Die beste Nachricht zuerst: Thanee hat jetzt eine eigene Show – und die läuft sogar im richtigen Fernsehen. Während ihr Format "Tahnee.7" im vorigen Jahr noch ausschließlich in der Mediathek gesendet wurde, schickt der SWR die Komikerin jetzt in die Hölle. Zumindest dem Titel nach: "Limbus – Zur Hölle mit Tahnee" nennt sich das Format, für das im Ersten sechs Wochen lang ein Plätzchen freigeräumt werden konnte. Dass der öffentlich-rechtliche Humor weiblicher wird, dürfte ganz im Sinne von Marijke Amado sein, die als Gast in Tahnees Premieren-Ausgabe mehr Sendezeiten für Frauen fordert. Oder wie sie es formuliert: Schluss mit dem "Pimmel-Bingo".

Noch schöner wäre es freilich gewesen, hätten sich die Verantwortlichen der neuen Show noch ein wenig mehr Mühe gegeben, in den recht üppigen 45 Minuten die Grundidee des Formats etwas stringenter zu verfolgen. Oder komplett aufzuweichen. Nein, die "Vorhölle der Fernsehunterhaltung", wie Tahnee es nennt, ist "Limbus" nicht – trotz der etwas mysteriösen Mischung aus Kirchen- und Keller-Optik, die das Setting prägen.

Sechs von sieben "Tödsünden" sollen in den kommenden Wochen als Grundlage der Sendung dienen, zum Auftakt geht’s um Trägheit – und die hat das Team von SWR und der Produktionsfirma Riverside Entertainment offenkundig ein wenig zu wörtlich genommen. Leider ist bei der Ideensuche nicht viel mehr herumgekommen als Tahnee gegen Marijke Amado wahlweise möglichst behäbig auf einem Herrenrad fahren zu lassen oder beiden dabei zuzusehen, wie sie so langsam wie möglich Luft aus einem Ballon entweichen lassen. Kaum aufregender wird’s, wenn die Gastgeberin im Duell mit der Drag Queen Marcella Rockefeller zeigen muss, dass sie in der Lage ist, liegend den Inhalt einer Wasserflasche mittels eines Greifarms in ein Glas befördern.

Limbus - Zur Hölle mit Tahnee © SWR/Riverside Entertainment/Guido Schröder Blick aus dem Beichtstuhl: Marcella Rockefeller, Tahnee und Marijke Amado.

Wenn nicht mehr als solch lahme und arg bemühte Spielchen herauskommen, um die eigentlich schöne Format-Idee mit Leben zu füllen, dann sollte man es lieber sein lassen und sich stattdessen auf die wahren Qualitäten der Moderatorin konzentrieren. Die liegen bekanntlich woanders, etwa in ihrem spontanen Witz, der mitunter gerne die Gürtellinie streift. Mit dieser Voraussetzung ist Tahnee eigentlich wie gemacht für ein etwas derberes Comedy-Format am späten Abend, doch leider blitzt das zum Auftakt wegen des Korsetts noch etwas zu selten auf.

Gut ist "Limbus" jedenfalls immer dann, wenn sich die Gespräche vom sehr bemühten "Todsünden"-Fokus wegbewegen; wenn Amado über persönliche Enttäuschungen spricht ("Ich hab auch ein paar Männer hinter mir") oder sich Tahnee mit Marcella Rockefeller über den mitunter steinigen Karriereweg austauscht. "Du musst viel Scheiße fressen, damit du auch viel erzählen kannst", sagt Rockefeller und gibt im nächsten Atemzug zu verstehen: "Ich hab genug gegessen." Schön auch, dass am Ende Raum bleibt für ein musikalisches Duett, bei dem Marijke Amado im Hintergrund wild die Regenbogenfahne schwingt.

Amüsant ist zugleich das Ende der Show, in der Tahnees Gäste Buße tun müssen und Marijke Amado Sätze wie diesen sagt: "Wenn man nicht mehr fuckable ist, ist das Scheiße." Tahnees Rat: "Sprich nun zehn Männer in der Fußgängerzone an und bitte sie um Dickpics." Danach werden Amado und Rockefeller durch die Gastgeberin höchstpersönlich von ihren Sünden losgesprochen – "im Namen der großen Mutter, ihrer Töchter und der heiligen Vulva". Das ist unangepasst und macht Spaß. Ganz im Gegensatz zu den lahmen Spielchen, die das Publikum zuvor über sich ergehen lassen muss. Hoffentlich kommt dafür niemand in die Fernsehhölle.

"Limbus - Zur Hölle mit Tahnee", donnerstags um 23:35 Uhr im Ersten