Die European Broadcasting Union hat Russland vom Eurovision Song Contest 2022 ausgeschlossen. Dies gab die Vereinigung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten am Freitagnachmittag bekannt. Die Ukraine hatte einen Ausschluss aus der EBU und vom ESC angesichts des von Wladimir Putin befohlenen Angriffs auf das Land und den Einmarsch russischer Truppen schon am Donnerstag gefordert - zunächst hatte sich die EBU allerdings um eine Entscheidung gedrückt.

Auf DWDL-Anfrage hatte die EBU am Donnerstag noch erklärt, dass es sich beim ESC um ein "nicht-politisches, kulturelles Event" handle, gab zugleich aber zu Protokoll, dass man die "Situation weiterhin genau beobachten" werde. In der Folge hatten sich Vertreter mehrere Sender aus unterschiedlichen Ländern auf die Seite der Ukraine geschlagen, auch ein Boykott der Veranstaltung stand teils im Raum, falls Russland am ESC teilnehmen würde.

Tatsächlich ist es rechtlich gar nicht so einfach, ein Mitglied der EBU von einer Veranstaltung der EBU auszuschließen, solange dieses nicht gegen die Satzung verstößt. Mitglieder sind dabei nicht die Länder, sondern die Rundfunkanstalten, denen man den Krieg nicht per se zur Last legen kann. Die Ukraine hatte ihren Antrag daher auch darauf gestützt, dass das Staatsfernsehen Kreml-Propaganda verbreite und regelmäßig journalistische Standards verletze.

Über einen Ausschluss oder eine Aussetzung der Mitgliedschaft des Senders RTR wurde nun zwar nicht entschieden, vom "Eurovision Song Contest" wurde Russland aber ausgeschlossen. Die Entscheidung spiegele dabei die Sorge wider, dass "die Aufnahme eines russischen Beitrags in den diesjährigen Wettbewerb angesichts der beispiellosen Krise in der Ukraine den Wettbewerb in Verruf bringen würde", heißt es. Die Entscheidung des Executive Board der EBU sie auf Basis der Empfehlung des Führungsgremiums des ESC getroffen worden, das sich dabei auf die "Regeln der Veranstaltung und die Werte der EBU" gestützt habe.

Im Vorfeld der Entscheidung habe man sich Zeit für eine umfassende Konsultation mit den EBU-Mitgliedern genommen. Dass es sich um eine unpolitische Organisation handle, betonte man dabei erneut. "Wir setzen uns weiterhin für den Schutz der Werte eines Kulturwettbewerbs ein, der den internationalen Austausch und die Verständigung fördert, das Publikum zusammenbringt, die Vielfalt durch Musik feiert und Europa auf einer Bühne vereint."

Die deutschen EBU-Mitglieder ARD und ZDF begrüßten die Entscheidung: "Der ESC ist ein musikalisches Fest der Völker Europas. Er repräsentiert Werte wie Freiheit und Vielfalt und ist ein friedlicher Wettstreit kreativer Köpfe. Wenn ein Teilnehmerland des ESC von einem anderen angegriffen wird, sind wir innerhalb der europäischen ESC-Familie solidarisch. Deshalb ist die Entscheidung gegen die Teilnahme Russlands an dieser Stelle richtig", heißt es in einem gemeinsamen Statement der ARD-Vorsitzenden Patricia Schlesinger und ZDF-Intendant Thomas Bellut.