Die geplante Verlegung des "Weltspiegel" auf einen Sendeplatz nach den "Tagesthemen" sowie die vorgesehenen Veränderungen bei den ARD-Politmagazinen sorgen weiterhin für Unmut. Nachdem in der vergangenen Woche bereits Korrespondentinnen und Korrepondenten der ARD einen offenen Brief verfasst haben, folgt jetzt ein weiteres Schreiben, das von mehreren Dutzend Autorinnen und Autoren, Journalistinnen und Journalisten sowie Mitarbeitenden der ARD-Politmagazine und -Dokumentationen verfasst und von "Übermedien" veröffentlicht wurde. Sie seien davon überzeugt, "dass die geplanten Einschnitte den Programmauftrag des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und seine Bedeutung im Bereich Information erheblich beschädigen würden", heißt es darin.

Die Kürzungen und Streichungen würden "zu einer Beschneidung der eigenen publizistischen Bedeutung führen, die das Programm entwerten und dem Programmauftrag zuwiderlaufen würden. Daran ändern auch die zwei geplanten zusätzlichen Sendeplätze für Reportagen nichts, welche die Einschnitte aus unserer Sicht keineswegs aufwiegen", so die Auffassung der Unterzeichnenden, die zugleich von einem "fatalen Signal" nach Innen und Außen sprechen. "Es ist wichtig, dass die ARD ihrer Wächterfunktion in politischen und gesellschaftlichen Prozessen wahrnehmbar nachkommt."

Dass die Programmdirektion die Mediathek mit Dokumentationen und längeren filmischen Inhalten stärken wolle, sei sinnvoll. "Doch: Warum wird eine investigative und etablierte Dokumentationsreihe im Ersten dann linear gestrichen?" Zudem wird in dem offenen Brief kritisiert, dass die Magazine in der Mediathek aufwändig gesucht werden müssten. Zielführender wäre daher eine "Stärkung der Präsenz und Auffindbarkeit". Weiter heißt es: "Wir stellen uns nicht gegen ein kluges Digitalkonzept, welches nicht-lineare Abrufzahlen mitdenkt und die Online-Präsenz stärkt. Ein hochwertiger Onlineauftritt auf verschiedenen Kanälen, der einen Mehrwert in Zeiten von Desinformation im Netz liefert, ist längst Alltag in den politischen Redaktionen."

Unterdessen berichtet die "Süddeutsche Zeitung" über einen "Appell", den ehemalige Korrespondentinnen und Korrespondenten verschickt haben, darunter der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen, die ehemalige WDR-Chefredakteurin Sonia Seymour-Mikich und "heute-journal"-Moderator Claus Kleber, der in der Vergangenheit das ARD-Studio in Washington leitete. Sie fürchten eine "Marginalisierung der Auslandsberichterstattung" und sind der Meinung, dass die ARD "ihre Reputation als öffentlich-rechtlicher Sender selbst empfindlich beschädigen" würde.

Strobl verteidigt "Weltspiegel"-Verlegung

Gegenüber der "SZ" verteidigte ARD-Programmdirektorin Christine Strobl indes die Pläne. Man wolle "gerade das einzigartig breite Netz der Korrespondentinnen und Korrespondenten" nach den "Tagesthemen" dafür nutzen, die Themen aus dem Nachrichtenformat direkt im Anschluss zu vertiefen und zu erläutern. Der "Weltspiegel", so versichert Strobl, bleibe Kern der ARD-Auslandsberichterstattung.

Der Streit erinnert an den Herbst 2019, als Strobls Vorgänger ebenfalls schon einmal mit einem neuen Sendeplatz für den "Weltspiegel" liebäugelte. Auch damals hatte es massive Kritik an den Plänen gegeben - mit dem Ergebnis, dass das Magazin seinen traditionellen Sendeplatz am Sonntag um 19:20 Uhr bis heute behalten hat.