Dass am Samstagabend "Deutschland sucht den Superstar" und der Kids-Ableger von "The Voice of Germany" gegeneinander antreten, wäre noch vor einigen Jahren eine große Sache gewesen. Die "Superstar"-Suche war einst der Show-Überflieger schlechthin, der im ersten Jahr zweistellige Millionen-Reichweiten erreichte und selbst vor fünf Jahre noch deutlich mehr als 20 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe verzeichnete - im Schnitt. In diesen Sphären war "The Voice Kids" freilich nie unterwegs, doch an die Marke von 20 Prozent kam die Sendung während der ersten Staffel auch heran. Die liegt mittlerweile allerdings ganze acht Jahre zurück.

Die Zahl der Auftritte vor Juroren oder Coaches, die seither über die Bildschirme flimmerten, lässt sich wohl nur noch schwer nachrechnen. Da ist es nur allzu verständlich, dass das Interesse des Publikums nachgelassen hat - und gleichwohl bemerkenswert, dass Formate wie "DSDS" oder "The Voice" auch zuletzt noch verlässliche Quotenbringer für die Sender waren. Sat.1-Unterhaltungschef Mark Land, der aktuell den in Elternzeit befindlichen Kaspar Pflüger als Senderchef vertritt, hat eine Erklärung dafür. "'The Voice Kids' ist eine Musikshow, und Musik bringt Menschen seit jeher zusammen", sagt er gegenüber DWDL.de.

Die Show biete "ein Seherlebnis mit starken jungen Stimmen, Starpower durch die Coaches, berührenden Momenten und einer Menge Spaß", so Land weiter. "Diese Zutaten bilden den Kern für den nachhaltigen Erfolg von 'The Voice Kids'." Wahr ist allerdings auch, dass die Show im vergangenen Jahr mit teils deutlich einstelligen Marktanteilen so schlecht lief wie noch nie - angesichts dessen erscheint es nachvollziehbar, dass man sich in Unterföhring kurzerhand dazu entschied, das Format am hart umkämpften Sonntag aus der Schusslinie zu nehmen. Wohl wissend, dass es samstags mit "Deutschland sucht den Superstar" und Florian Silbereisens auch beim jungen Publikum zunehmend beliebteren ARD-Schlagershow keineswegs einfacher wird.

Mark Land © SevenOne/Florian Bachmeier Mark Land
Neben neuen Coaches soll daher auch eine konzeptionelle Veränderung frischen Wind in die Show bringen. "Für einen langanhaltenden Show-Erfolg feilen wir von Staffel zu Staffel an den Feinheiten und entwickeln das Formatkonzept weiter. In Staffel neun bekommt 'The Voice Kids' durch die Öffnung für Bands noch einmal eine ganz neue Ebene", sagt Mark Land und hofft zugleich, einige Fans zurückzugewinnen. "Mit dem neuen Sendeplatz am Samstag bieten wir bestes Entertainment für die ganze Familie, die vielleicht am Sonntag nicht immer zusammen gucken konnte."

Tatsächlich ist die Fan-Base wohl ein ganzes Stück größer als es die reine TV-Reichweite vermuten lässt. Der stellvertretende Sat.1-Chef blickt nicht ohne Stolz auf die digitalen Erfolge von "The Voice Kids". Dort hält die Blind Audition aus einer früheren Staffel mit 64,5 Millionen Abrufen einen beeindruckenden Rekord. Zugleich hat Sat.1 mit seinem Kids-Spin-Off deutlich länger durchgehalten als RTL, wo es vor nunmehr neun Jahren schon einmal "DSDS Kids" zu sehen gab. Mit durchschnittlich 14 Prozent Marktanteil wäre die Sendung, gemessen an heutigen Maßstäben, ein schöner Erfolg für den Sender. Damals jedoch zog RTL nach nur einer Staffel den Stecker.

Deutschland sucht den Superstar © TVNOW / Stefan Gregorowius Dreharbeiten für "Deutschland sucht den Superstar" auf Mykonos

2012 gingen die Uhren eben noch anders. "Deutschland sucht den Superstar" lockte damals noch regelmäßig mehr als fünf Millionen Zuschauer vor den Fernseher, beim "Supertalent" fieberten wenige Wochen zuvor sogar über sieben Millionen mit - auf teils mehr als 40 Prozent zog der Marktanteil der zweiten Bohlen-Show bei RTL zeitweise an, sodass selbst der damalige Quoten-König Thomas Gottschalk kapitulierte. Gemessen daran war "Das Supertalent" zuletzt nur noch ein Schatten seiner selbst: Weniger als drei Millionen Zuschauer und kaum mehr als elf Prozent Marktanteil in der Zielgruppe waren für das Finale der jüngsten Staffel drin.

Eine Fortsetzung ist hier dennoch ebenso geplant wie bei "Deutschland sucht den Superstar", "The Voice of Germany" und "The Voice Kids", auch wenn all diesen Formaten vor dem Hintergrund zunehmender Redundanz und sinkender Quoten eine Pause sicherlich gut täte. Weil RTL, ProSieben und Sat.1 mit ihnen jedoch derart viele Sendeplätze füllen, ist eine geringere Schlagzahl fast unmöglich geworden - zumal ein echter Ersatz nicht in Sicht ist. Dass ein Casting-Format frisch und trotzdem stark bleiben kann, stellt derzeit jedoch wieder "Germany's next Topmodel" unter Beweis: Jüngst verbuchte die ProSieben-Show gar die beste Quote seit acht Jahren. Beim nahenden Duell zwischen "DSDS" und "The Voice Kids" dürften solche Jubelmeldungen allerdings sehr wahrscheinlich ausbleiben.

"The Voice Kids" am Samstag um 20:15 Uhr in Sat.1, parallel dazu läuft "Deutschland sucht den Superstar" bei RTL