Über neue Perspektiven soll bis Freitag auf den Medientagen München gesprochen werden. Doch auch der Kongress betritt neue Wege. Nicht in der Messe, sondern im Isarforum des Deutschen Museums finden die Medientage in diesem Jahr statt - als Hybrid, nachdem im vorigen Jahr wegen der Corona-Pandemie ausschließlich eine digitale Form möglich gewesen ist. Nun also wieder ein Stück zurück zur Normalität. Und so hält an diesem Nachmittag Thomas Schmiege, der neue Präsident des bayerischen Landesmedienanstalt, ebenso eine Rede wie der Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. 

Diskutiert wird freilich auch, wenngleich wenig übrig geblieben ist vom Diskurs und der Streitlust früherer Elefantenrunden. Und so spricht Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter über die Rolle seines Unternehmens als Aggregator, Sky-Deutschland-Geschäftsführer Devesh Raj über den neuen Sky-Fernseher, RTL-Deutschland-Co-CEO Stephan Schäfer über die Pläne hin zum „ersten voll-integrierten Medienunternehmen“ und BR-Intendantin Katja Wildermuth über das Informationsbedürfnis des Publikums in Zeiten wie diesen.

Ob auch RTL einen eigenen Fernseher auf den Markt bringen möchte, will Moderator Ingo Zamperoni von Stephan Schäfer wissen. Doch der winkt, zugeschaltet aus seinem Büro, ab. Nein, dafür soll sein Haus zur „ersten Adresse für positive Unterhaltung und unabhängigen Journalismus über alle Gattungen hinweg“ werden, gibt er zu verstehen. „Damit sind wir genauso wie Sky mit dem Fernseher absolute Pioniere“, sagt Schäfer. Doch den Punkt macht Katja Wilderrmuth: „Wir“, betont die Intendantin mit Blick auf die Öffentlich-Rechtlichen, „sind keine Pioniere im Qualitätsjournalismus, sondern Garanten - und zwar schon seit vielen Jahren.“

Auf dieser Position dürfe man sich allerdings nicht ausruhen, räumt Wildermuth, erklärt aber zugleich, dass sie sich vor neuer Konkurrenz im Informationsbereich nicht fürchtet. „Alle Medienanbieter, die sich auf noch mehr Qualitätsjournalismus verpflichten wollen und die uns politische und gesellschaftliche Diskurse aus unterschiedlichen Perspektiven nahebringen, sind erstmal gut.“ Dies helfe letztlich der Demokratie.

Ein Klassiker bei den Medientagen ist indes die Debatte um Regulierung - und auch die wurde in der nur gut halbstündigen Eröffnungsdiskussion angerissen. Den Anspruch, ebenso wie die Öffentlich-Rechtlichen hohe Qualität zu liefern, vermisse er bei den sozialen Medien komplett, sagte Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter. „Das ist ein Verstärker, ein Trampolin für zum Teil gesellschaftlich nicht akzeptierte Nachrichten.“ Daher müsse man sich in der Regulierung mit diesem Thema beschäftigen. Ametsreiter fordert im Zuge dessen einen Diskurs darüber, ob Unternehmen „diese speziellen Reichweiten“ überhaupt nutzen sollten, um Werbung zu schalten.

Ganz so weit wie BR-Intendantin Katja Wildermuth will Ametsreiter allerdings doch nicht gehen. „Kein Mensch ist für Zensur, aber wir müssen die Algorithmen offenlegen“, verlangt sie - und spricht sich gleichzeitig dafür aus, die Medienkompetenz in der Gesellschaft zu stärken. „Da haben wir alle miteinander Verantwortung“, so Wildermuth. Widerspruch war in diesem Punkt, wie so oft bei dieser eher zahnlosen Eröffnung, freilich nicht zu erwarten.