Nachdem Google im November bekannt gegeben hat, dass man mit den ersten Verlagen Lizenzvereinbarungen auf Basis des neuen Presse-Leistungsschutzrechtes geschlossen hat, ist die Zahl solcher bilateraler Verträge inzwischen nochmal deutlich angewachsen. Lizenzverträge bestehen laut Google inzwischen demnach für knapp 60 Publikationen, darunter zahlreiche namhafte. Im ersten Schwung waren unter anderem beispielsweise schon "Spiegel", "Zeit", "Handelsblatt" und "Tagesspiegel" dabei, inzwischen ist man sich auch mit "FAZ", der Verlagsgruppe Madsack, der "Hamburger Morgenpost", Correctiv, "taz" oder den "Prenzlauer Berg Nachrichten" einig. Eine Reihe weiterer "vielversprechender" Gespräche würden derzeit laufen, so Gerrit Rabenstein, Head of News and Publishing Partnerships DACH bei Google in einem Blog-Eintrag.

Interessant ist das bei Madsack, weil der Verlag zu den Gesellschafter der Verwertungsgesellschaft Corint Media gehört, die ihrerseits gerne Lizenzverträge mit Google abschließen würde und dabei zuletzt mit gigantischen Forderungen von sich reden machte. Allein fürs Jahr 2022 fordert Corint Media demnach 422 Millionen Euro allein von Google. Madsack hatte im Frühjahr vergangenen Jahres angekündigt, ihre Zusammenarbeit mit Corint "vorsorglich" zu kündigen, auch weil man mit dem Verteilungsplan, der die Verteilung fast allein auf Basis der IVW-Reichweiten vorsieht, unzufrieden war, was weniger Qualitäts-Angebote als solche, die auf Reichweiten-Maximierung setzen, bevorteilt.

Nun hat man mit Google also tatsächlich lieber einen eigenen Vertrag abseits von Corint Media geschlossen, der darüber hinaus auch beinhaltet, dass Madsack sich mit einiger Verspätung auch bei Google News Showcase beteiligt. Bernhard Bahners, Digitalchef von Madsack, lässt dazu nun wissen: "News-Aggregatoren wie Google News Showcase, Facebook News oder Upday könnten im Digitalen zunehmend die Funktion bekommen, die Zeitungskioske in der analogen Welt haben. Die Präsenz in den Regalen der digitalen Nachrichten-Kioske ist nicht nur für die Medienmarken von Madsack von hoher strategischer Bedeutung, sondern auch für viele andere regionale und überregionale Verlage."

Madsack bleibt aber trotzdem weiterhin Gesellschafter von Corint Media und bescheinigt der Verwertungsgesellschaft eine "wichtige Rolle für die gesamte Branche" bei der Durchsetzung des Presseleistungsschutzrechts - schwächt mit dem Ausscheren gegenüber Google aber zugleich deren Verhandlungsposition. Vertreten wird Corint Media Madsack in Sachen Presseleistungsschutzrecht aber weiter in der Kategorie "Soziale Medien" - also wenn es beispielsweise darum geht, Geld von Facebook zu kassieren. Auch hier hat Corint Media zuletzt schon eine Forderung präsentiert: Sie beläuft sich auf 190 Millionen Euro für ein Jahr.

Kaum anzunehmen, dass man sich auf eine solche Summe wird einigen können. Wie viel Geld Google den einzelnen Verlagen, mit denen es nun schon Vereinbarungen gibt, zahlt, ist unklar - es dürfte aber signifikant weniger sein als das, was Corint Media ansetzt. Gerrit Rabenstein schreibt im Blog-Eintrag: "Wir bieten Corint vergleichbare Konditionen an wie Verlagen, mit denen wir bereits Verträge abgeschlossen haben. Wir sind jedoch besorgt, dass Corint weiterhin wirtschaftliche und rechtliche Fakten ignoriert und stattdessen auf haltlosen Forderungen beharrt. Trotz alledem bleiben wir verhandlungsbereit und hoffen, in weiteren Gesprächen eine konstruktive Lösung zu finden."