Wohl wenige Korrespondenten waren so bekannt und populär wie Gerd Ruge. Nun ist der Journalist im Alter von 93 Jahren in München gestorben, wie der Westdeutsche Rundfunk bestätigte. Der gebürtige Hamburger begann seine berufliche Laufbahn 1949 als Redakteur beim damaligen Nordwestdeutschen Rundfunk in Köln und verabschiedete sich 1993 in den Ruhestand. Danach begeisterte er mit seinen Reisereportagen ein Millionenpublikum.

Tom Buhrow © WDR/Annika Fußwinkel Tom Buhrow
"Gerd Ruge gehört zu den großen Reporter-Persönlichkeiten der ersten Stunde. Profunde Analysen, präzise Interviews und die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge leicht verständlich zu erklären, das zeichnete ihn aus", sagte WDR-Intendant Tom Buhrow. "Er war ein wertvoller Zeitzeuge wichtiger politischer Ereignisse im In- und Ausland. Unvergessen bleiben seine zahlreichen Auslandsreportagen und Reiseberichte. Das Publikum hat ihn dafür geliebt." Auch für nachfolgende Generationen von Journalistinnen und Journalisten sei er Vorbild und Orientierung gewesen. "Ich werde seine sympathische und bescheidene Art vermissen."

Seine erste Auslandsstation führte Gerd Ruge 1956 für die ARD nach Moskau, fünf Jahre später wurde er Amerika- und Washington-Korrespondent. Anfang der 1970er Jahre übernahm der ARD-Chefkorrespondent schließlich die Leitung des Bonner WDR-Studios, ehe er von 1977 bis 1981 erneut in Moskau arbeitete - diesmal als Hörfunkkorrespondent. Ruge leitete aber auch das Politmagazin "Monitor", gründete und leitete den "Weltspiegel" und war zwei Jahre Chefredakteur beim WDR Fernsehen.

Ruge selbst erklärte einmal in einem Interview, dass es den Begriff Heimat für ihn geografisch eigentlich nicht gebe. "Ich finde den Begriff Heimat schwierig", erklärte der Journalist vor einigen Jahren. "Man kann eher sagen: Heimat ist, da wo meine Bücher sind. Immer wenn ich gereist bin, habe ich meine Bücher mitgehabt. In Russland hatte ich damals 4500 Bücher mit. Das war zwar etwas viel, aber es ging." In einem anderen Interview erzählte er, weshalb ihn die Ferne so sehr reizt: "Man wird immer wieder überrascht, man muss sich immer wieder neu einstellen. Das schützt ein wenig davor, zu glauben, man wisse schon alles und müsse sich deshalb keine Gedanken mehr machen."

Im Laufe der Jahrzehnte wurde Gerd Ruge mehrfach geehrt. So war er Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse und erhielt unter anderem drei Grimme-Preise und den Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis. Seit 2002 schreibt die Film- und Medienstiftung NRW einmal im Jahr das mit 100.000 Euro dotierte Gerd-Ruge-Stipendium aus.

Das WDR Fernsehen hat anlässlich des Todes für den Samstagabend eine Programmänderung angekündigt. Die "lange Gerd-Ruge-Nacht" steht unter dem Titel "In 80 Jahren um die Welt" und beginnt um 21:45 Uhr. Zu sehen gibt es auch eine seiner letzten Reportagen: "Gerd Ruge unterwegs - Sommer am Colorado".