Rund einen Monat ist es nun her, dass Springer "Bild TV" mit der mehrstündigen Strecke "Bild Live" ab 9 Uhr morgens als klassischen Free-TV-Sender an den Start gebracht hat und damit den Bewegtbild-Aktivitäten von "Bild" ein deutlich größeres Gewicht eingeräumt hat. Zuvor hatte man "Bild Live" schon online immer weiter ausgebaut, den Gang ins Fernsehen begründet Jan Bayer, der im Vorstand der Axel Springer SE für den Bereich News Media zuständig ist, damit, dass im Fernsehen "die Monetarisierung derzeit noch attraktiver" sei.

Auch Online will man aber Geld verdienen - und dafür offenbar auch die Zuschauerinnen und Zuschauer zur Kasse bitten. "Mittelfristig wird Bild-Live ein wichtiger Teil unseres Bezahlangebots, also von Bild+. Denn wir sind überzeugt davon, dass herausragender Journalismus nicht kostenlos sein kann", so Bayer im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung". Wie sich diese Aussage genau damit verträgt, dass Springer sowohl mit Bild TV als auch mit Welt zwei werbefinanzierte und damit fürs Publikum kostenfreie Sender betreibt, ist allerdings unklar.

Bayer kündigt unterdessen weitere Investitionen an - auch wenn nach der angeblich eine Milliarde Euro schweren Akquisition von "Politico" erstmal keine Zukäufe in ähnlicher Größenordnung zu erwarten sind. Stattdessen wolle man mit KKR und dem kanadischen Pensionsfonds CPPIB im Rücken einen dreistelligen Millionenbetrag in den Ausbau der schon vorhandenen Geschäfte investieren. "Von den 16 000 Mitarbeitern bei Axel Springer arbeiten 9000 im Medienbereich, davon sind 2400 Journalistinnen und Journalisten, und das sollen innerhalb der nächsten fünf Jahre mehr als 3000 werden, ein Viertel mehr", so Bayer. "Politico" sei da noch nicht eingerechnet.

Generell blickt er optimistisch in die Zukunft: "Entscheidend ist: Die Trendwende ist geschafft. Journalismus ist als wachsendes Geschäftsmodell zurück. Axel Springer ist im ersten Halbjahr im Medienbereich gewachsen, obwohl wir in Print marktbedingt verloren haben. Wir können mit journalistischen Geschäftsmodellen wieder wachsen, obwohl wir im analogen Bereich verlieren. Wer hätte das noch vor ein paar Jahren gedacht."