Eines steht bei der Emmy-Verleihung in diesem Jahr, die im Herbst bei CBS schon zum 73. Mal über die Bühne geht, schon fest: In den drei Haupt-Formatkategorien wird es keine Titelverteidiger geben. Das liegt im Bereich der Drama-Serien daran, dass Vorjahressieger "Succession" im letzten Jahr gar nicht lief, weil sich die Produktion Corona-bedingt verzögerte. Damit könnte es ja vielleicht dieses Mal für "The Crown" reichen. Auch wenn die Serie insgesamt mit den ersten drei Staffeln bereits zehn Emmys gewinnen konnte, für den Preis der besten Drama-Serie reichte es nie. In diesem Jahr schoss die Zahl der Nominierungen von zuletzt 13 aber auf nun 24 nach oben, was sie ganz an die Spitze der Nominierungsliste katapultierte.

Hier machte vor allem die herausragende Darstellerinnen- und Darsteller-Riege den Unterschied: Hoffnungen auf eine Auszeichnung können sich Olivia Colman als Queen Elizabeth II, Josh O'Connor als Prinz Charles, Emma Corrin als Prinzessin Diana, Tobias Menzies als Prinz Philip, Gillian Anderson als Maggie Thatcher, Helena Bonham Carter als Prinzessin Margaret, Emerald Fennell als Camilla Parker Bowles und Charles Dance als Lord Mountbatten machen.

Trotzdem ist es nicht so, dass "The Crown" das Feld im Dramaserien-Bereich dominieren würde: Auf ebensoviele Nominierungen bringt es die Disney+-Serie "The Mandalorian", "The Handmaid's Tale" (Hulu) liegt mit 21 Nominierungen nur knapp dahinter. HBO hat in in dieser Kategorie diesmal "Lovecraft Country" im Rennen - und damit ausgerechnet eine Serie, bei der man erst vor wenigen Tagen entschieden hat, keine zweite Staffel zu bestellen. Die FX-Serie "Pose" für die Hauptdarsteller Billy Porter 2019 schon einmal einen Emmy gewonnen hat, ist darüberhinaus noch im Rennen wie mit "Bridgerton" eine der wohl meistgesehenen Serien aus diesem Feld: Die Shonda-Rhimes-Produktion wurde im letzten Lockdown zu einem weltweiten Netflix-Phänomen. Außerdem hat auch Prime Video mit "The Boys" eine Chance auf einen Emmy, während es insgesamt für den Amazon-Streamingdienst bei den Emmys in diesem Jahr eher mau aussah. Mit "This is us" komplettiert die seit Jahren einzige Network-Serie mit Chancen auf einen Emmy als beste Drama-Serie das Feld.

"Ted Lasso" ist Top-Favorit bei den Comedy-Serien

Im Bereich Comedy räumte im vergangenen Jahr die Serie "Schitt's Creek" des Mini-Senders Pop TV quasi alle Preise ab, die es zu gewinnen gab - allerdings mit der letzten Staffel. Dementsprechend werden auch hier dieses Jahr die Karten neu gemischt. Als Top-Favorit geht dabei die Serie "Ted Lasso" von Apple TV+ ins Rennen. Neben der Nominierung als beste Comedy-Serie ist Jason Sudeikis auch persönlich für seine Rolle des US-College-Football-Trainers, der Trainer einer englischen Fußballmannschaft wird, nominiert. Insgesamt bringt es die Serie auf satte 20 Nominierungen, keine andere Comedy-Serie hat auch nur annähernd so viele Chancen auf einen Emmy in diesem Jahr.

Um den Preis als beste Comedy-Serie zu bekommen, müsste sich "Ted Lasso" gegen sieben andere Serien durchsetzen. Die meisten davon sind noch neu, die große Ausnahme ist der ABC-Veteran "black-ish", auch "The Kominsky Method" mit Michael Douglas (auch als bester Hauptdarsteller nominiert) bringt es immerhin schon auf drei Staffeln. Eine echte Überraschung ist, dass es "Cobra Kai" auf die Nominierungsliste geschafft hat. Die Serie begann mal als Eigenproduktion von YouTube, als man dort noch ins Geschäft mit hochklassigen Serien einsteigen wollte. Die ersten beiden Staffeln 2018 und 2019 bekamen zwar auch schon je eine Emmy-Nominierung, allerdings nur für die Stunts. Nach dem Wechsel zu Netflix zur dritten Staffel reichte es nun also auch für die "Königskategorie".

Netflix brachte außerdem noch "Emily in Paris" unter, Hulu ist mit "Pen15" im Rennen, HBO Max mit "Hacks" und "The Flight Attendant" gleich doppelt. "The Flight Attendant" ist die erste Serie von Kaley Cuoco nach dem Ende von "The Big Bang Theory". Für die Rolle der Penny darin hat sie nie auch nur eine Nominierung erhalten, für ihre Rolle der alkoholsüchtigen Stewardess Cassie, die eines Tages neben einem ermordeten One-Night-Stand aufwacht, gab's diese Ehre nun gleich im ersten Jahr. Sie tritt darin unter anderem gegen Allison Janney aus "Mom" an. Sie hat für ihre Rolle in der zu Ende gegangenen Comedyserie schon zwei Mal einen Emmy erhalten - allerdings damals noch in der Nebendarsteller-Kategorie. Außerdem im Rennen sind Aidy Bryant ("Shrill"), Tracee Ellis Ross ("black-ish") und Jean Smart ("Hacks").

Limited Series: Von "Queen's Gambit" bis "Mare of Easttown"

Kennen Sie auch jemanden, der in diesem Jahr plötzlich angefangen hat, Schach zu spielen? Dann hat er wahrscheinlich auch "The Queen's Gambit" bei Netflix geschaut, die Serie führte zwischenzeitlich zu einem kleinen Schach-Hype. Womöglich bringt sie Netflix in diesem Jahr auch noch einen Emmy in der Limited bzw. Anthology Series-Kategorie, nominiert ist zudem auch Hauptdarstellerin Anya Taylor-Joy persönlich. Doch die Konkurrenz ist hart, beispielsweise durch die HBO-Produktion "Mare of Easttown", für die wiederum Kate Winslet auch eine persönliche Nominierung erhalten hat.

Top-Favorit ist hier allerdings "WandaVision": Die Disney+-Serie sammelte insgesamt gleich 23 Nominierungen ein und liegt damit auf Rang 3 der meistnominierten Serien in diesem Jahr, hauchdünn hinter "The Crown" und "The Mandalorian". Auch hier sind Elizabeth Olsen und Paul Bettany auch persönlich nominiert. Komplettiert wird das Feld von "The Underground Railroad" (Amazon Prime Video) und "I may destroy you" von HBO.

HBO/HBO Max überholen Netflix wieder - und Disney ist Aufsteiger Nr. 1

Nachdem in den letzten Jahren Netflix in Sachen Nominierungs-Anzahl zunehmend die Oberhand gewann und zuletzt mit 160 Nominierungen einen neuen Rekord aufstellte, reichte es in diesem Jahr "nur" noch für 129 Nominierungen. Nimmt man nun HBO und HBO Max zusammen, dann ist der WarnerMedia mit 130 Nominierungen also diesmal wieder knapp vorn. Größter Aufsteiger des Jahres ist aber fraglos Disney+, das sich von 19 auf 71 Nominierungen steigerte.  Zählt man alle Disney-Töchter zusammen, bringt es der Konzern inklusive ABC, Fx, Hulu, National Geographic und Freeform übrigens auf 146 Nominierungen. Kein anderer Konzern kann über alle Angebote hinweg mehr vorweisen.

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