Das Thema Klimaschutz wird überall auf der Welt wichtiger, auch die Medienbranche ist da keine Ausnahme. Jetzt hat Netflix angekündigt, bis Ende des kommenden Jahres völlig klimaneutral arbeiten zu wollen. So will man bereits ab diesem Jahr den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid verringern sowie die anfallende Mengen speichern und entfernen. Ab Ende 2022 will man dann das Ziel von Null Emissionen netto erreichen. Um das alles zu schaffen, hat man mit Wissenschaftlern ein dreistufiges Programm entwickelt. 

Konkret geht es in einem ersten Schritt um die Reduktion von Emissionen. Dabei will man sich an dem Ziel des Pariser Übereinkommens, die globale Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, orientieren. In einem zweiten Schritt wird Netflix bis Ende des laufenden Jahres interne Emissionen, die nicht vermeidbar sind, "vollständig neutralisieren". Dies geschiehe durch Investitionen in Projekte, die verhindern, dass Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre gelangt. Außerdem wolle man damit beginnen, gefährdete Naturschutzgebiete wie tropische Wälder zu erhalten, da diese für das Erreichen der globalen Klimaziele entscheidend seien.

Im dritten und letzten Schritt geht es um die Entfernung von Kohlenstoffdioxid aus der Atmosphäre. So will man bis zum Jahresende 2022 in die Regeneration wichtiger natürlicher Ökosysteme investieren, um das Netto-Null-Ziel zu erreichen. Bei diesen Projekten handelt es sich etwa um die Wiederherstellung von Grünflächen, Mangroven und Böden.

Kein Ausgleich von Streaming-Emissionen 

Nach eigenen Angaben betrug der CO2-Fußabdruck von Netflix im vergangenen Jahr 1.100.000 Tonnen. Rund die Hälfte davon entfällt auf die Produktion von eigenproduzierten Inhalten, weitere 45 Prozent stammen aus dem Unternehmensbetrieb. Und die letzten 5 Prozent sind auf Cloud-Anbieter zurückzuführen, die man nutzt, um die eigene Plattform zu betreiben. Es gibt in dem nun von Netflix groß angekündigten Projekt aber auch einen Haken. Denn die Emissionen, die aus den Internetübertragungen der Netflix-Kunden anfallen, werden nicht in den Fußabdruck hineingerechnet - und deshalb will Netflix sie auch nicht ausgleichen. In der Vergangenheit gab es bereits Kritik an der vermeintlichen Umweltschädigung, die durch das Streamen von Serien und Filmen entstehen würden. 

Von Netflix selbst heißt es nun, eine Stunde Streaming im Jahr 2020 würde 100 Gramm CO2 verursachen. Das entspricht ungefähr der Fahrt eines benzinbetriebenen Autos über 400 Meter. Netflix bezieht sich bei diesen Zahlen auf die Ergebnisse des Forschungsprojekts DIMPACT. Das von der University of Bristol geleitete Konsortium von Unternehmen aus der Unterhaltungsbranche hat ein Berechnungs-Tool zur Messung und Bewertung der Emissionen von Videostreaming erarbeitet.

Zur Umsetzung der eigenen Ziele hat Netflix jedenfalls auch eine unabhängige Beratergruppe geschaffen, die ehrenamtlich arbeitet. Mit dabei sind beispielsweise Professor Dr. Johan Rockström vom Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Christiana Figueres und Tom Rivett-Carnac, Mitgestalter des Pariser Übereinkommens und Gründer von Global Optimism, Dr. Katharine Hayhoe, Chief Scientist, The Nature Conservancy und Professorin mit Lehrstuhl an der Texas Tech University, Kelly Kizzier, VP Global Climate, Environmental Defense Fund, Derik Broekhoff, Senior Scientist, Stockholm Environment Institute, Marcene Mitchell, SVP Climate und Tim Juliani, Corporate Engagement, WWF sowie Xiye Bastida, Aktivistin und Gewinnerin des "Spirit of the UN"-Awards.