Was für ein Glück! Sonja Zietlow und Daniel Hartwich haben ihren Schlachtruf nicht verlernt. Und so tönt es nach zweijähriger Wartezeit und einer zusammengeschrumpften Hürther Tiny-House-Edition endlich wieder durch den echten Dschungel: „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“. Mit einem kleinen Unterschied: Es ist nicht der australische Dschungel, in den RTL zwölf - Verzeihung: elf - mehr oder weniger bekannte Menschen verfrachtet hat, sondern der südafrikanische, in dem sonst die Australier ihre „IBES“-Version produzieren.

Um es direkt zu sagen: Der nicht ganz freiwillige Umzug hat der etwas in die Jahre gekommenen Show gut getan. Zwar fühlt sich das neue Dschungelcamp vertraut an, doch die Auftaktfolge bot einige Gelegenheiten, die großartige Landschaft mit ihrer beeindruckenden Weite in Szene zu setzen. Zumindest in den Einspielfilmen; denn wenn sich Zietlow und Hartwich für ihre gewohnt bissigen Kommentare („Die Big Five stoßen auf die großen Elf“) live aus ihrem Dschungelhaus melden, ist es stockdunkel. Und Hartwichs Outfit (nachtblaues Hemd, schwarze Hose) sorgte nicht unbedingt für Erleuchtung.

Ich bin ein Star © RTL

Dazu passt, dass allem Anschein nach auch so manche Camper nicht ganz helle sind - doch das ist man nach bereits 14 gesendeten Staffeln ja durchaus gewohnt. Nach dem dreistündigen Auftakt besteht allerdings die berechtigte Hoffnung, dass der Cast durchaus das Potenzial für zwei unterhaltsame Wochen besitzt, auch wenn Lucas Cordalis, Sohn des inzwischen verstorbenen Premieren-Dschungelkönigs, wegen eines positiven Corona-Tests vorläufig auf die Promi-Safari verzichten muss. Späterer Einstieg nicht ausgeschlossen: „Wir achten nicht mehr auf die Quote, sondern auf die Viruslast von Lucas Cordalis“, versprechen Zietlow und Hartwich aus sicherer Entfernung.

"Man kennt mich von hier und da"

Mit dem ebenso exzentrischen wie humorvollen Modezar Harald Glööckler („Endlich wird der Dschungel pompös“), der aus unerfindlichen Gründen gleich vier Push-up-Unterhosen ins Camp zu schmuggeln versuchte, und Jasmin Herren („Man kennt mich von hier und da“), kann eigentlich nicht viel schiefgehen. Zumal sich auch noch „Manta“-Ikone Tina Ruland, ein „Teppichluder a.D.“ und eine zum „König von Hürth-Efferen“ aufgestiegenen „Bachelor“-Legende im Camp herumtreiben. Ganz zu schweigen von Anouschka Renzi, der nach ihrer nächtlichen Wahl zur Dschungelprüfung förmlich das Gesicht eingefroren ist.

Und so wirkt „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ über weite Strecken, als hätten RTL und ITV Studios ihrem Dauerbrenner eine Art Soft-Relaunch verpasst. Der Kern der Show hat sich freilich auch in der südafrikanischen Kulisse nicht verändert, auch wenn nun eben Impala-Lungen auf der Speisekarte stehen und der berühmte Känguru-Hoden einem zu verzehrenden Warzenschwein-Hoden weichen musste, den Gourmet Peter Althoff, der „Bodyguard der Stars“, mit mittelfränkischer Gelassenheit kommentiert: „Schmeckt a bissle wie Leberkas!“

Auch Harald Glööckler gibt sich bei der Essens-Prüfung tapfer - und verspeist schließlich den zuvor schon erfolgreich ertasteten Kudu-Penis. „Das war nicht der erste Schwanz den ich im Mund hatte“, gibt er kurz darauf zu Protokoll, „aber der ekelhafteste“. Und kaum waren all die Hoden und Penisse verzehrt, nutzte RTL die Gelegenheit für den nächsten Schocker - und ließ „DSDS“-Neuzugang Florian Silbereisen völlig unvermittelt aus einer künstlichen Palmen-Kulisse in die Kamera blicken, um für sein Jury-Debüt zu trommeln.

Silbereisen im Dschungel © RTL

Ja, das kann was werden mit RTL und Südafrika. Die Auftakt-Show machte großen Spaß und überzeugte auch mit den vom Format gewohnt liebevoll ausgestaltetenen, kleinen Details wie der Tatsache, dass Tina Ruland im Vorspann nicht wie üblich an der gewöhnlichen Limousine lehnt, sondern als Reminiszenz an ihren filmischen Durchbruch vor einem weißen Manta räkelt. Und sollte doch noch ein Notfall eintreten, hat es mit Dr. Bob zumindest ein Australier nach Südafrika geschafft.