Geldscheine © Chobe / photocase.com
Geht es nach dem Willen der ORF-Führung, sollen die Rundfunkgebühren um acht Prozent steigen. Das haben der amtierende Generaldirektor Alexander Wrabetz und der künftige ORF-Chef Roland Weißmann nun gemeinsam angekündigt. Einen entsprechenden Antrag hat die ORF-Chefetage beim Stiftungsrat eingereicht, der sich am 14. Oktober damit beschäftigen und wohl zustimmen wird. Anders als in Deutschland muss die Politik das dann nicht noch einmal absegnen. Die Medienbehörde KommAustria prüft aber noch einmal, ob die Höhe der Gebühren angemessen ist. Die Anhebung passiert dann frühestens zum 1. März 2022. Wrabetz und Weißmann betonen, dass sie in den kommenden fünf Jahren (für diesen Zeitraum werden auch die Gebühren festgesetzt) mit einer Inflation von rund zehn Prozent rechnen - und die Gebührenerhöhung damit sogar noch unter der Inflation liege. "Real betrachtet wird der ORF günstiger", so Wrabetz. Der ORF-Generaldirektor erklärte auch, dass man kein großes Wachstumspotenzial bei klassischer Werbung sehe - rund ein Drittel seiner Einnahmen macht der ORF durch Werbung. Künftig sollen die Menschen in Österreich 18,59 Euro im Monat für den ORF zahlen - das sind 1,38 Euro mehr als bislang. 

Alexander Wrabetz © ORF/Thomas Jantzen Alexander Wrabetz
Bei den Parteien kommt das ORF-Vorhaben wenig überraschend nicht gut an. Axel Melchior, Generalsekretär und Mediensprecher der ÖVP, bezeichnete die geplante Erhöhung der Gebühren als "völlig deplatziert". Das ist durchaus relevant, stellt die ÖVP doch die meisten Mitglieder im ORF-Stiftungsrat. Es brauche eine Politik der Entlastung, so Melchior. Bei der FPÖ bezeichnete man den ORF als "Propagandamaschinerie der ÖVP". Alexander Wrabetz zeigte sich gelassen und erklärte, die Politik würde naturgemäß nie begeistert sein, wenn Gebührenerhöhungen anstünden. Wrabetz verweist darauf, dass die Unternehmensführung nach fünf Jahren einen Antrag auf Gebührenanpassung stellen muss. So sehe es das Gesetz vor. Tatsächlich liegen die Gebühren übrigens deutlich über den jetzigen 17,21 Euro, die der ORF erhält. In einigen Bundesländern fallen mehr als 26 Euro an. Hintergrund sind Gebühren und Abgaben von Bund und Ländern, die diese auf die ORF-Gebühren draufschlagen, um damit andere Projekte zu finanzieren. 

ORF © ORF
Festgelegt hat die Regierung nun einen Zeitplan für eine Reform des ORF-Gesetzes. Demnach wollen die Regierungsparteien ÖVP und Grüne bis Ende des Jahres einen Entwurf vorlegen, die Umsetzung soll im Laufe des kommendes Jahres erfolgen. Geplant ist unter anderem eine Anpassung bei der Bereitstellungsfrist von Inhalten - konkret soll die 7-Tage-Regelung fallen. Der ORF fordert zudem eine gesetzliche Regelung, die die Bereitstellung von Online-Only bzw. Online-First-Inhalten ermöglicht. Beides darf der ORF heute nicht. Unklar ist außerdem, ob durch die Reform die sogenannte "Streaming Lücke" geschlossen wird. Bisher sind Personen, die den ORF lediglich streamen, von den Gebühren ausgenommen - und tendenziell werden das immer mehr. Um diese Lücke zu schließen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Die Politik könnte eine Registrierungspflicht bei Streaming-Inhalten beschließen (bzw. dem ORF möglich machen) - oder gleich eine Haushaltsabgabe wie in Deutschland. 

Das Erste & ZDF © ARD/ZDF
Apropos Deutschland: Wrabetz und Weißmann flirteten bei einer Vorstellung ihrer Pläne in Wien auch heftig mit ARD und ZDF sowie deren Mediatheken. Geht es nach der ORF-Führung, würde man die Kooperation mit den deutschen Öffentlich-Rechtlichen weiter voran treiben. Wrabetz und Weißmann denken auch daran, Produktionen aus den deutschen Mediatheken in der eigenen TVthek verfügbar zu machen - und andersherum. Aber auch für dieses Vorhaben bräuchte es Gesetzesänderungen. 

Vienna Blood © ZDF/Petro Domenigg
Der ORF hat bekanntgegeben, wann die zweite Staffel der internationalen Koproduktion "Vienna Blood" zu sehen sein wird. So wird man die erste Folge am 30. Oktober zur besten Sendezeit ausstrahlen. Die zwei weiteren Episoden sind an den beiden Abenden danach zu sehen. Bei Staffel eins lagen zwischen Folge eins und den Folgen zwei und drei fast ein Jahr, dieses Jahr werden die Fans die Serie also gebündelt sehen können. Die Regie haben Marvin Kren und Robert Dornhelm übernommen, Kren sprang zwischenzeitlich für Dornhelm ein, der bei den Dreharbeiten positiv auf das Coronavirus getestet wurde (DWDL.de berichtete). Produktionsfirmen sind Endor Productions und MR-Film. ZDF und BBC Two, die auch schon Staffel ein zeigten, haben bislang noch keine Ausstrahlungstermine kommuniziert. Bei "Vienna Blood" handelte es sich um die Adaption der Romanreihe "Die Liebermann-Papiere" von Frank Tallis.

RTL © RTL Deutschland
RTL Deutschland vertieft unterdessen seine Kooperation mit der ORS Group. Dadurch sind künftig alle österreichischen Versionen der Free-TV Sender von RTL Deutschland neben Antenne und Satellit auch im Streaming-Angebot von simpliTV zu finden. Die Rede ist von einer "langfristig vereinbarten Zusammenarbeit". Andre Prahl, Bereichsleiter Programmverbreitung RTL Deutschland, sagt: "Wir freuen uns sehr, dass dank einer vertraglichen Einigung und damit erweiterten Partnerschaft mit SimpliTV unseren Zuschauern in Österreich die einzigartigen Inhalte von RTL Deutschland neben Antenne und Satellit auch über den OTT-Verbreitungsweg einfach verfügbar machen können. Die zeit- und ortssouveränen Nutzungsmöglichkeiten unserer Inhalte sind ein starkes Signal für den Markt und die Zuschauer in Österreich."

Österreich in Zahlen

Puls 4 © Puls 4
Der September hat Puls 4 einen Monatsmarktanteil in Höhe von 6,0 Prozent in der Zielgruppe beschert. Beim Sender spricht man von einem "historischen Meilenstein". Hintergrund: Bislang hat noch kein einziger Privatsender in Österreich in einem Monat eine 6 vor dem Komma stehen gehabt. Insofern hat Puls 4 tatsächlich Geschichte geschrieben. ATV lag im September mit 4,4 Prozent deutlich hinter dem Schwestersender. Insgesamt lag man nicht so weit auseinander, aber auch hier war Puls 4 (3,3 Prozent) erfolgreicher als ATV (2,9 Prozent). 

ServusTV © ServusTV
Stärkster Privatsender ist und bleibt aber ServusTV, das im September 4,2 Prozent Marktanteil beim Gesamtpublikum holte und damit den Rekordwert aus dem Mai dieses Jahres einstellte. Auch beim jungen Publikum zwischen 12 und 49 Jahren lief es mit 3,5 Prozent sehr gut. Schon zu Beginn der Fußball-Saison schlagen vor allem die neuen Fußballrechte voll durch. Mit dem CL-Spiel von Salzburg gegen Lille erreichte ServusTV zuletzt mehr als 400.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, in der Zielgruppe waren damit teilweise mehr als 20 Prozent Marktanteil drin. Aber auch die Formel 1 sorgt regelmäßig für extrem hohe Quoten. 

ORF 1 © ORF
ORF 1 (7,9 Prozent) und ORF 2 (22,5 Prozent) lagen in etwa auf dem Niveau des Vormonats, im Vergleich zum September 2020 konnten beide zulegen. Insofern ist man auch auf dem Küniglberg zufrieden. Bei den 12- bis 49-Jährigen ist ORF 2 mit 11,6 Prozent auch im September erfolgreicher gewesen als ORF 1, das auf 10,7 Prozent kam. Quoten-Garant vor allem bei ORF 1 ist derzeit "Dancing Stars". Die Tanzshow brachte es in der vergangenen Woche auf 591.000 Zuschauerinnen und Zuschauer, der Marktanteil lag bei 24 Prozent. Bei der späteren Entscheidung waren sogar 30 Prozent drin. 

Lola Weippert, Chris Tall, Supertalent © TVNow / Stefan Gregorowius
Ähnlich wie in Deutschland hat "Das Supertalent" auch in Österreich zum Start in die neue Staffel spürbar geschwächelt. 143.000 Zuschauerinnen und Zuschauer sahen sich die erste Ausgabe bei RTL Österreich an, damit war die Castingshow sogar das meistgesehene RTL-Format in der vergangenen Woche. Vor einem Jahr schalteten zum Staffelstart aber noch 264.000 Menschen ein. Der Marktanteil bei den 12-49 bis 49-Jährigen sank von damals 18,0 Prozent auf jetzt noch 11,9 Prozent. Damit lag die Show aber natürlich noch immer weit über dem RTL-Schnitt in Österreich. 

Was noch zu sagen wäre…

Die Pandemie werde einmal enden, "aber Servus TV wird möglicherweise für immer der Querdenker-Sender, der Desinformations-Sender, der Virus-Verharmloser-Sender sein".
Jakob-Moritz Eberl von der Uni Wien über die Ergebnisse seiner neuen Studie über Corona und Medien (orf.at)