Weil die Radio-Branche im letzten Frühjahr zunächst heftiger als andere Mediengattungen von kurzfristig ausbleibenden Werbebuchungen im Zuge der Corona-Krise betroffen war, entschied man, sich eine Befragungswelle für die Audio-MA im Herbst 2020 kurzerhand zu sparen - und dementsprechend auch aktualisierte "Radioquoten", die normalerweise im Frühjahr 2021 veröffentlicht worden wären. Erst ab Dezember 2020 bis März 2021 wurden dann wieder Befragungen durchgeführt, sodass die aktuelle Audio-MA nun ausnahmsweise auf Daten dieses Zeitraums und des gleichen Zeitraums ein Jahr zuvor basiert - es ist also eine Mischung noch aus Daten der Zeit vor Corona, der ersten beiden Wochen des ersten Lockdowns sowie des zweiten Lockdowns. Soviel vorab zur Grundlage der aktuellen Audio-MA.

Corona hin oder her: An der generellen Nutzungsintensität des Radios hat sich nach diesen zaheln nicht allzu viel geändert: Etwa drei Viertel der deutschsprachigen Bevölkerung über 14 Jahren schaltet demnach jeden Tag klassisches Radio ein, die Verweildauer stieg leicht auf 259 Minuten pro Tag an. Leicht angezogen hat die DAB+-Nutzung, deren "weitester Hörerkreis" (Personen, die innerhalb der letzten 14 Tage einmal DAB+ genutzt haben) stieg von 17,4 auf 20,4 Prozent, Online-Audio liegt mit nun 25,8 Prozent aber weiter davor. Deutlich angestiegen ist die Zahl derer, die schon einmal Podcasts genutzt haben auf nun 29,3 Prozent im Vergleich zu 22,3 Prozent ein Jahr zuvor. In der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen geben das nun schon knapp 42 Prozent der Befragten an.

Blickt man nun auf die einzelnen Angebote, dann gibt es unter den größten Einzelsendern vor allem einen ganz großen Verlierer: Bayern 3: Die Zahl der Hörerinnen und Hörer in einer durchschnittlichen Stunde montags bis freitags zwischen 6 und 18 Uhr sackte um fast 13 Prozent auf 635.000 ab. Damit verlor Bayern 3 den privaten Konkurrenten nun wieder aus den Augen. Der konnte seine mehrere Jahre anhaltende rasante Talfahrt nämlich nun stoppen und die Zahl der Hörerinnen und Hörer immerhin wieder leicht um drei Prozent auf nun 829.000 steigern. Angesichts dieser Zahlen dürfte man dort also erstmal durchatmen, der Ableger Rock-Antenne verzeichnete mit einem Plus von fast elf Prozent auf 258.000 Zuhörende pro Durchschnittsstunde sogar erneut erhebliches Wachstum.

Mit Freude kann man auch beim WDR auf die neue Audio-MA blicken: WDR 2, bei der letzten Studie noch fast sieben Prozent im Minus, legte nun fast zehn Prozent zu und knackte damit wieder die Millionen-Marke bei den Hörerinnen und Hörern. Damit gibt es nun also immerhin wieder zwei Reichweiten-Millionäre, Bayern 1 hielt sich ebenfalls weiter über dieser Marke und lag bei 1,112 Millionen Hörerinnen und Hörern. Als Konglomerat der NRW-Lokalsender legte Radio NRW an der Spitze des Rankings zudem wieder deutlich über die Marke von 1,5 Millionen Hörerinnen und Hörern zu. Noch eine gute Nachricht für den WDR: Auch 1Live lag mit zwei Prozent leicht im Plus.

Die 20 meistgehörten Radiosender in Deutschland laut Audio-MA 2020/I (Hörer ab 14 Jahre pro Stunde, Mo-Fr 6-18 Uhr):

  Hörer in Tsd.
ma 2021
Hörer in Tsd
ma 2020/I
Veränderungen
in Prozent
Radio NRW 1.562 1.500 +4,1%
Bayern 1 1.112 1.104 +0,7%
WDR 2 1.044 950 +9,9%
SWR 3 970 998 -2,8%
Antenne Bayern 829 805 +3,0%
NDR 2 809 740 +9,3%
1Live 761 746 +2,0%
Bayern 3 635 728 -12,8%
Hit-Radio FFH 482 458 +5,2%
SWR 4 BW 418 414 +1,0%
MDR Sachsen 409 406 +0,7%
Radio BOB! 408 395 +3,3%
SWR 1 BW 406 411 -1,2%
Radio ffn 403 418 -3,6%
MDR Jump 295 328 -10,1%
hr3 280 288 -2,8%
hr4 259 285 -9,1%
Rock Antenne 258 233 +10,7%
Klassik Radio 237 228 +3,9%
Radio Regenbogen 225 - -

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Neben WDR 2 hieß der zweite große Gewinner unter den Top 10 NDR 2, hier belief sich das Plus auf 9,3 Prozent, Hit-Radio FFH verzeichnet mit einem Zugewinn von über fünf Prozent ebenfalls starke Werte. Massive Verluste in den Top 20 gab's hingegen für MDR Jump mit einem Minus von über 20 Prozent, hr4 verlor über neun Prozent - zumindest wenn man als Währung die Hörer ab 14 Jahre pro Stunde Mo-Fr 6-18 Uhr hernimmt. Zum Glück hält die Audio-MA aber ja wie immer eine Vielzahl an Deutungsmöglichkeiten bereit. Betrachtet man nämlich beispielsweise die Tagesreichweite des Senders allein in Hessen (also die Zahl der Menschen, die an einem Tag den Sender zumindest kurz einschalten), dann stieg die sogar um 7,4 Prozent an.

Größter prozentualer Gewinner war die bigFM-Station im Saarland, die die Zahl der Hörerinnen und Hörer um satte 50 Prozent ausbauen kaonnte, auch Hitradio RTL Sachsen lag mit einem Plus von fast 30 Prozent extem gut im Rennen. Bei 80s80s Radio, das aus Antenne MV hervorgegangen ist und längst auch übers Stamm-Bundesland hinaus seine Hörerschaft sucht, ging's ebenfalls um über 20 Prozent nach oben. Keine Zahlen gibt's diesmal für Spotify. Begründet wird das mit "datenschutzrechtlichen Prüfungen", die noch nicht abgeschlossen seien. Die Spotify-Nutzung ging aber zum Beispiel in die zusammengefasste Tagesreichweite zu "User Generated Radio / Musikstreamingdienste Gesamt" ein - und hier stieg die Tagesreichweite um über 27 Prozent an.

Die größten Gewinner (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2021
Hörer in Tsd
ma 2020/I
Veränderungen
in Prozent
bigFM Saarland 12 8 +50,0%
Hitradio RTL Sachsen 122 94 +29,8%
Radio Potsdam 9 7 +28,6%
harmony.fm 55 44 +25,0%
Energy Berlin 67 54 +24,1%
Rockland 11 9 +22,2%
80s80s Radio 101 83 +21,7%
LandesWelle Thüringen 62 51 +21,6%
Berliner Rundfunk 91.4 138 118 +16,9%
Hitradio OHR 29 25 +16,0%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Während Hitradio RTL Sachsen zu den größten Gewinnern zählte, ist RTL Radio gleichzeitig größter Verlierer, pro Stunde erreichte der Sender über ein Fünftel weniger Menschen, ein stärkerer prozentualer Rückgang wird nur bei BR-Klassik ausgewiesen - bei dem Sender gibt es aber den Sonderfall, dass es den ganzen Tag nur einen einzigen Werbeblock um kurz vor 9 Uhr gibt und daher auch nur die Stunde zwischen 8 und 9 Uhr gewertet wird. Hier gibt es einen massiven Rückgang um fast 29 Prozent der Hörer. Bei der Tagesreichweite verzeichnet BR-Klassik hingegen ein kleines Plus von 1,6 Prozent. Einen Rückschlag gab's auch für den Kinder- und Familiensender Radio TEDDY, der über 20 Prozent seiner Hörerinnen und Hörer verlor - hier allerdings bezogen auf die Eltern, gewertet werden in den Zahlen nämlich nur Menschen über 14 Jahren.

Die größten Verlierer (in Prozent):

  Hörer in Tsd.
ma 2021
Hörer in Tsd
ma 2020/I
Veränderungen
in Prozent
BR-Klassik* (hier wird nur 1 Stunde 8-9 Uhr gewertet) 54 76 -28,9%
RTL Radio 119 152 -21,7%
Radio TEDDY 55 69 -20,3%
Hamburg Zwei 24 30 -20,0%
Energy Stuttgart 45 56 -19,6%
Rockland Radio 46 57 -19,3%
Schlager Radio 72 88 -18,2%
Radio Ton 42 51 -17,6%
Energy Hamburg 19 23 -17,4%
105'5 Spreeradio 54 65 -16,9%

Quelle: AG.MA, ausschließlich Werbeträger

Im Folgenden: Ein Blick in die einzelnen Bundesländer 

Bitte beachten: Um auch die Sender ohne Werbung berücksichtigen zu können, blicken wir in den folgenden Tabellen auf die Tagesreichweite, nicht wie auf dieser Seite die Hörer pro Durchschnittsstunde.