Am Donnerstagabend hat sich Claus Kleber bekanntlich vom "heute-journal" in den Ruhestand verabschiedet - nach knapp 3.000 Ausgaben. Der 66-Jährige nutzte die Gelegenheit, um noch einmal die großen Zusammenhänge aufzuzeigen. "Wer sich hier jeden Tag einen Reim auf die Nachrichten macht, der kann nicht anders, als mit Sorgen nach vorne schauen", sagte Kleber in seiner abschließenden Moderation.

"Die Pandemie lässt viel Leid zurück, aber die wird vorübergehen, anderes nicht. Was an der ukrainischen Grenze passiert und am Baltikum irgendwann passieren könnte, die harte Linie von China, die Demontage der Demokratie in Amerika, die sich immer weiter frisst, und die europäische Idee, die ihren Schwung verloren hat. Wie auch manches bei uns", so Kleber. "Das alles müsste nicht sein. Wir Menschen haben die Technik, die historische Erfahrung, um das alles zu meistern. "Zum ersten mal sind unsere Werkzeuge so mächtig wie unsere Probleme. Das kann was werden."

Aber ohne eine "engagierte, informierte Öffentlichkeit" werde das nichts, leitete Kleber auf die Herausforderungen für die Medien im Allgemeinen und das "heute-journal" im Besonderen über. "Deshalb muss es Redaktionen geben wie die Menschen hinter dieser Sendung. Leidenschaftliche Profis, die jeden Morgen antreten können mit dem einzigen Ziel, die bestmögliche Sendung zu machen. Furchtlos, ohne Quotendruck und abgeschirmt gegen politische Strippenzieher. Ein tolles Team - und das ist da."

Das aber nütze nichts, "wenn wir Sie nicht überzeugen können", betonte Kleber mit Blick auf das Publikum. "Das hier ist alles ein bisschen Videozirkus, wenn Sie sich nicht die Zeit und die Mühe nehmen, sich mit unserer Arbeit zu beschäftigen, engagiert und kritisch. Mit dem Vertrauen, das wir uns hier jeden Tag verdienen müssen. Ab und zu ändern sich die Nasen, die hier vorne stehen, jetzt zum Beispiel. Gundula bleibt, Gott sei Dank, ich gehe. Christian Sievers kommt. Alles gut."

Claus Klebers letzte Worte im "heute-journal": "Good night and good luck und ein gutes neues Jahr. Vor allem vielen Dank allen hier. Bis bald." Die allerletzten Worte hatte allerdings Co-Moderatorin Gundula Gause, von der sich Kleber mit einem High Five verabschiedete. Ein seufzendes "Ach Claus..." war von ihr noch zu hören, ehe der Abspann folgte.

Klebers Abschied auch im WDR

Bemerkenswert: Klebers Abschied war auch im WDR zu sehen, wo in der "WDR aktuell"-Ausgabe um 21:45 Uhr kurz live ins "heute-journal" geschaltet wurde, um die Abschiedsworte zu zeigen. Eine ungewöhnliche Aktion, die zugleich aber auch Ausdruck von Wertschätzung für die Arbeit des Journalisten ist, der einst für die ARD als Korrespondent und Studioleiter in den USA und später in Großbritannien tätig war.

Kleber-Abschied im WDR © Screenshot WDR Claus Kleber verabschiedet sich, im Vordergrund WDR-Moderator Sven Lorig.

Claus Kleber hatte das "heute journal" erstmals am 3. Februar 2003 im ZDF moderiert - als Nachfolger von Wolf von Lojewski. "Fast zwei Jahrzehnte lang war Claus Kleber im besten Sinne der Anker, der auch in aufwühlenden Nachrichtenzeiten Sicherheit und Orientierung geboten hat – zuverlässig, glaubwürdig und klug", so Bettina Schausten, stellvertretende ZDF-Chefredakteurin und Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Aktuelles.

Redaktionsleiter Wulf Schmiese: "Wir werden Claus Kleber vermissen, denn er wollte, was wir auch wollen: immer die beste Sendung machen. Es war eine Freude, täglich gemeinsam um die Themen zu ringen und auch inhaltlich zu streiten, weil Claus Kleber stets konstruktiv gesinnt ist." Klebers Nachfolge wird Christian Sievers antreten, der schon seit Jahren vertretungsweise für das "heute-journal" vor der Kamera steht.

Auch Claus-Erich Boetzkes verabschiedet sich

Claus-Erich Boetzkes © Screenshot Das Erste Claus-Erich Boetzkes
Am Donnerstag verabschiedete sich allerdings nicht nur Claus Kleber - auch für Claus-Erich Boetzkes war es der letzte Arbeitstag. Nach fast 25 Jahren moderierte er um 17 Uhr seine letzte "Tagesschau". "Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass sie mich so oft Gast sein ließen, und ich bedanke mich bei einem ganz wunderbaren, klugen, menschlich äußerst angenehmen Team, mit dem ich all die Jahre zusammenarbeiten durfte", sagte Boetzkes am Ende. Er gehe deshalb "mit einem weinenden Auge".

Zum Schluss bewies Boetzkes zugleich Humor - und zeigte Bilder von sich, wie er mutmaßlich in Zukunft aussehen könnte, wahlweise ohne Haare und mit weißem Rauschebart. "In Würde alt werden, das ist dann später das Ziel", so Boetzkes, der sich schließlich nach dem Verweis auf die nächste "Tagesschau"-Ausgabe mit einem schlichten "Adieu" vom Bildschirm verabschiedete.