Zugegeben: Angela Merkel und Armin Laschet kommen wirklich nicht alle Tage in RTLzwei-Sozial-Reportagen vor. Im neuen Format "Zurück in die Arbeit" sind die beiden jedoch gleich mehrfach zu sehen. So hat die Redaktion etwa Ausschnitte aus Merkels rund eineinhalb Jahre alter Ansprache an die Nation verwendet, in der die Bundeskanzlerin die Bürgerinnen und Bürger auf die harte Corona-Lockdown-Zeit einschwor und von einer historischen Herausforderung sprach. Immer wieder wird in der Doku aus dem Off erklärt, wie viele Arbeitsplätze durch die Pandemie verloren gingen – und die Leidtragenden dieser Entwicklung sind die Protagonisten der Sendung.

Unbestritten ist: Wirklich neu ist das nicht. Arbeitssuchende oder auch einfach Arbeitslose werden schon in anderen RTLzwei-Dokus von Kameras begleitet. Doch anders als etwa bei "Armes Deutschland – Stempeln oder Abrackern?" fehlt dem neuen Format, das ebenfalls von Good Times umgesetzt wurde, der Empörungsfaktor. Sozialschmarotzer, über die man sich stundenlang empören könnte, sind in "Zurück in die Arbeit" nicht zu sehen, dafür aber zum Beispiel die 21 Jahre alte Amanda aus Bayern, die ohne Schulabschluss zuletzt drei Jobs hatte, um über die Runden zu kommen – und durch die Pandemie alle drei Anstellungen verlor. Jetzt muss ihre Freundin, selbst noch in der Ausbildung, für beide aufkommen. Doch es gibt ein Problem: Auch in diesem Haushalt ist der Aschenbecher regelmäßig voll – allein etwa 200 Euro gehen pro Monat in Rauch auf.

Es sind also keine ganz neuen Probleme, die "Zurück in die Arbeit" zeigt, anders aber als in "Armes Deutschland" berichten hier Menschen von ihren Sorgen, die erst vor Kurzem ihren Job verloren haben und nun völlig unerwartet befürchten müssen, in einigen Monaten in Hartz IV zu rutschen. Also dorthin, wo diverse Protagonistinnen und Protagonisten anderer RTLzwei-Sozialdokus schon lange angekommen sind. Etwas aus dem Einerlei herausstechen kann lediglich der 63 Jahre alte Lothar, dessen Busunternehmen vor dem Ruin steht, weil die Busse in Zeiten des Lockdowns still stehen anstatt Menschen in den Urlaub zu fahren.

Vieles erscheint bereits weit weg

Unter dem Strich bietet das routiniert produzierte Format letztlich viel Bekanntes, versehen eben mit dem leichten Spin der Pandemie und den eingangs erwähnten gelegentlichen Einflechtungen der politischen Elite. In den guten Momenten wirkt "Zurück in die Arbeit" wie eine Aufarbeitung der Corona-Krise; nah dran an den Sorgen und Nöten der Menschen. Begleitet wurden die Betroffenen übrigens rund ein Jahr lang - und genau das könnte sich ein bisschen rächen, weil vieles, trotz der anhaltenden Pandemie, schon ziemlich weit weg erscheint.

Zwar ist auf diese Weise ein durchaus intensiver Blick auf die Betroffenen entstanden, jedoch hat sich der Arbeitsmarkt zur Ausstrahlung in der Zwischenzeit schon wieder deutlich erholt. Die Arbeitsagentur etwa schrieb jüngst von sinkenden Zahlen, im Vergleich zum Juli 2020 ist die Arbeitslosenzahl gerade erst um 320.000 gesunken. Zugleich ist die Rede von einer Erholung auf dem Arbeitsmarkt und eine Halbierung der zusätzlichen Arbeitssuchenden. Das, immerhin, nährt die Hoffnung auf ein Happy End nach den vier angekündigten Folgen, die RTLzwei in den nächsten Wochen ausstrahlen will.

Wenngleich es sicherlich eine weiterhin betroffene Ziel-Klientel gibt, deren Geschichten im deutschen Fernsehen nicht zu kurz kommen dürfen, bleibt am Ende von "Zurück in die Arbeit" die Frage, ob es dieses Format wirklich auch noch gebraucht hätte. Dass die Aufnahmen über weite Strecken hinweg schlicht wie "more of the same" wirken, daran ändern auch die Kanzlerin und ihr möglicher Nachfolger nichts. 

"Zurück in die Arbeit": Dienstags, 20:15 Uhr bei RTLzwei