Fast 30 Jahre lang gehörten Musikshows von Carmen Nebel zum festen Inventar deutscher Samstagabendunterhaltung. Es sind wahrlich große Fußstapfen, die die in Grimma geborene Moderatorin hinterlassen hat. Es sind aber Fußstapfen, die einem 43-Jährigen, der seit ziemlich genau 20 Jahren im Show-Business unterwegs ist, wie maßgeschneidert zu passen scheinen. Dass ausgerechnet Giovanni Zarrella, bekanntgeworden durch "Popstars" und die Band Bro'Sis, danach im Moderatorenbereich unter anderem für "Bravo Sport TV" unterwegs, der wichtigste ZDF-Showneustart im Jahr 2021 werden würde, war lange nicht abzusehen. "Durchgedreht vor Freude" sei er, als er im Vorjahr erfahren habe, dass das ZDF die Show mit ihm machen wolle.

Dass dem Mainzer Sender ein Volltreffer gelang, hat Gründe. Denn die Resonanz seiner "Giovanni Zarrella Show" kann sich sehen lassen. Über eine Million Reichweite legte die zweite Ausgabe gegenüber der Debütfolge zu, kam auf fast fünf Millionen Zuschauende. Im November unter anderem gegen eine weitere Folge von "The Masked Singer" (ProSieben) gesendet, kratzte die Live-Show aus München knapp an der Zehn-Prozent-Marke. Auf der Bühne gab sich das Who-is-Who populärer Musik die Klinke in die Hand. Ben Zucker, Peter Maffay, Kerstin Ott, mehrere Kelly-Geschwister und Max Giesinger folgten den Rufen von Giovanni Zarrella.

Der Erfolg von Giovanni Zarrella ist auch deshalb so schön und verdient, weil er zeigt, dass in der Medienbranche nicht nur Ellbogenmentalität zählt, sondern es neben harter Arbeit und dem damit verbundenen Fleiß auch um Herzlichkeit geht. Und eben diese Herzlichkeit, verbunden mit dem typischen und vielleicht wieder in Mode kommenden Italo-Pop-Sound, verleihen der neuen ZDF-Samstagabendshow ihre Einzigartigkeit. Natürlich bedient sich der ZDF-Neustart einiger vertrauter Elemente, beispielsweise Duetten mit dem Gastgeber, wie sie aus der "Helene Fischer Show" bekannt sind – und bietet somit, ähnlich wie andere Schlagershows, die Möglichkeit, für einige Stunden am Wochenende dem Alltag zu entfliehen.

Dazu beitragen, dass Menschen für einige Momente eben jenen Alltag vergessen, das kann Zarrella. Das hat er nämlich schon früh gelernt, wie er im Spätsommer in einem "Tagesspiegel"-Interview erzählte. Wenn er seinen Eltern in der schwäbischen Pizzeria half, "war es meine Challenge, dass die Menschen zufrieden nach Hause gehen. Deshalb hat mein Papa mich gern zu Leuten geschickt, die besonders gestresst waren. Giova, meinte er dann, du gehste da hinne, singste, machste sie glucklisch."

Insofern war es also keine neue Aufgabenstellung, die der 43-Jährige auf großer Bühne vorgefunden hat, nur ein anderes Umfeld. Geholfen hat offenbar auch, dass Zarrella schon während der monatelangen Planung in der Lage war, sich selbst eines gewissen Drucks zu entziehen. Indem er seine neue Show, wie er erzählte, als Spielwiese betrachtete – und als großes Geschenk. Ein Geschenk für das ehemalige "Bro'Sis"-Mitglied und als Chance, ein TV-Genre zu bespielen, das verschiedene Showgrößen über Jahre geprägt haben.