Seit Anfang Januar ist bei Kabel Eins das Primetime-Format "Rosins Heldenküche - Letzte Chance Traumjob" zu sehen. Im Zentrum stehen zehn junge Menschen, die im Leben bislang noch nicht so richtig Fuß gefasst haben. Die Teilnehmenden sollten in einem zweimonatigen Bootcamp das Einmaleins der Gastronomie erlernen. Zwischendurch gibt es Praktika bei angesehenen Profiköchen und am Ende erhalten mehrere Kandidatinnen und Kandidaten einen Ausbildungsplatz. Kopf der gesamten Sendung ist Frank Rosin, der die jungen Menschen bei jedem Schritt begleitete. 

Doch kurz vor dem Finale stellt sich die Frage, wie authentisch das Format überhaupt ist. DWDL.de-Recherchen haben ergeben, dass mindestens drei Kandidaten Laiendarsteller sind, die zuvor auch schon in vielen anderen Formaten zu sehen gewesen sind. Die Liste an Formaten, in denen sie in der Vergangenheit aufgetreten sind, liest sich wie das Who-is-Who von Deutschlands bekanntesten Scripted Realitys: "Auf Streife", "Verdachtsfälle", "Gerichtsreport Deutschland", "Ruhrpottwache", "Klinik am Südring" oder auch "Köln 50667".

Die Laiendarsteller machen aus ihrer Arbeit und dem Mitwirken an "Rosins Heldenküche" auch gar kein Geheimnis. Auf ihren jeweiligen Instagram-Seiten posten sie Fotos aus der Sendung, fordern die Leute zum Einschalten auf und hängen an ihre Posts Hashtags, die ziemlich gut zeigen, dass es für sie wohl eher nicht darum ging, einen Job in der Gastronomie zu finden. #actorslife und #actorslive sind zwei oft benutzte Hashtags. Die Kandidatin Maria hat bei Instagram auch recht offen über ihre Ambitionen, endlich ins Fernsehen zu kommen, gesprochen. Sie habe bereits zwei Rollen als Komparsin gehabt sowie eine Dokumentation "mit einem Sternekoch" gemacht, so die junge Frau. Im Gespräch mit DWDL.de betont sie jedoch, wegen der Aussicht auf einen Ausbildungslatz an dem Format mitgemacht zu haben. 

Der Laiendarsteller war das Problemkind

Ein anderer Fall ist der von Pascal, der auf Instagram als "Marco Greiten" auftritt. Nach DWDL.de-Informationen ist das alleine aber noch kein Fake, der Mann heißt tatsächlich Pascal und hat für Social Media offenbar seinen zweiten Vornamen gewählt. Dass er schon bei diversen Formaten mitgemacht hat, sorgt aber nicht unbedingt dafür, dass "Rosins Heldenküche" glaubwürdiger wird. Vor allem nicht, weil er von Anfang an als eine Art Sorgenkind dargestellt wurde, der es nie einfach hatte im Leben und der auch immer wieder Unruhe in die Gruppe brachte. Weil er sich abfällig über eine Kandidatin geäußert hatte, wurde er kurz vor dem Finale aus der Show geschmissen. Davor gab es eine körperliche Auseinandersetzung mit einem anderen Kandidaten, weshalb dieser gehen musste. Diesen Streit hat es offenbar tatsächlich gegeben. Mit einem in diese Auseinandersetzung involvierten Laiendarsteller wirft das aber ein schiefes Licht auf Sender und Sendung. 

Und auch die "Rosins Heldenküche"-Kandidatin Katharina ist eine Laiendarstellerin, die zuvor schon in Scripted Realitys zu sehen war. Sie war es auch, die in dem Kabel-Eins-Format schon in Folge eins gehen musste, weil sie einen halben Nervenzusammenbruch bekam, als sie einen Apfel schneiden sollte - so zumindest die Darstellung in der Sendung. Auf Instagram wirft sie dem Sender und Frank Rosin allerdings Lügen vor und schreibt, sie sei selbst aus dem Format ausgestiegen. 

"Das Format ist zu hundert Prozent authentisch"

Kabel Eins und die zuständige Produktionsfirma RedSeven Entertainment weisen auf Anfrage Vorwürfe, in der Sendung seien Szenen bewusst gestellt gewesen, zurück. "Das Format ist zu hundert Prozent authentisch", heißt es von einem Sendersprecher. Glaubwürdigkeit und Authentizität hätten höchste Priorität und seien "bedingungslose Voraussetzung" bei allen Programmen. Im Falle von "Rosins Heldenküche" hätte alle Teilnehmenden in einem "mehrwöchigen, teils von einer Psychologin begleiteten, Castingprozess glaubhaft vermittelt, dass sie keine langfristige Perspektive für sich auf dem regulären Arbeitsmarkt sehen, eine Affinität zum Thema Kochen und damit Interesse an einem Ausbildungsplatz in der Gastronomie haben". Außerdem hätten sich alle Personen "proaktiv und aus eigener Motivation" heraus auf einen Castingaufruf beworben.

 

"Für alle Produktionsbeteiligten und mich, die wir sehr viel Energie und Herzblut in dieses Projekt gesteckt haben, ist es unverständlich und enttäuschend, dass einige Helden ihre Teilnahme im Nachhinein als ‚Job‘ bezeichnen."
Frank Rosin

 

Auf Anfrage teilen Sender und Produktionsfirma außerdem mit, von Beginn an von den Gelegenheitsjobs der drei Personen als Laiendarsteller gewusst zu haben. Diese stünden aber "nicht im Widerspruch zum Wunsch auf einen festen Ausbildungsplatz". Nach DWDL.de-Informationen soll aber ein Teil der Kandidatinnen und Kandidaten von Beginn an nicht das Ziel verfolgt haben, einen Ausbildungsplatz durch die Show zu ergattern. Viel mehr ging es einigen offenbar um TV-Präsenz und eine dadurch möglicherweise gesteigerte Bekanntheit. Von Kabel Eins heißt es: "Bei ‘Rosins Heldenküche’ gab es keine Rollenspiele, sondern von allen Kandidaten das ausdrücklich ernst gemeinte Vorhaben, die ihnen gebotene Chance tatsächlich zu nutzen. Dass mehrere Teilnehmer durch die Sendung einen der begehrten Ausbildungsplätze bekommen haben, zeigt eindrucksvoll den real existierenden Erfolg des Formats."

Auch Frank Rosin äußert sich auf DWDL.de-Anfrage zu den Recherchen. Der TV-Koch wurde in der Vergangenheit nicht müde zu betonen, wie wichtig es ihm sei, keine Szenen zu stellen. Nun sagt er: "Alle unsere Helden wollten ihre Chance in ‚Rosins Heldenküche‘ wirklich nutzen und haben monatelang nicht nur vor den Kameras, sondern auch außerhalb der Drehzeiten gekocht, gearbeitet und geübt." Anders als Kabel Eins geht Rosin aber auch auf die unübersehbare Tatsache ein, dass für einige Personen die Teilnahme eher ein Job war und keine reale Passion. "Für alle Produktionsbeteiligten und mich, die wir sehr viel Energie und Herzblut in dieses Projekt gesteckt haben, ist es unverständlich und enttäuschend, dass einige Helden ihre Teilnahme im Nachhinein als ‚Job‘ bezeichnen. Es ist schade, dass dadurch anderen Bewerbern die Teilnahme an der Sendung und die Chance auf einen Ausbildungsplatz verwehrt wurden."  

Letztlich stellt sich vor allem die Frage, weshalb man in einem Format wie diesem auf Laiendarsteller zurückgreifen muss. Selbst wenn diese nicht bewusst engagiert wurden und sie sich aus eigenen Stücken beworben haben: Sie werfen ein schlechtes Licht auf eine Sendung, die eigentlich mit Ehrlichkeit und Authentizität punkten will. Und das schien durchaus gelungen - befand auch DWDL.de nach Folge eins. Wenn allerdings klar ist, dass Protagonisten ganz andere Ziele verfolgen, sieht es schon ganz anders aus - ein Problem, das man im Casting-Prozess im Vorfeld der Sendung hätte bedenken sollen.

Kabel Eins zeigt das Finale von "Rosins Heldenküche - Letzte Chance Traumjob" am Donnerstag, den 10. Februar, um 20:15 Uhr.