Irgendwann im Leben eines jungen Menschen fällt ein Satz fast schon ganz zwangsläufig. Bevorzugt nach längerem Zusammensitzen bei Geburtstagsfeiern in rührseligen Momenten. "Kinder, wie die Zeit vergeht", heißt es dann, ausgesprochen von Eltern, Großeltern, Onkel, Tante oder sogar der liebgewonnenen Nachbarschaft. Jene Floskel taucht häufig gepaart mit seufzenden "Ach"-Ausrufen und weiteren Satzbauteilen wie "Weißt du noch, damals als…" auf, sowie der Erkenntnis, dass der Nachwuchs ja doch so groß geworden sei. Im November wäre "Die TV total Wok-WM" 18 Jahre alt geworden. Wie die Zeit vergeht. Als RTL nun am Freitagabend, genau eine Woche vor dem Start der "echten" Olympischen Sommerspiele in Tokio, zum ersten Teil seiner "RTL Sommerspiele" einlud, schwang ein bisschen was vom Flair der einstigen Raab-Sportevents von ProSieben mit.

Beim Einlauf der teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler fehlte eigentlich nur noch, dass der inzwischen in Moderationsrente gegangene König Lustig auf einem mächtigen Gefährt mit Feuer oder ähnlichem Wumms durch die Halle brauste. So viel Party brachten die von Banijay in Leipzig hergestellten Spaß-Spiele dann trotz des hörenswerten Orchesters, das spielte, nicht zustande. Das mag auch daran gelegen haben, dass die Tribünen in der Arena pandemiebedingt so gut wie leer blieben – was ein krasser Unterschied ist etwa zur "TV total Stock Car Crash Challenge", die bis 2015 Jahr für Jahr in der Arena Auf Schalke vor vollen Rängen entstand – jenes Raab-Event wäre in diesem Jahr übrigens 16 geworden, dürfte nun also quasi selbst Motorroller fahren. Ach ja.

Mit Spaß und Ehrgeiz

Wie also einst die Raab-Events waren es auch bei der knapp fünfstündigen RTL-Liveshow zahlreiche bekannte und mehr oder weniger lieb gewonnene TV-Sternchen, die sich in sportlichen Wettkämpfen begegneten und dabei weder Spaß noch Ehrgeiz vermissen ließen. Der zuletzt zum Dschungelcamp-Sidekick avancierte Thorsten Legat mischte ebenso mit wie "Blümchen" Jasmin Wagner, Evil Jared (übrigens ein echter Wok-WM-Held), Daily-Soap-Darsteller wie Timur Ülker und Tijan Njie oder Fußballer Kevin Großkreutz. Ein Wiedersehen gab es mit Model Marcus Schenkenberg (der das "The Masked Singer"-Eichhörnchen-Kostüm natürlich längst abgestreift hat) und mit Evelyn Burdecki, die eine Zeit lang in keiner großen RTL-Show fehlen durfte. Insgesamt liefen 30 Promis aus mehr als zehn Nationen in der Arena ein.

So nett und trotz des sportlichen Wettkampfs harmonisch der erste der beiden Teile auch ablief, letztlich täuschte die familiäre Stimmung nicht darüber hinweg, dass der Show ein gewisser Raab-Faktor fehlte. Das Event nahm sich letztlich selbst zu ernst, weil es um echte Olympia-Disziplinen ging (duelliert wurde sich im 200-Meter-Lauf ebenso wie im Ringen oder Wettschwimmen) und eben nicht um Eisfuß- oder Autoball. Ganz humorlos ging es dann aber doch nicht zu, denn die Sendung hatte immerhin Daniel Hartwich, der die verschiedenen Programmelemente ähnlich charmant zusammenhielt wie er es seit vielen Jahren schon bei "Let's Dance" tut. An seiner Seite feierte Laura Papendick ihren RTL-Einstand. Von Sport1 geholt, um ab September die großen Europa-League-Fußballabende bei der Sendergruppe zu präsentieren, spielte sie bei der Premiere auf Nummer sicher, agierte ernsthafter, sah jedoch neben dem zum Schelm neigenden Hartwich deshalb manchmal auch ein klein wenig blass aus.

Der eigentlich ebenfalls um keinen guten Spruch verlegene Wolff-Christoph Fuss ließ die großen Brüller am Freitagabend unausgepackt – und stand in Sachen Emotion mitunter sogar Elmar Paulke nach, mit dem er sich beim Kommentar der Spiele abwechselte. Nach und vor den Spielen waren bekannte RTL-Gesichter wie Kai Ebel, Anna Fleischhauer oder Angela Finger-Erben mit dem Mikrofon auf Stimmenfang und wandelten somit auf den Spuren der damaligen Wok-WM-Eiskanal-Interviewerin Sonya Kraus.

Dass die RTL-Liveshow die ein oder andere Länge hatte, ist zweifelsfrei nicht zu leugnen. Kaum anzunehmen, dass es oberstes Ziel war, den geneigten Zuschauer von 20:15 Uhr bis kurz nach ein Uhr nachts durchgängig mit dem Format vor dem Fernseher zu halten. Und als Moderator Daniel Hartwich die letzte Entscheidung des XXL-Abends nach einem Werbeblock und somit für kurz vor ein Uhr nachts angekündigte und versprach, das werde "ein Knaller", blieb viel Interpretationsspielraum, wie ernst er das meinte. Also: Zwei Stunden weniger Sendezeit, dafür etwas mehr Tempo zwischen den Spielen wären angenehm gewesen. Denn die Zeit – und das ist ein Unterschied zum Heranwachsen eines Kindes – wollte teils nicht so recht vergehen.

Die zweite Folge der "RTL-Sommerspiele" läuft am Samstag, 17. Juli um 20:15 Uhr. Schon ab 19:05 Uhr sendet RTL eine Warm-Up-Show.