Die Welt wäre ein ganzes Stück langweiliger, wenn alle Menschen gleich wären. Das hat man in ganz besonderer Weise beim Fernsehen verinnerlicht, wo Serienerfinder wohl vor allem dann eine Chance haben, ihren fiktionalen Stoff zu verticken, wenn die Hauptfiguren unterschiedlich sind. Eine beliebte Spezies sind die ungleichen Ermittlerpaare, die sich spinnefeind sind, beim Lösen der Fälle aber trotz oder gerade wegen ihrer Unterschiede sämtliche Fälle lösen.  

Auch in der Anwaltswelt konnten ähnliche Konstellationen schon bestaunt werden. Im besten Fall ist das äußerst unterhaltsam, so wie einst bei "Edel & Starck". Im schlechtesten Fall wirkt die Szenerie ziemlich bemüht, so wie in der neuen, von Constantin Television produzierten ZDF-Serie "Kanzlei Berger", mit der der Sender nichts weniger als "ein neues und turbulentes Kapitel der 'Familienserien im ZDF' zu öffnen" versucht, wie es heißt. 

Die Gegenpole werden verkörpert von Eva-Maria Reichert und Nele Kiper, die die beiden Schwestern Caro und Niki spielen. Die eine blond, die andere brünett; hier der Familienmensch, dort der Single aus Überzeugung. Und auch beruflich eint die beiden nicht viel, auch wenn sie, dem Vorbild ihres Vaters (Robert Giggenbach) folgendend, Juristinnen geworden sind. Caro ist sozial engagiert, moralisch, rechtschaffen und in der Landsberger Familienkanzlei tätig, Niki wiederum arbeitet in einer Münchner Top-Kanzlei und agiert mitunter skrupellos - bis sie wegen eines dummen Fehlers ihre Zulassung verliert.

Kanzlei Berger © ZDF/Hannes Magerstaedt Die Schwestern Caro (Eva-Maria Reichert, r.) und Niki Berger (Nele Kiper, 2 v.r.) reden zusammen mit ihrer Mutter Angelika (Sissi Perlinger, M.) Vater Karl-Heinz (Robert Giggenbach, l.) ins Gewissen. Er hat seinen Herzinfarkt knapp überlebt und muss in die Reha.

Dann kommt es, wie es kommen muss: Weil ihr Vater einen Herzinfarkt erleidet, springt Niki kurzerhand in der heimatlichen Kanzlei ein, und man muss nicht viel Fantasie besitzen, um zu erahnen, dass sich daran auch so schnell nichts ändern wird. Getreu dieser Schablonen ist der Weg der Familiengeschichte daher schon nach wenigen Minuten vorgezeichnet. Echte Überraschungen? Fehlanzeige. Das gilt auch für den ersten Fall: Bergers wichtigster Mandant möchte seinen unehelichen Sohn kennenlernen, bevor dieser sich einer lebensgefährlichen Situation unterziehen muss - zum Ärger der Mutter, die jeglichen Umgang verbietet.

Hier kommen dann wieder die ungleichen Schwestern ins Spiel: Während Caro Verständnis für die Mutter zeigt, würde Niki das Problem nur allzu gerne mit Geld aus der Welt schaffen. Dass es trotzdem ein Happy End gibt, ist an dieser Stelle sicher nicht zu viel verraten, so klischeehaft wie es in der neuen Serie zugeht, an deren Büchern gleich sechs Autorinnen und Autoren beteiligt waren, die wiederum von drei Regisseurinnen und Regisseuren in Szene gesetzt wurden. 

Weil echte Spielfreude nur selten zu erkennen ist, will dann auch der Funke nicht so recht überspringen. Für eine der wenigen positiven Ausnahmen sorgt allenfalls Sissi Perlinger, die das weibliche Familienoberhaupt spielt und eigentlich zuhause ausziehen will - wäre da nicht der Herzinfarkt ihres Gatten dazwischengekommen. Ansonsten wirkt "Kanzlei Berger" fast durchgängig bemüht, was sich nicht nur an der vorhersehbaren Handlung bemerkbar macht, sondern auch an faden Dialogen. Mag sein, dass das für den Vorabend reicht. Ein neues Kapitel ist das alles nicht.

"Kanzlei Berger", mittwochs um 19:25 Uhr im ZDF