Von einer "österreichischen Netflix-Serie" ist seit September 2020 oft zu lesen, wenn es um die neue Netflix-Produktion "Kitz" geht. Tatsächlich ist die Sache etwas komplizierter, denn die Handlung spielt zwar im österreichischen Kitzbühel, hinter den Kulissen ist es aber eine deutsche Produktion, Odeon Fiction verantwortet das Projekt. Und weil man bei Netflix nur den DACH-Raum kennt, ist es letztlich wohl irgendeine Mischung zwischen österreichischer und deutscher Serie. 

Eine Young Adult Mystery-Dramaserie aus Deutschland ist eine Premiere für den Streamingdienst. Erzählt wird die Geschichte der jungen Lisi aus Kitzbühel und ihren Begegnungen mit einer dekadenten Münchner Clique, die jede Saison im kleinen Ort zum Feiern einfällt. Ein Jahr zuvor ist Lisis Bruder bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen, auch er stand in Kontakt mit den Münchnern. In ihrer Trauer entscheidet sich Lisi dazu, die Gruppe der reichen Jugendlichen zu infiltrieren. Sie will Rache nehmen für den Tod ihres Bruder, doch schnell macht ihr das Jetset-Leben Spaß und sie tritt Ereignisse los, die nicht mehr aufzuhalten sind. 

"Wir wollten einen Ort erzählen, an dem verschiedene Kulturen aufeinanderprallen", erklärte Nikolaus Schulz-Dornburg, Showrunner und Headwriter der Serie, im Gespräch mit DWDL.de bei der "Work in Progress"-Veranstaltung auf dem Seriencamp, wo er zusammen mit Co-Showrunner Vitus Reinbold und Editorin Carolin Biesenbach einen ersten Einblick in das Projekt gab. "Es ist eine Mischung aus Liebe und Hass", beschreibt Schulz-Dornburg das Verhältnis zwischen Münchner Rich Kids und Kitzbühels Einwohnern. Schulz-Dornburg selbst kommt aus München. Zusammen mit Tanja Bubbel, Daniela Baumgartl, Janina Dahse und Korbinian Hamberger hat er die Welt, in der "Kitz" spielt, auf Papier gebracht und entwickelt. Für die Regie verantwortlich zeichnen Maurice Hübner und Lea Becker. 

Work in Progress Panel zu Kitz © Bojan Ritan Vitus Reinbold (v.r.n.l.), Carolin Biesenbach und Nikolaus Schulz-Dornburg sprechen mit DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath über die Netflix-Serie "Kitz"

In jedem Fall ist das Coming-of-Age-Drama schnell erzählt, laut, bunt und auf Hochglanz getrimmt. Es geht um Luxus, Glamour, Drogen und Sex - also um all das, mit dem Netflix schon bei "Elite" gute Erfahrungen gemacht hat. Hinzu kommen im Falle von "Kitz" Thriller-Elemente. "Ich hoffe die Leute schauen es und genießen es als ein Guilty Pleasure", sagt Vitus Reinbold und schiebt hinterher: "Oder eben nur als Pleasure, ohne den Guilty-Part". 

Die Charaktere seien divers und es gebe zwischen den Figuren Spannungen, weil sie eben ineinander gecrasht sind. Dennoch fühle sich sie die Serie an wie etwas, "das auch im echten Leben so passieren kann", sagt Editorin Carolin Biesenbach. Natürlich sei man spitzer als die Realität, aber grundsätzlich nah dran. Und Nikolaus Schulz-Dornburg ergänzt: Man wolle keine extrem komplizierte Geschichte, aber sehr wohl tiefgehende Charaktere, die nicht eindimensional sind. Weil die "Kitz"-Story von den Charakteren her kommt, ist für die Macherinnen und Macher auch eine Fortsetzung denkbar. "Es gibt viele Ideen", sagt Vitus Reinbold beim Seriencamp im Gespräch mit DWDL.de-Chefredakteur Thomas Lückerath. 

Bei Skifahren hört der Spaß auf

Gedreht wurde die Serie übrigens während einer Zeit, in der in Kitzbühel ein Lockdown in Kraft war. Entsprechend hoch waren die Auflagen der Behörden, hier habe die Zusammenarbeit aber gut funktioniert, sagt Reinbold. Letztlich hätten die österreichischen Behörden vor allem darauf geachtet, dass das Produktionsteam am Ende auch wieder den Fake-Schnee beseitigt hätte. 

Der Cast besteht vor allem aus jungen Talenten, die bislang noch keine sehr großen Rollen in Film und Fernsehen hatten. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie im Fall von Valerie Huber, die in "Kitz" das Instagram-Model Vanessa spielt und schon beim "Traumschiff" oder in Til Schweigers "Honig im Kopf" zu sehen war. Huber war übrigens auch die einzige im Cast, die selbst eine Skiszene drehen durfte, weil sie eine ausgebildete Skilehrerin ist. Die anderen Darstellerinnen und Darsteller mussten aus versicherungstechnischen Gründen für die Abfahrten auf den Pisten gedoubelt werden und durften lediglich anfahren und bremsen. Bei Versicherungsfällen hört schließlich auch in der Ski-Nation Österreich der Spaß auf. 

Alle Folgen von "Kitz" sind ab dem 30. Dezember bei Netflix verfügbar.