332.821 282.720 +50.101 +17,7 %
Die Zeit 610.576 578.253 +32.323 +5,6 %
Leben Und Erziehen 84.083 52.986 +31.097 +58,7 %
Lego Marvel Avengers 68.469 41.446 +27.023 +65,2 %
Meine Woche 129.156 109.374 +19.782 +18,1 %
Meine Familie & Ich 259.050 241.089 +17.961 +7,4 %
Adel Privat 68.580 52.989 +15.591 +29,4 %
Petra 69.791 55.034 +14.757 +26,8 %
Die Welt 86.026 71.661 +14.365 +20,0 %
Jolie 71.102 56.855 +14.247 +25,1 %
Cash. 31.342 19.218 +12.124 +63,1 %
Reise Und Preise 82.424 70.499 +11.925 +16,9 %
Freizeit Pur 157.303 145.874 +11.429 +7,8 %
Lego Jurassic World 74.273 62.968 +11.305 +18,0 %

Unter Druck ist ein Segment, das über Jahre stark gewachsen ist: Die Land-Titel. Der Marktführer "Landlust", der den Boom einst ausgelöst hat, verlor im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr über 15 Prozent seiner Auflage, "Land Idee" krachte um rund 18 Prozent nach unten, "Mein schönes Land" verlor sogar ein Drittel seiner verkauften Auflage. "Landzauber" hingegen legte um über 40 Prozent zu, allerdings auf dem vergleichsweise geringen Niveau von nun knapp 35.000 verkauften Exemplaren.

Überwiegend größere Verluste gab's auch wieder im Segment der Programmzeitschriften, die sich mit dem fortschreitenden Siegeszug von Streaming-Diensten und Mediatheken immer schwerer tun. Mit 1,67 Millionen verkauften Exemplaren war "TV 14" zwar weiter der meistverkaufte Kiosk-Titel, das Minus betrug aber trotzdem sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark erwischt hat es in diesem Segment "TV Movie", wo das Auflagenminus mehr als 13 Prozent betrug, einen Auflagenzuwachs weist die IVW überhaupt nur für zwei Titel in diesem Segment aus: "Mein TV & Ich" - allerdings fiel das Plus mit 9 Exemplaren denkbar gering aus. Mehr Leserinnen und Leser gewann dafür Arte für sein "Arte Magazin", das aber natürlich nicht mit normalen Programmies vergleichbar ist.

Die größten Verlierer

  Verkaufte
1/2022
Verkaufte
1/2021
+/-
absolut
+/-
in Prozent
Landlust 785.375 925.873 -140.498 -15,2 %
TV 14 1.666.870 1.793.524 -126.654 -7,1 %
Mein Schönes Land 198.559 300.165 -101.606 -33,9 %
TV Movie 638.790 737.515 -98.725 -13,4 %
TV Digital 967.751 1.058.007 -90.256 -8,5 %
Bild Der Frau 476.490 549.302 -72.812 -13,3 %
Bild 1.092.426 1.150.181 -57.755 -5,0 %
TV Direkt 798.640 854.183 -55.543 -6,5 %
Lego Ninjago 113.992 169.157 -55.165 -32,6 %
TV Spielfilm 563.613 615.036 -51.423 -8,4 %
Land Idee 238.249 289.579 -51.330 -17,7 %
Nur TV Plus 788.521 835.996 -47.475 -5,7 %
Auf Einen Blick 564.050 607.500 -43.450 -7,2 %
Freizeit Total 109.453 150.063 -40.610 -27,1 %
Hörzu 807.303 845.644 -38.341 -4,5 %

Im Folgenden: Die Entwicklung der Auflagen von hunderten Einzeltiteln - und was davon übrig bleibt, wenn man nur noch die harten Kategorien Abo und Einzelverkauf betrachtet. Sortiert nach Segmenten: