Steffen Seibert war noch Moderator im ZDF, da zog die Nachrichten des Mainzer Senders in das virtuelle Studio um. Etwas mehr als zwölf Jahre ist das nun her - höchste Zeit also für einen Relaunch, der sich in den vergangenen Monaten bereits andeutete, als das ZDF seine Nachrichtenpräsenz im Netz ausbaute. Am Montag, den 19. Juli erhalten nun auch die Nachrichtensendungen im Fernsehen eine neue Optik. Die erste Sendung im neuen Design wird am Starttag die "heute"-Ausgabe um 19 Uhr sein, wie das ZDF jetzt bestätigte. Am selben Abend folgt dann auch das "heute-journal".

Auffällig ist, dass der Tisch deutlich geschrumpft ist: Anstelle des stets etwas überdimensionierten Möbels rückt nun ein Nachrichtentisch aus Nussbaumholz, der in geschwungener L-Form daherkommt und in Sachsen gebaut wurde. Mit Gästen und Experten, die ins Studio eingeladen werden, könne künftig ein Gespräch über Eck stattfinden, was natürlichere Blickachsen ermögliche, heißt es. Bemerkenswert: Auch die Größe des Studios wurde geschrumpft - und beträgt mt 300 Quadratmetern nur noch die Hälfte der bisherigen Fläche. Das hängt damit zusammen, dass die Nachrichten nun erst mal aus dem bisherigen Ersatzstudio N2 gesendet werden. Nach dem Sendestart soll die ältere, dann nicht genutzte Fläche im Studio N1 renoviert werden, ehe zu einem späteren Zeitpunkt der Umzug zurück erfolgen wird. Fürs Publikum dürfte das angesichts des virtuellen Erscheinungsbildes aber keinen Unterschied machen.

Optisch werden die Sendungen zudem dichter zusammenrücken: 19-Uhr-"heute", "heute-journal", "heute journal update", aber auch die "heute"-Sendungen am Tag sowie das Wetter und "logo" setzen auf Blau als bestimmende Farbe - je später die Sendung läuft, desto dunkler wird der Ton. Der im Hintergrund verwendete Globus setzt derweil auf eine Linienschraffur, die die Nachrichtensendungen als modernes Grafikelement prägen soll. Ebenfalls neu: In der 19-Uhr-"heute" läutet künftig eine Digitaluhr den Beginn der Sendung ein. Überrbeitet wurden auch die Opening und die Musik, deren Grundthema zwar erhalten bleibt. Der Sound soll nach Angaben des ZDF jedoch "moderner und markanter" werden.

Im modernisierten Studio kommen zudem weniger Scheinwerfer zum Einsatz als bisher. Eingesetzt wurden 70 energiesparende LED-Flächenleuchten, die nicht nur für eine geringere Temperatur sorgen, sondern ein Licht erzeugen, das die Gesichter von Moderatorinnen und Moderatoren "natürlicher" aussehen lässt, wie das ZDF erklärt. Beim neuen Kamera-Roboter setzt das ZDF derweil auf Technik aus Großbritannien. Er fährt auf Schienen, ist somit nicht fest an einem Ort platziert, hat aber dennoch einen Schwenkbereich. Möglich seien dadurch "mehr Bewegung und mehr Einstellungen", heißt es.

Ein zentrales Grund- und Brandingelement des neuen On-Air-Designs ist, so erklärt es der Sender, die sogenannte "Keyline". Sie soll als "visuelle Metapher für die Essenz der Nachrichten" dienen. Die dynamische Linie steht für sich immer in Bewegung und soll die Informationen auf unterschiedlichen Ebenen unterstützen und präsentieren. Gleichzeitig soll sie die Grundlage für ein neues System an Piktogrammen bilden.

"Kompakter und konzentrierter"

Bettina Schausten © ZDF/Markus Hintzen Bettina Schausten
"Mit dem Relaunch stärken wir die Erklär-Kompetenz unserer Nachrichtensendungen und rücken unsere Moderatorinnen und Moderatoren klarer in den Fokus“, sagt ZDF-Chefredakteur Peter Frey. "Der neue Rahmen, in dem wir unsere Nachrichten präsentieren, ist attraktiv, zeitgemäß und stützt die Information: Es geht immer um die Inhalte, es zählen die akkuraten und seriös recherchierten Fakten." Und Bettina Schausten, stellvertretende ZDF-Chefredakteurin und Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Aktuelles, ergänzt: "Mit dem Redesign schließen wir ein Modernisierungsprojekt ab, das mit dem Relaunch unseres Online-Nachrichtenangebots ZDFheute Anfang 2020 begann." Im neuen Studio N wolle man künftig "kompakter und konzen­trierter" sein.

Die virtuellen Erklärräume soll es derweil auch weiterhin geben. "Bildinformationen sind in den vergangenen Jahren immer wichtiger geworden und spielen auch im neuen Studio eine größere Rolle", sagt Schausten. "Mit Bild und Grafik komplizierte Sachverhalte knapp und auf den Punkt zu erklären, ist schon jetzt ein Erfolgsrezept unserer Nachrichtensendungen und wird künftig noch mehr genutzt werden. Dabei gilt nach wie vor die Regel: Es wird keine falsche Realität vorgegaukelt, sondern eine optische Unterstützung für Erklärung gegeben."