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Mitte 2020 hatten sich fast alle ARD-Anstalten auf eine neue, gemeinsame Kulturplattform geeinigt. Anfang dieses Jahres legten die Verantwortlichen das Projekt allerdings auf Eis, weil der Rundfunkbeitrag wegen der Blockade Sachsen-Anhalts nicht wie geplant gestiegen war. Durch eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts ist das nun nachgeholt worden - und auch die Arbeiten an der neuen Kulturplattform schreiten weiter voran. 

Wie MDR-Intendantin Karola Wille am Donnerstag vor Journalistinnen und Journalisten erklärt hat, soll das Portal Mitte des kommenden Jahres starten. Mit dabei ist dann auch der Bayerische Rundfunk, der sich 2020 als einzige Landesrundfunkanstalt der ARD noch gegen eine Teilnahme entschieden hatte. Die Begründung des damaligen BR-Chefs Ulrich Wilhelm war allerdings nicht inhaltlicher Natur. Er begründete seine Haltung mit der Forderung aus Sachsen-Anhalt, das eine Zustimmung zur Erhöhung des Rundfunkbeitrags nur dann geben wollte, wenn eine neue Gemeinschaftseinrichtung im eigenen Land verortet worden wäre. 

Nun ist der Rundfunkbeitrag erhöht und die Kulturplattform kommt mit der Beteiligung sämtlicher ARD-Landesrundfunkanstalten. Und der Standort des Angebots liegt - nicht in Sachsen-Anhalt. Stattdessen hat die Gemeinschaftseinrichtung ihren Sitz im thüringischen Weimar. Zudem übernimmt der MDR, der beim neuen Kulturangebot die Federführung inne hat, in der Programmdirektion Halle die ARD-Koordination Kultur und verantwortet damit unter anderem die gemeinschaftlichen Kulturformate für Das Erste sowie die Kuratierung der Kulturangebote in der Mediathek.

Plattform oder Portal?

Das neue Kulturangebot entsteht vernetzt auch mit ZDF und Deutschlandradio, nur bei der genauen Bezeichnung tut sich die ARD noch schwer. MDR-Intendantin Karola Wille will das neue Angebot nicht als Plattform verstanden wissen, sondern als Portal. Darauf legt Wille Wert und erklärt den Unterschied wortreich. Dass den Nutzerinnen und Nutzern dieser Unterschied im täglichen Gebrauch vermutlich gar nicht auffällt bzw. auch vollkommen egal ist, hat man bei der ARD offenbar noch nicht begriffen.

12 neue Stellen werden geschaffen 

Punkten will man auf der Plattform, die eigentlich ein Portal ist, mit thematischen Schwerpunkten zu verschiedenen Themen, bespielt werden soll das dann in unterschiedlichen, crossmedialen Formen. So will man digitale Kulturformate fördern und Themen vertiefen, gleichzeitig aber auch ein Netzwerk für Kulturschaffende sein. Das jährliche Budget des Kulturangebots liegt bei fünf Millionen Euro, damit entstehen auch zwölf neue Planstellen innerhalb der ARD. 

Starten wird die neue Gemeinschaftseinrichtung ARD Kultur 2022 mit dem kulturellen Ideenwettbewerb ARD Creators. Im Rahmen dessen sucht man nach digitalen Formaten, die den Zusammenhalt und das Verbindende in der Gesellschaft in den Mittelpunkt stellen. Passend dazu hat die ARD auch das Motto der Themenwoche 2022 (6. bis 12. November 2022) bekanntgegeben, das lautet "WIR - Was die Gesellschaft zusammenhält". HR und SWR agieren hier gemeinsam federführend in Planung und Umsetzung. 

"Kreative und innovative Formate"

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"Wir haben eine digitale Heimat für Kulturbegeisterte versprochen, jetzt lösen wir mit ARD Kultur gemeinsam ein: mehr Sichtbarkeit für die vielfältige und reichhaltige deutsche Kulturlandschaft, eine Stärkung von Audiothek und Mediathek und neue kreative und innovative Formate", sagt der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow zur neuen Kulturplattform. "An dem künftigen Standort in Weimar sind wir mitten in einer der lebendigsten und geschichtsträchtigsten Kulturmetropolen Deutschlands. Diesen Geist sollen die Nutzerinnen und Nutzer spüren, wenn sie in dem Angebot unterwegs sind. Gleichzeitig stärken wir damit den ARD-Standort in Mitteldeutschland."

Karola Wille © MDR/Hagen Wolf Karola Wille
Und MDR-Intendantin Karola Wille ergänzt: "Kunst und Kultur sind unverzichtbar auch und gerade in Zeiten, in denen Gewissheiten brüchig werden, die Gesellschaft auseinanderdriftet. Allerdings ist die Kulturbranche besonders von der Pandemie betroffen. Gerade jetzt braucht es ein gemeinwohlorientiertes Kulturnetzwerk, das Inhalte nicht nur vermittelt, sondern auch mit Künstlerinnen und Künstlern produziert und Kulturschaffenden und Publikum einen gemeinsamen Resonanz- und Experimentierraum bietet. Mit der ARD Koordination Kultur in der Programmdirektion Halle und der mit ihr eng verzahnten Gemeinschaftseinrichtung ARD Kultur in Weimar sitzen künftig zwei zentrale Impulsgeber für die Stärkung der kulturellen Vielfalt in den Angeboten der ARD genau am richtigen Ort: Denn kaum eine andere Region vereint deutsche und europäische Kulturgeschichte sowie eine einzigartige Vielfalt und Dichte von Orten und Angeboten der Kunst und Kultur wie Mitteldeutschland."