Die Dokumentation "Der Todespfleger" beschäftigt nun auch die Medienhüter. Einem Bericht des Evangelischen Pressedienstes (epd) zufolge hat die Landesanstalt für Medien NRW ein Verwaltungsverfahren gegen RTL interactive eingeleitet, wie das "Redaktionsnetzwerk Deutschland" meldet. Einer Sprecherin zufolge sei der Verdacht eines Verstoßes gegen die journalistische Sorgfaltspflicht der Grund für den Schritt.

Konkret geht es um ein Interview mit dem Patientenmörder Niels Högel, das vor einigen Monaten im Rahmen der beim inzwischen in RTL+ umbenannten Streamingdienst TVNow zu sehen war. Dass der inhaftierte Högel selbst am Telefon zu Wort kommt, sorgte für reichlich Verwunderung bei der Justizvollzugsanstalt Odenburg, die eigenen Angaben zufolge entsprechende Interviewanfragen der Produktionsfirma Filmpool Entertainment "ausdrücklich abgelehnt" haben soll.

"Bewusst getäuscht und hintergangen" fühle sich die Justizvollzugsanstalt, sagte deren stellvertretende Leiterin Anna Abraham schon im September der "Oldenburger Nordwest-Zeitung". Offensichtlich sei von der Produktion die Telefonmöglichkeit des Gefangenen genutzt worden. Inzwischen sei diese eingeschränkt worden, erklärte Abraham damals. Die medial entstandene Aufmerksamkeit verstärke laut der stellvertretenden JVA-Chefin "den Geltungstrieb und die Selbstinszenierung des Gefangenen“ und sei "mit der Behandlung von Herrn Högel nicht vereinbar“.

RTL widersprach der Darstellung und erklärte damals gegenüber DWDL.de, dass Doku-Autor Kimmo Wiemann "mit der entsprechenden Berufsbezeichnung seit Jahren als angemeldeter und genehmigter Telefonpartner auf der Telefonliste der JVA steht". Entsprechend habe sich Wiemann an alle rechtlichen Vorgaben gehalten. "Eine Genehmigung seitens der JVA, das Telefongespräch mitzuschneiden, ist nicht erforderlich. Niels Högel hat der Verwendung des Mitschnitts in unserer Dokumentation ausdrücklich zugestimmt."

Der ehemalige Krankenpfleger war 2019 wegen insgesamt 85 Morden im Klinikum Oldenburg und im Krankenhaus Delmenhorst zu lebenslanger Haft verurteilt worden.