Vor einigen Tagen hat die "Zeit" unter dem Titel "Von der HJ auf den TV-Olymp" über den früheren ARD-Programmchef Hans Abich berichtet. Abich, der 1961 zunächst Programmdirektor bei Radio Bremen wurde und später auch Intendant der kleinen ARD-Anstalt sowie Programmdirektor der gesamten ARD, wurde 1918 geboren, erlebte die NS-Zeit also hautnah mit. In dem "Zeit"-Text wird ihm von Filmhistoriker Armin Jäger vorgeworfen, ab 1943 als Referent im Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda gearbeitet zu haben. Außerdem sei er stellvertretender Hauptschriftleiter bei den Propagandazeitschriften "Geist der Zeit" und "Sieg der Idee" gewesen. 

Laut Jäger sei Abich ein "williger Propagandahelfer" gewesen. Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste hat bereits auf den Bericht reagiert und den seit 2004 vergebenen "Hans-Abich-Preis" umbenannt. In diesem Jahr vergibt man die Auszeichnung lediglich als "Ehrenpreis" - und den erhalten die beiden Produzenten Quirin Berg und Max Wiedemann. Und nun will man sich auch bei der ARD noch einmal etwas genauer mit dem früheren Programmchef beschäftigen, der seit 2003 tot ist. 

Eine Sprecherin von Radio Bremen erklärte gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd), die Historische Kommission der ARD werde sich mit der Rolle von Abich während der Zeit des Nationalsozialismus beschäftigen. In der kommenden Sitzung der Kommission soll über die Erkenntnisse, die der "Zeit"-Text hervorgebracht hätte, gesprochen und beraten werden. 

 

Der ehemalige Direktor des Grimme-Instituts, Uwe Kammann, fordert derweil Besonnenheit und Aufklärung in der Debatte um die Rolle Abichs. In einem Beitrag für epd medien warnte er davor, die Verdienste Abichs um das deutsche Fernsehen der 60er und 70er zu vergessen. Der Fernsehmanager sei ein "anregender Mediengeist" gewesen. Als Programmdirektor und Intendant von Radio Bremen sowie als ARD-Programmdirektor habe er entscheidend zur "Zivilität der Bundesrepublik" beigetragen. In Abichs letztem Jahr als ARD-Programmdirektor erblickten unter anderem die "Tagesthemen" das Licht der Welt.