Der italienische Medienkonzern Mediaset hat seinen jahrelangen Rechtsstreit mit Vivendi beigelegt. Der französische Konzern ging lange und auf verschiedenen Ebenen gegen die geplante Firmenverschmelzung von Mediaset Italia und Mediaset España sowie den Umzug in die Niederlande vor, weil man eine unrechtmäßige Verwässerung der Anteile befürchtete. Vivendi hält rund 30 Prozent der Mediaset-Aktien.

Nun konnten sich die beiden Unternehmen einigen. Demnach wird Vivendi in den kommenden fünf Jahren einen großen Teil der 30 Prozent verkaufen, künftig wollen die Franzosen nur noch mit einer Minderheitsbeteiligung von 4,61 Prozent Aktionär bei Mediaset bleiben. Die Fininvest-Holding des ehemaligen Premierministers Silvio Berlusconi sichert sich im Gegenzug einen Teil der bislang von Vivendi gehaltenen Anteile und könnte so künftig wieder ohne größere Probleme bei Mediaset schalten und walten. Schon heute ist Fininvest größer Einzelgesellschafter.

In den vergangenen Jahren hatte Vivendi viele Projekte geblockt - darunter auch die geplante Media for Europe (MFE). Das soll eigentlich eine Dachgesellschaft für Mediasets europäische Aktivitäten werden. Vivendi sah dieses Projekt bislang kritisch, deshalb blieb es hier auch lange nur bei Ankündigungen. Nun aber könnte Bewegung in die Sache kommen - und das hätte wohl auch Auswirkungen auf ProSiebenSat.1. Mediaset hält 12,4 Prozent der Unternehmensanteile an dem deutschen Medienkonzern direkt, über Aktien-Optionen sind es weitere 11,2 Prozent. Der Einfluss ist also heute schon recht groß.

Nach der Einigung mit Vivendi wolle man die Pläne für einen gesamteuropäischen TV-Konzern nun vorantreiben, erklärte Mediaset-Chef Pier Silvio Berlusconi, Sohn von Silvio Berlusconi, in einem Interview. "Nach fünf Jahren Stillstand wird Mediaset jetzt endlich einen gesamteuropäischen Fernsehkonzern gründen können, den wir schon seit längerer Zeit planen, und neue Ressourcen in Technologie investieren". Media for Europe sei ein "ehrgeiziges und innovatives Projekt, das Jobs schaffen kann", so Berlusconi. Die Nachrichtenagentur Reuters berichtet von "Fachleuten", die davon ausgehen, dass Mediaset ProSiebenSat.1 in seine Pläne miteinbeziehen wolle. Einige Analysten rechnen bereits mit einem Zusammenschluss der Unternehmen. 

Auf die Pläne von Mediaset angesprochen, reagierte man in Unterföhring bislang stets zurückhaltend. Weil die Italiener mit Vivendi stritten, konnte man sich das lange leisten. "Wir kommen sehr gut klar", sagte Vorstandssprecher Rainer Beaujean vor wenigen Wochen bei der Bilanz-Pressekonferenz. Gegenüber Reuters man jetzt, man wolle Spekulationen nicht kommentieren. "Uns wurde bisher kein Vorschlag – auch nicht von Mediaset – unterbreitet, den wir bewerten können." Sollte es einen solchen Vorschlag geben, werde man diesen "ergebnisoffen im Detail analysieren und dabei die Interessen aller Stakeholder berücksichtigen". Eins ist jedenfalls klar: Nachdem zuletzt lange Stillstand herrschte, ist ein "Vorschlag" aus Italien wahrscheinlicher geworden. 

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